„Anstatt die Vielfalt mit starren Definitionen in ein Raster zu pressen oder krampfhaft eine große kulturgeschichtliche Linie zu ziehen, wie manche frühere Historiker der Aufklärung es versucht haben, entscheidet sich dieses Buch für ein Mosaik der Ideen, Ereignisse und Gestalten.“ (12)

Mit der Aufklärung erfolgte eine tiefgreifende Umgestaltung der europäischen Gesellschaften, die sich sukzessive von der Bevormundung durch die Religion befreien konnte und nicht mehr das Dogma, sondern allein die Vernunft als Richtschnur und Grenze des wissenschaftlichen und philosophischen Denkens zu akzeptieren bereit war.

„Der Suggestionskraft dieser Heldenerzählung kann man sich schwer entziehen. Sie machte Maria Theresia im Laufe des 19. Jahrhunderts zu der Symbolgestalt österreichischer Staatlichkeit schlechthin. Es fällt schwer sich vorzustellen, dass das nicht immer so war.“ (X)

Maria Theresia zählt wohl zu den bekanntesten Herrscherinnen der Geschichte und in Österreich ist das mythische Bild der übergroßen Landesmutter weitverbreitet. Dabei spielte die Erinnerung an die „Kaiserin“ in den Schriften zur Zeit der Französischen Revolution schon kaum mehr eine Rolle. Es war das 19. Jahrhundert, das sie wieder auferstehen ließ und ihr die Rolle einer zentralen Symbolgestalt der österreichischen Staatlichkeit zukommen ließ. Anhand eines umfangreichen Quellenmaterials legt Barbara Stollberg-Rilinger minutiös das Bild der Kaiserin und ihrer Zeit vor ihrer Verklärung im 19. Jahrhundert frei.

Die Gitarristin der Kultband „The Slit“ schreibt ihr Leben als Memoir auf und bringt noch einmal eine ganze Generation ins Schwärmen.

Viv Albertine ist Pionierin der englischen Punkbewegung und hat vor allem mit den Sex Pistols und The Clash zu tun, ehe sie die Frauen-Punk-Band The Slits mitbegründet. Die musikalischen Nuancen, Interferenzen und Abstrahlungen werden sicher von Fans und Musikkennern entsprechend gewürdigt werden, für den Punk-Dilettanten ist vor allem das Leben der Viv Albertine aufregend bis hin zur Methode, aus einem wilden Leben ein geordnetes Buch zu schreiben.

„Die vorliegende Darstellung möchte dazu beitragen, Xenophons Persönlichkeit zu verstehen und dabei nicht nur seinen Lebenslauf, seine kulturelle Umwelt, seine literarischen Voraussetzungen und Absichten und seine spezifischen Arbeitstechniken, sondern auch seine politischen Anschauungen und Überzeugungen kennenzulernen.“ (4)

Rainer Nickel ist in seiner Monographie über Xenophon, den antiken griechischen Politiker, Feldherrn und Autor von Werken zur Philosophie, Ökonomie und Geschichte, mit viel Akribie dem Leben, den Anschauungen und Überzeugungen des berühmten Sokrates-Schüler auf der Spur. Den Schwerpunkt der Darstellung bilden seine historischen, pädagogisch-ethischen Schriften sowie seine sokratischen Bücher und Schriften über Sokrates.

Das Konsequente an der Geschichte ist, dass sie als gigantischer DNA-Faden durch die Jahrhunderte zieht und nie aufhört. Alles, was in der sogenannten Gegenwart passiert, hat eine mehr oder weniger historio-genetische Verbindung zur Vergangenheit.

Elisabeth Malleier zeigt am Beispiel zweier alleinerziehender Mütter zur Optionszeit, wie die Sache weitergegangen ist. Und letztlich ist sie selbst Opfer und Produkt der Option.

Bücher sind ja den berühmten Eisbergen ähnlich, wir sehen mit etwas Glück das Cover aus den Katalogen ragen und den Rücken aus den Regalen schimmern. Das Wesentliche und Dauerhafte der Literatur freilich bleibt uns meist verborgen und tritt nur durch Lektüre oder Veranstaltungen manchmal ins Licht der Wahrnehmung.

Georg Bydlinski betreut längst einen eigenen Kosmos an Kinder- und Jugendbüchern und ist ein Markenzeichen geworden, das sich noch immer mit Gitarre und guter Stimmung auf den Weg macht, um in Schul-Lesungen die Wahrnehmung für das leise Abenteuer des Alltags umzukrempeln. Anlässlich seines sechzigsten Geburtstages haben Freundinnen und Vorlassbetreuer einen Reader zusammengestellt, der die Poesie des Autors, seine erstaunliche Geradlinigkeit beim Dichten und seine positive Lebensphilosophie würdigt.

Der Tod kommt ja landläufig gesehen von selbst, wenn es plötzlich Vermittler gibt, die den Tod bringen, wird die Sache unheimlich und gefährlich.

Klaus Rohrmoser lässt seine Figuren in einem, wenn überhaupt, schlecht ausgeleuchteten Ambiente agieren. Das Schicksal ist wie bei Tragödien üblich letal, es geht darum, möglichst lange einen Leuchtkörper in der Finsternis in der Hand zu halten. In den drei Erzählungen von „Tod bringen“ ringen die Helden um eine logische Form, um das Unausweichliche irgendwie in dramaturgisch überschaubare Bahnen zu lenken.

„Das Interesse an meinem Buch [„Alles zu seiner Zeit“, Anm. A.M.-H.] hat mich tief berührt. Deshalb habe ich beschlossen, das Zwiegespräch mit den Menschen fortzusetzen und zu erzählen, was ich in den Jahren nach meinem Rücktritt vom Amt des Präsidenten erlebt habe.“ (11)

Während das Vorwort den Inhalt des Buches richtig ankündigt, nämlich als biographische Erinnerung Michail Gorbatschows an die Zeit seit seinem Rücktritt, erweckt der Langtitel den irrigen Eindruck, Insiderwissen über das System Putin zu erhalten, ein Versprechen das nicht eingelöst wird. Dennoch bieten die Erinnerungen und Einschätzungen des großen russischen Politikers, der für das Ende des kalten Krieges und der Sowjetunion verantwortlich gewesen ist, zur vergangenen und aktuellen politischen Lage durchaus interessante Aspekte.

Die Meisterwerke der Spionage laufen im ersten Schritt so geheim ab, dass nicht einmal die beteiligten Personen davon wissen. Der dazu passende Agentenroman dechiffriert dann aus der Sicht der Angehörigen das scheinbar unscheinbare Leben der Helden.

Peter Stephan Jungk schreibt mit den Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart die Lebensgeschichte seiner Großtante, und heraus kommt ein Realo-Thriller. Die Suche nach den Rätseln, das Dechiffrieren einer Geheimkarriere und das Hereinholen eines entfernten Familienmitglieds in den Lichtkegel des Unvergesslichen sind dabei die Grundabsichten der Recherche.

Die Frage nach dem sogenannten Erzählstandpunkt führt Autoren oft direkt ins Meldeamt, wo sie beinahe amtlich festlegen, wo sie wohnen.

Für Franz Tumler sind die Vorgangsweise beim Erzählen, der Ausgangspunkt der Beobachtungen, die Analyse der Vorgänge beim Recherchieren von elementarer Bedeutung. Im Verlaufe der Nachkriegszeit ist er allmählich und in kleinen Schritten in Berlin zu siedeln gekommen. So bekommt der Text „Hier in Berlin, wo ich wohne“ aus dem Jahr 1961 eine politische Bedeutung, der Autor pflanzt seinen Identitätsmittelpunkt nach Berlin.