Elias Schneitter, Skizzen einer Biografie rund um das Verschwinden des Central Dichters

Buch-CoverWas für ein schöner Start! Jemand kriegt zwei Holzkisten wie zwei Särge, darin sind aufgebahrt die schönsten Schriften des Central-Dichters!

Elias Schneitter hat vor knapp zehn Jahren "Notizen aus dem Umfeld des Central Dichters" (2001) veröffentlicht, später die "Augenblicke einer Biographie, in der Giorgio Voghera schon seine Finger im Spiel hat" (2007), jetzt dürfte der Central-Dichter wirklich gestorben sein und damit eines der schönsten Kapitel der Literaturgeschichte, wie man über sich selbst als Autor und die Literatur generell schreiben kann.

Der Erzählstil ist verrückt einfach: In einem hinten aufgebrochenen Satzspiegel laufen ununterbrochen Mini-Erzählungen ab, bei denen nie klar ist, wer sie erzählt. So ist natürlich der Central-Dichter die Hauptfigur, aber auch der Kistenempfänger entwickelt sich zusehends zu einer zentralen Figur.

Die "Notiziate" (Notizen + Zitate) laufen durchaus in die fünfziger Jahre zurück und berichten von wilden amerikanischen Dichtern, sitzen in Zirl mitten unter eingerauchten Außenseitern, in der Literaturszene in der Innsbrucker Provinz oder gar im Headquarter in Wien.

Alles, was so im Laufe eines Tages an Lebensweisheiten herumgeistert, wird aufgeschnappt und in den Sarg des Erzählens gelegt. Daneben gibt es die wichtigsten Sätze zur Literaturgeschichte, etwa wenn Otto Grünmandl ein paar Tage vor seinem Tod zu Gerhard Polt sagt: "Jetzt werde ich einmal sterben und dann schauen wir weiter." (62)

Immer wieder bricht die Literatur in puren Liebes-Verdruss aus und umgekehrt versuchen vor allem die Männer, mit schönen literarischen Erkenntnissen den Frauen zu gefallen.

Als Liebhaber tauge ich nicht, als Partner bin ich überflüssig, als Freund habe ich kein Interesse. (126)

Es sind gerade diese zu Lebensweisheiten zusammengestutzten Marginalien, die einen als Leser ununterbrochen vom Hocker des eigenen Empfindens reißen, denn alles ist wahr und findet hundertmal am Tag in jedem beliebigen Ort der Welt statt.

Ähnlich wahr und aufgelöst zeichnet auch Hans Pfefferle seine Ansichten dazu, einmal entschwindet das Weltall in Gestalt eines Embryos, dann wiederum gibt es eine größere sexuelle Ansammlung, bei der alle Figuren im gleichen Strich miteinander verschmolzen sind. Und zwischendurch laufen wie in einer alten Bibel die Girlanden der Erlösung als Seitenstreifen den Text entlang.

Am Schluss wird der Central-Dichter zu Grabe getragen, der Priester schaut kurz in den Sarg hinein, aber dieser ist leer. Trotzdem wird im Sinne der kompletten Erlösung vom Wahnsinn die Begräbniszeremonie fortgesetzt. (147)

Elias Schneitter erzählt skurril, wahr, aufmerksam und klar von unserer Welt, worin wir oft weder mit uns, noch unserer Liebe zu irgendjemanden zurechtkommen.

Elias Schneitter, Notizen einer Biografie rund um das Verschwinden des Central Dichters. Prosa. Mit Zeichenblasen, Girlanden und Vignetten von Hans Pfefferle.
Innsbruck: Skarabaeus 2009. 151 Seiten. EUR 17,90. ISBN 3-7082-3271-3

 

Weiterführende Links:
BAES-aktuell
Skarabäus-Verlag: Elias Schneitter, Notizen einer Biografie rund um das Verschwinden des Central Dichters

 

Helmuth Schönauer, 16-10-2009

Bibliographie

AutorIn

Elias Schneitter

Buchtitel

Notizen einer Biografie rund um das Verschwinden des Central Dichters. Prosa. Mit Zeichenblasen, Girlanden und Vignetten

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Skarabaeus

Illustration

Hans Pfefferle

Seitenzahl

151

Preis in EUR

17,90

ISBN

3-7082-3271-3

Kurzbiographie AutorIn

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Zirl.<br /><br /> Hans Pfefferle, geb. 1950 in Zirl, lebt als befreiter Künstler in Wien.

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