Helmuth Schönauer, Anmache Abmache
„Aushang in der Anlage einer Wohngenossenschaft: Achtung Bewohnende der Anlage. Bei Hitze besteht Gefahr zu verdursten. Trinken sie genug und kümmern sie sich um ihre Nachbarn, dass sie auch genug trinken. Jeder und jede soll jemanden aus der Nachbarschaft melden, der auf ihn aufpasst. Wer keine Nachbarin hat, dem wird eine zugeteilt!“ (S. 44)
Wer das Leben im öffentlichen Alltag für langweilig im Vergleich mit den reißerischen Meldungen der täglichen Nachrichten erachtet, sollte seinen Blick neu justieren, um das bemerkenswerte auch an scheinbar gewöhnlichen Dingen zu erahnen. „Anmache Abmache“ bietet eine Vorlage dafür, wie der Witz ganz speziell im Alltag entdeckt werden kann.
„Es kann nicht der geringste Zweifel darin bestehen, dass überhaupt alle Bücher darauf warten von Helmuth Schönauer aufgebracht zu werden: damit er sie – in Stellvertretung für die übrige zersprengte Menschheit – bei sich in Pension nehmen könne. Ehe es jedoch soweit ist, stillt dieser Musterhirte der Bibliomanie die erste, noch wenig verfeinerte Begierde aller von Lektüre Besessenen.“ (S. 7)
„In der Erinnerung ist etwas fixiert / indem eine gültige Fassung abgespeichert ist im Hirn / du denkst nicht mehr daran / dass es eine Alternative gegeben hätte damals / sondern alles ist unverrückbar gültig / wie ein Flugschreiber einer abgestürzten Maschine / der Flug mag zwar ungünstig ausgegangen sein / die Daten freilich sind fix“ (S. 16)
„»Wenn du keine Shortstory zusammenbringst, stecken wir dich ins Altersheim!« Die Kinder sind gnadenlos, zumal sie gut ausgebildet sind. Sie haben Entertainment, Psychologie, Theologie und Politikwissenschaft studiert, lauter Fächer, die den Vater in die Verwahrung bringen können, wenn er nicht mehr richtig drauf ist auf seiner blassen Lebensspur.“ (S. 7)
„Tirol ist ein mehr oder weniger gelungener Bluff, der die Leute über den Tisch zieht, sobald jemand das Land betreten hat. Es gibt in Tirol nichts, was Sie nicht zu Hause in besserer Qualität haben könnten.“ (S. 5)
„Jeder, der von Helmuth Schönauers fünftausend Buchbesprechungen erfährt, fragt sich, wie schreibt man fünftausend Buchbesprechungen, und wieso tut man das.“ (S. 5)
„Eine Literaturgeschichte in Anekdoten ist genauso wahr oder falsch wie eine germanistisch durchkomponierte Geschichte. Gerade ein regionales Universalerlebnis wie Tirol wird ohne Anekdoten nicht auskommen, ist doch ganz Tirol eine Anekdote.“ (3)
Ist das ein Schas! steht am Anfang des neuen Romans von Helmuth Schönauer, der wieder schonungslos die Verhältnisse in Innsbruck und Tirol aufs Korn nimmt. En passant wird bei einem kurzen Abstecher in die russische Republik Tuwa die Welt der Schamanen und Touristen sarkastisch unter die Lupe genommen.
Wer in Tirol jemandem die Frage stellt: Was haben Tiroler und Inder gemeinsam?, könnte seit kurzem die Antwort erhalten: Ein Kamasutra! Der Autor Helmuth Schönauer hat sich gemeinsam mit dem Zeichner Bertram Haid auf die Suche nach den Stellungen der Tiroler begeben, nach dem Motto: Sag mir deine Stellung und ich sag dir wer du bist!
Ein Jubiläumsjahr ist für einen längst verstorbenen Dichter immer so etwas wie für einen Hundertjährigen ein Gesundencheck. Wenn es ein Dichter einmal geschafft hat, in den offiziellen Literaturkanon einzugehen, ist er quasi gesund, und die kleinen Wehwehchen nimmt man mit Schmunzeln zur Kenntnis.