Manche Künste, die wir heutzutage wie selbstverständlich begreifen und auslesen, haben sich ihren Status als Kunst erst erkämpfen müssen. So gilt die serielle Fotokunst als sehr junges Forum, worin Theorien, Reflexe und Abzüge diskutiert werden.

Ein Pionier der Fotographie einer „mechanisierten Welt“ ist Hans Glauber, in Innichen geboren, in Como groß geworden und in Frankfurt zur Entfaltung gekommen. Eigentlich als Soziologe bei Olivetti angestellt, entwickelt er einen „Grafismus“, der sogar Umberto Eco und Theodor W. Adorno begeistert. Ala Alterswerk organisiert er von 1985 bis zu seinem Tod 2006 die Toblacher Gespräche, die unter dem bemerkenswerten Programm stehen: „Langsamer, weniger, besser schöner.“

Eine fette Festschrift ist natürlich immer eine Gaudi für die geehrte Person, aber man sollte sich auch als Leserin und Leser ordentlich freuen, dass es ab und zu helle Köpfe im Land gibt wie Hans Heiss, der imstande ist, eine fette Festschrift über die Zivilgesellschaft auszulösen.

Im Bereich der regionalen Zivilgesellschaft gibt es naturgemäß viele weiße Flecken, das Thema steht erst am Anfang der Diskussion, dennoch bemüht sich Hans Heiss schon ein Leben lang, eine politische Kultur der regionalen Identität zu entwickeln, die die bürokratisch angehauchte Zentralverwaltung in Brüssel ergänzt, manchmal auch zu ihr in Opposition steht.

„Das Handbuch Erziehung, dessen Konzeption ein weiter Erziehungsbegriff zugrunde liegt, leistet eine umfassende Darstellung der Theorie und Praxis der schulischen, außerschulischen und familiären Erziehung.“ (14)

Deklariertes Ziel des umfangreichen Handbuches ist es, den aktuellen Stand der Diskussion und der Forschung auf dem Gebiet der Erziehungswissenschaft darzustellen, ohne dabei die historische Entwicklungen und internationale Perspektiven aus dem Auge zu verlieren. Dabei kommen aber auch aktuelle Kontroversen im Rahmen der theoretischen Grundlagen und der Erziehungspraxis zur Sprache.

Am Rande einer Gesellschaft gibt es oft nur noch schwarz und weiß, so dass man sich in der literarischen Darstellung am besten mit klaren Formen wie dem Western oder dem Marshal-Krimi helfen kann.

Elmore Leonard ist berüchtigt für seine klare Figuren-Sprache, einen Plot von der Schärfe eines Scherenschnittes und einem tödlichen Witz. Wie schlagen sich deine Verwandten dort, wird jemand gefragt, sie sitzen oder sind tot, lautet die lapidare Antwort. (19)

Eine Hauptaufgabe der Literatur ist es, die Zeitgeschichte in diskussionswürdige Geschichten zu verpacken, um dann die Geschichtsforschung auf den Plan zu rufen.

Rainald Goetz nennt dieses Unterfangen in seinem Roman über den Wirtschaftsboss Johann Holtrop einen Abriss der Gesellschaft, was durchaus doppelsinnig zu verstehen ist als Dekonstruktion und Überblick.

Die intensivsten Geschichten lassen sich am besten durch Bilder erzählen und die größten Datenmengen nisten sich über Piktogramme fast wie von selbst im Gehirn ein.

Hermann Gummerer und Franziska Hack rollen das Land Südtirol mit aberwitzig innovativen Tabellen, Torten-Segmenten, Piktogrammen, Schaltkreisen und Sinnspiralen auf. Dabei lautet offensichtlich die Spielregel: alles, was vielleicht in einem Buch steht, lässt sich auf einer einzigen Schautafel zusammenzufassen.

„Vor die Wahl gestellt zwischen Kummer und Nichts, nehme ich den Kummer.“ (116)

Was mit der Märchen-Formel „Es war einmal“ beginnt, ist der alptraumhafte Versuch, mit den Mitteln der Poesie und der archaischen Gedichtform das Unheimliche zu beschreiben, nämlich die Auswirkungen des implodierten Reaktors Fukushima.

Vielleicht ist das Leben nur ein Auszählreim, durch den man eines Tages ohne Kommentar aus dem Leben ausgeschlossen wird.

Maria Beerenberger, die Hauptfigur in Anna Weidenholzers Roman „Der Winter tut den Fischen gut“, ist schwer angezählt. Aus diesem Grund beginnt der Roman mit dem vorläufigen Ende, die Protagonistin ist nach treuen Jahren Arbeit in einem Textilgeschäft gekündigt worden, „sie konnte nicht mehr gehalten werden“.

Ein Untertitel, der straff ins Unterbewusstsein fährt und dort Zustimmung auslöst, zwingt einen geradezu, auch den Obertitel und das ganze Buch dazu zu lesen. Denn wer kommt nicht in euphorische Zustimmung, wenn behauptet wird, dass immer die Falschen Karriere machen?

Roman Maria Koidl nennt diese Typen, die in allen Gesellschaftsschichten den Ton angeben, Blender. Und die potentiellen Leser sind also offensichtlich das Gegenteil, nämlich aufgeklärte, nicht verblendete Erscheinungspuristen.

Eine Novelle muss uns eine unerhörte Begebenheit nahebringen, die uns vielleicht sogar nahe geht.

Hans Platzgumer stellt mit seiner Novelle vom Bauträger Anton Corwald vielleicht eine neue Gattung vor, nämlich die literarische Nachbearbeitung einer internationalen Nachricht. Zu diesem Zweck installiert er eine so genannte Rahmenhandlung, die darin besteht, dass der Ich-Erzähler, ein 38-jähriger Bauingenieur, sich zu Hause in Wien mit jeder Menge Ottakringer ansäuft und auf seine Mama wartet, dass sie ihm die Wohnung putzt.