Buch-CoverKann ein unspektakulärer Mensch eine spektakuläre Biographie haben? Wolfgang Raffeiner zeigt mit seinen Mitschriften zum eigenen Leben, dass das so genannte einfache Leben durchaus aufregend sein kann.

Als Chef einer Zimmerei hat er ein Leben lang nicht nur die schwersten Stämme behauen und zersägt, sondern daneben auch immer sein Leben in wohl proportionierte Scheiter zerhackt und zu einer Tagebuchartigen Kulturmitschrift aufgeschlichtet.

Buch-CoverSo genannte wahnsinnige Romane können am ehesten ein wahnsinniges System beschreiben im Sinne einer authentischen Dokumentation. Diese Superfiktionen können aber auch dazu dienen, so genannten normalen Systemen einen Spiegel vorzuhalten und zu zeigen, wie letztlich jede politische Zelebration mit einem Schuss Irrwitz unterlegt ist.

Daniel Banulescus erster Teil einer satten Trilogie über das perverse System der Ceausescus hält sich scheinbar an keine Logik, und trifft deshalb die Geschichte am genauesten.

Buch-CoverBestseller aus vergangenen Zeiten vermitteln bei der aktuellen Lektüre dieses spannende Knacksen, wenn die Patina durch heftigen Lichteinfall aus der Gegenwart aufspringt. Heinrich Kliers Bestseller aus dem Jahre 1964 liest sich nach vierzig Jahren wie eine Gebrauchsanweisung zur Eroberung der Alpen.

In der Hülle dieser Eroberungsgeschichte stecken kaum getarnt ein Gebirgs-, Abenteurer- Indio-, Liebes- und Schürfroman. So gut wie alles, was die damalige Fiktionslehre herzugeben vermochte, ist in diesem „Silber für die braune Göttin“ eingeschmolzen.

Buch-CoverEin Gedichtband wie geschaffen für das Internet. Da wechselt das lyrische Ich wie ein Surfer in den Wellen des Internets von einem Thema und von einem Ort zum nächsten, um schließlich ganz unverhofft mit neuer Maske wieder zurück zu kehren. Da heißt es anschnallen und festhalten.

Allen LeserInnen die es genau wissen wollen erhalten in einem Notglossar eine ultimative Verständnishilfe für die wichtigsten lyrischen Begriffe: ?Afterschock, das Nachbeben das naturgemäß mehr Entsetzen auslöst als das Erstbeben, zwar ist der Innovationswert geringer, dafür aber der Schock umso größer.? oder ?Lyrisches Ich: Entsteht bei der germanistischen Spaltung eines Schizoids, flüchtet oft in ein Gedicht und benimmt sich darin unberechenbar.?

Buch-CoverWie immer bei „ide“-Heften ist auch dieses Themenheft zum 200sten Geburtstag Adalbert Stifters in der Lage, den Deutschunterricht der aktuellen Saison zu verschönern und von der Interessenslage des Stoffes her upzudaten.

Darüber hinaus hat dieses Stifter-Heft auch die freche Eigenschaft, mehrere Generationen des Jahres 2005 in ihrer Stifter-Befindlichkeit zu beschreiben. Was wird vom Stifter-Jahr bleiben, wenn es aus ist?, heißt es süffisant in der Einbegleitung. Nach Ablauf des Stifter-Jahres kann man sagen: eine Menge!

Buch-CoverEigentlich bietet dieses Leben Stoff für mindestens drei Schriftstellerleben. Irgendwann, als der autobiographische Erzähler schon fest in der Literatur verankert ist, schütteln die Leser den Kopf, dass es so ein Schicksal nicht nur in der Literatur sondern in "Echt" gibt.

In einer Mischung aus individueller Erinnerung, verdichteter Biographie und literarisierender Erlösungstheorie schreibt der Autor in thematischen Schleifen das auf, was er für die Substanz seines Lebens hält.

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Wer glaubt in diesem Buch allgemein bekanntes Tiroler Brauchtum zu finden, hat Recht und täuscht sich trotzdem. Auch wenn die meisten die verschiedenen Feiertage und die damit verbundenen Bräuche kennen, tappen viele bei der Frage nach deren Herkunft und Bedeutung bereits im Dunkeln.

Die Leser treten gleich zu Beginn eine überaus spannende und aufregende Reise durch den Tiroler Raum und die Tiroler Jahreszeit an. Petra Streng und Gunter Bakay arbeiten sich bei ihrer Präsentation und Analyse des Tiroler Brauchtums mit Akribie durch den Jahreskalender und gleich zu Beginn, am Neujahrstag, erleben die Leser ihre erste Überraschung. Dass nämlich das neue Jahr am 1. Jänner beginnt, wird als verhältnismäßig junge Erscheinung entlarvt. Der ursprüngliche Jahresbeginn Ursprünglich war der Dreikönigstag am 6. Jänner.

Buch-CoverWas wir im Tirolerischen Dialekt als sachte Anmache empfinden, etwa "Ruck zouba!", ist in diesem Buch chinesisch und heißt "Gehen wir!"

Die Südtiroler Autorin Anna Stecher hat ihre bisherigen Studien in Peking auch dazu genützt, uns in den Tälern hinten Gebliebenen etwas im chinesischen Stil zu erzählen. Zu diesem Zwecke verwendet sie das Vehikel der Sanwen-Prosa, das sind lose Schriften, die mal als Tagebucheintragung daherkommen, als schlichte Prosazelle oder als phantastische Traumnotation ohne dramaturgisches Korsett.

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Im Schloss von Franz Kafka treten ab und zu zwei Trottel auf, die den Landvermesser in seiner Suche nach dem Glück im Schloss stören. An diese zwei Deppen muss man denken, wenn in Stanislav Struhars Roman zwei ausgerastete Männer aus dem Verlagswesen eine Frau belästigen, die gerade auf offener Straße geistig ein wertvolles Buch lektoriert.

An dieser Stelle wird es für den Ich-Erzähler Zeit, einzugreifen. Er rettet die Frau vor der Belästigung und bringt sich selbst ins Spiel, indem er sich zwei Finger bricht.

"Dazwischen / auf der Fahrt ins Dorf / kein Wort." (100) Siegfried Nitz geht in seinem Fabriks-Dorf-Roman jenen Fugen nach, die zwischen den Erzählplatten liegen, er schaut gewissermaßen nach, was in den Klusen der glatten Verfliesung verborgen ist.

Zu diesem Zweck wählt er die Erzählmethode eines kollektiven Gesprächszettelkastens. Eine Stimme erzählt etwas, eine andere fügt eingerückt etwas hinzu, dann gibt es wieder Material aus einer Chronik. Der Roman setzt sich letzten Endes aus 39 Vitrinen zusammen, in denen Fußnoten zu verloren gegangen Schaustücken ausgestellt sind.