Buch-Cover"Es ist der Geruch, der Indien ausmacht!" (34) Maria E. Brunner bringt in ihrer Prosa über Indien so gut wie alle Sinnesorgane in Stellung, Zitate aus Studien, Analysen authentischer Reisen, die Hinterseite von Prospekten werden genauso verwendet wie verdrehte Drehbücher aus Bollywood und Investitionskampagnen von Wirtschaftstreibenden.

Aber nichts kommt an das heran, was man in Indien riecht, ein Gemisch aus Kerosin, Kot, Räucherstäbchen und Fäkalien.

Buch-CoverIrgendwie erinnert der Titel an ein weinendes Kind, das sich gerade den Kopf angeschlagen hat, und dann kommen die aufgeschreckten Erwachsenen daher gerannt und sagen der Reihe nach, es wird alles wieder gut.

Oliver Tanzer beruhigt, indem er historische Parallelen zur wirtschaftlichen Gegenwart aufzeigt. Die französische Revolution ist wegen wirtschaftlicher Schweinereinen entstanden und hat schließlich den Adel aus seinen ideologischen Floskeln geworfen und weltweit die Tugenden Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ausgeschüttet.

Buch-CoverWas passiert, wenn man aus dem gewöhnlichen Leben so heftig aussteigt, dass man nur noch weiß um sich "sieht"?

Hans Platzgumer schickt seinen Anti-Helden Sebastian Fehr ans Ende der Welt und versucht zu beschreiben, was in der extremsten Grenzsituation tatsächlich passiert. Frankfurt gilt als der Mittelpunkt der pragmatisch-faden, ökonomisch-unaufgeregten Welt, eine Bank ragt in die nächste hinein, ein durch-designtes Leben umarmt das nächste. Wer hier lebt und stirbt, hat letztlich nichts von der Welt mitbekommen.

Buch-CoverHilf dir selbst, sonst hilft dir Gott. So in etwa könnte die Grundbotschaft jener beiden Erzählungen lauten, die den Ich-Erzähler an jene Grenze gebracht haben, hinter welcher entweder das Jenseits oder die irdische Verstümmelung warten.

Reinhard Kocznar steckt teils autobiographische Erlebnisse einem Ich-Erzähler in den Holster, und die Erzählungen sind durchaus scharf geladen.

Buch-CoverMit dem Mutterglück ist es so eine Sache, knapp am Kitsch angesiedelt zieht dieser Begriff seine Heldinnen oft gnadenlos in die Tiefe, sobald sich diese auf das Mutterglück berufen.

Als gevifte Erzählerin schickt Karin Ivancsics ihre Protagonistinnen jeweils in eine Grenzsituation, dabei ist vielleicht der Status der Mutter insgesamt eine Grenzsituation.

Buch-CoverPerfekte Literatur kommt letztlich ohne Handlung aus. Im Gegenteil, sie streift jede irdische Beschwernis ab und geht in die Luft.

Rolf Dobelli legt den Rahmen seines Buches äußerst karg und ökonomisch an, dafür gibt es dichtestes Material in Form von Sentenzen, kleinen Aphorismen, halbwachen Gedankenpixeln.

Buch-CoverWenn ein ehemaliger Untergrund-Autor so großen Wert darauf legt, dass sein Roman „non-fiction“ ist, dann spricht daraus bereits eine gewisse Lebenserfahrung im Umgang mit der so genannten Wahrheit.

Vordergründig handelt es sich bei Dimitri Prigows Text um einen Reisebericht. Der Ich-Erzähler landet in Japan und hat den starken Wunsch, das alles niederzuschreiben. So gibt es einen Start, der schlicht ‚Beginn’ heißt und die Lebensweisheit aus der Sowjetunion für Jugendliche zusammenfasst: Wenn Schlägertypen auftauchen, sagt man einfach geht weg, und die Typen gehen weg.

Buch-CoverLängst wissen wir, dass in der Wirtschaft die Etikette mindestens so wichtig ist wie die Zahlenkolonnen auf den diversen Transaktionspapieren.

Eine gute Dienstleistung wird erst durch professionelles, gepflegtes Auftreten der handelnden Personen zu einem angenehmen Ereignis, harte Sätze erfordern oft einen dämpfenden Filter der Diplomatie, und ab und zu brauchen die erfolgreichen Wirtschaftstiere auch einen passenden Laufstall, worin sie ihre hart arbeitenden Körper in schönen Gewändern dramaturgisch einwandfrei ausführen können.

Buch-CoverManchmal reißt einen ein edler Umschlag mit poliertem Werkzeug in die düsterste Materie. Magnus Mills hat nichts Größeres vor, als die komplette Arbeitswelt als Wahnsinn darzustellen, uns Leser darin zu verstricken und dann das ganze mit Ironie in die Luft zu jagen.

Über das ganze Land verteilt gibt es ein geheimnisvoll wichtiges Transportunternehmen, das nichts anderes tut, als alle Transportgeräte und deren Fahrer in gleichmäßiger Bewegung zu halten. Zu diesem Zweck wurde der so genannte Univan erfunden, ein völlig untauglicher Klein-LKW, der außer sich selbst und den pragmatisierten Fahrern kaum etwas transportieren kann.

Buch-CoverDie Schweiz exportiert nicht nur den Magnetismus von Großkonzernen, der dann allenthalben wieder das Kapital in die Schweiz schickt, Schweizer Autoren kümmern sich in ihren Texten auch um die Befindlichkeiten der Manager, die diese Konzernphilosophie bis zum jeweils bitteren Ende durchziehen müssen.

Neben dem ironischen Business-Autor Martin Suter ist es vor allem Rolf Dobelli, der seinen Managerfiguren beim Älterwerden unbarmherzig auf die Finger und in die Seele schaut.