Christa Holtei, Der Pfefferdieb
Das Mittelalter - die Zeit der Ritter, Burgfräuleins, geheimnisumwitterter Burgen, heroischer Kämpfe in Turnieren.... - eine Zeit, für die sich Kinder leicht gewinnen und begeistern lassen.
In dem im November 2006 beim Deutschen Taschenbuch Verlag erschienenen Titel Der Pfefferdieb von Christa Holtei wird jedoch ein anderer Aspekt dieser Zeit in den Mittelpunkt gerückt: das Leben der Bürger in der mittelalterlichen Stadt Erlenburg.
Die Handlung ist im Jahr 1390 angesiedelt. Die Vorbereitungen auf das jährliche Kirschenfest in der Stadt Erlenburg laufen auf Hochtouren. Ein großer Jahrmarkt mit vielen Händlern, Gauklern und Spielleuten soll stattfinden. Auch Hannes, einer der Hauptakteure der Geschichte, freut sich schon auf das mit Spannung erwartete Fest. Hannes ist ein Waisenknabe, der zu seinem Glück Aufnahme in der Burgküche des Grafen Wilhelm gefunden hat. Dort hat er als Küchenjunge mit den Vorbereitungen für den großen Tag alle Hände voll zu tun. Auch seine Freunde Agnes und Jakob, Kinder von Stadtbürgern, helfen fleißig bei ihren Eltern mit.
Da wird dem Gewürzhändler Josef Steinhaus, Agnes Vater, ein Sack mit wertvollem schwarzem Pfeffer gestohlen. Der Verdacht fällt auf Hannes! Und das in einer Zeit, in der sich Gerüchte in Windeseile verbreiten und die Strafen für Diebstahl äußerst hart ausfallen...
Diesen Verdacht kann Hannes nicht auf sich sitzen lassen! Zusammen mit seinen Freunden beschließt er, den wahren Dieb auf eigene Faust zu finden. Kein leichtes Unterfangen, bei all den fremden Leuten, die zur Zeit in der Stadt sind.
Der Autorin gelingt es wunderbar, das Leben in einer mittelalterlichen Stadt darzustellen. Der Leser gewinnt Einblicke in den Tagesablauf der Stadtbürger bzw. der Kinder, die schon tatkräftig in die Arbeit der Erwachsenen eingebunden werden. Schule gibt es noch nicht. Auch soziale Unterschiede in der Gesellschaft, vom reichen Bürger bis zum einfachen Pilger oder Spielmann, die in unterschiedlichen Rechten und Pflichten, oder sogar in der Kleidung zum Ausdruck kommen, werden kurz angerissen.
So lässt sich das Buch gut als Aufhänger verwenden, um im Unterricht auf Themen wie Ständegesellschaft, Brauchtümer, Beruf und Zunftwesen, Kindheit im Mittelalter u. ä. einzugehen.
Die Sprache ist für Kinder der vierten Volksschulklasse leicht verständlich, auch wenn spezielle Begriffe eventuell einer Erklärung bedürfen.
Ein weiterer Anreiz zum Lesen bilden die kriminalistischen Ratefragen am Ende eines jeden Kapitels, die den Leser direkt in die Handlung einbeziehen. Für die Lösung dieser Fragen bedarf es nicht nur eines scharfen Auges - sie sind in den Bildern versteckt - sondern auch einer gewissen Kombinationsgabe. Nur wer das vorherige Kapitel aufmerksam gelesen hat, wird die Frage beantworten können. Die richtigen Lösungen werden zum einen im darauffolgenden Kapitel verraten, zur Sicherheit kann man aber auch noch im Anhang nachschauen.
Einige Bilder wirken auf den ersten Blick verwirrend. Erst bei genauerer Betrachtung entdeckt man eine Fülle von Details, mit denen das mittelalterliche Treiben möglichst anschaulich dargestellt wird.
Christa Holtei, Der Pfefferdieb. Ein Mitratekrimi aus dem Mittelalter, Ill. Volker Fredrich, ab 10 Jahren
München: dtv-Junior 2006, 168 Seiten, 7,20 EUR, ISBN 978-3-423-71178-4
Weiterführender Link:
Amazon: Christa Holtei, Der Pfefferdieb
Alexandra Baumann, 10-06-2007