Renée Knight, Deadline

„Es gab kein Zurück. Catherine ist unvermutet sich selbst begegnet, versteckt zwischen den Seiten des Buchs. Sämtliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen … Die Erklärung ist fein säuberlich mit Rotstift durchgestrichen. Ein Hinweis, den sie übersehen hat, als sie das Buch aufschlug.“ (8)

Catherine Ravenscroft ist eine erfolgreiche Dokumentarfilmerin, die eines Tages durch einen Roman, den sie nach ihrer Übersiedlung in die neue Wohnung zufällig entdeckt und zu lesen begonnen hat, von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Da ist auf der einen Seite die erfolgreiche, verheiratete Dokumentarfilmerin, die zwanzig Jahre zuvor beinahe ihren mittlerweile erwachsenen Sohn Nicholas verloren hätte. Das Unglück selbst und die begleitenden Umstände hatte Catherine erfolgreich vor ihrem Mann verbergen können, deren Ehe sich durch gegenseitigen Respekt und Vertrauen auszeichnet. Umso größer wird die zunehmende Panik, als sie erkennt, dass es jemanden gibt, der ihr schreckliches Geheimnis kennt und nach Rache sinnt.

Als Gegenpol erscheint der pensionierte Lehrer Stephen Brigstocke, dessen Leben nach dem Tod seiner Frau Nancy völlig aus den Fugen geraten war und nach Beschwerden seinen Schuldienst zwangsweise beenden hatte müssen. Als Frühpensionist versuchte er sich wie seine Frau als Schriftsteller und entdeckte durch Zufall in einem Versteck eine Handtasche seiner Frau mit Fotos, auf denen er erkennen konnte, dass sie mit einem anderen Mann zusammen war.

Völlig aufgewühlt begann Stephen in der Vergangenheit seiner Frau nachzuforschen und entdeckt in der Wohnung seines Sohnes Jonathan, Nancys Manuskript eines Romans, den sie vor ihrem Tod fertiggestellt hat. Stephen entdeckt im Manuskript ein fürchterliches Geheimnis, das ihn drängt den Roman abzuschreiben und selbst zu veröffentlichen. Er recherchiert aber auch nach der Hauptfigur, deren Name in seinem Roman verändert war, bis es ihm schließlich gelingt, ihre neue Adresse ausfindig zu machen: Catherine Ravenscroft.

Catherine gerät in Panik, als sie liest, dass die Hauptfigur des Romans am Ende ermordet wird und versucht mit allen Mitteln zu erfahren, wer sie bedroht und hinter der ganzen Sache steckt. Als das Buch schließlich auch noch ihrem Ehemann in die Hände fällt, bricht ihr Lügengebäude endgültig zusammen.

Renée Knight gelingt es von der ersten Seite weg die Leserinnen und Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Besonders interessant erscheint es, dass wir die Figur und das Innenleben des Stephen Brigstocke auch der Sicht des Ich-Erzählers erleben, während wir Catherine Ravenscroft aus der Sicht des unbeteiligten Beobachters erleben.

Minutiös wird das Geheimnis eines schrecklichen Unglücks und seiner Begleitumstände nach und nach aufgedeckt und aufgezeigt, wie das Leben von Menschen an Geheimnissen und Lügen zerbrechen kann. Ein subtiler Thriller der sich ganz auf die Psychologie seiner Hauptfiguren konzentriert und Spannung vom Feinsten bietet.

Renée Knight, Deadline. Psychologischer Spannungsroman, übers. v. Andreas Jäger [Orig. Titel: Disclaimer], ab 16 Jahren
München: Goldmann Verlag 2015, 352 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-442-31406-5

 

Weiterführender Link:
Goldmann Verlag: Renée Knight, Deadline

 

Andreas Markt-Huter, 02-02-2016

Bibliographie

AutorIn

Renée Knight

Buchtitel

Deadline

Originaltitel

Disclaimer

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Goldmann Verlag

Übersetzung

Andreas Jäger

Seitenzahl

352

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-442-31406-5

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Renée Knight hat Dokumentationen für die BBC produziert, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie absolvierte den renommierten Schreibkurs der Faber Academy und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in London.