Christoph Mauz, 1:1 für Tscho
Was für ein österreichisch frecher Titel! Obwohl das Match unentschieden ausgeht, neigt es sich doch sachte auf die Seite des Helden Tscho.
Tscho hat einen furchtbar aktuellen Namen, vorne heißt er Josef, wie fast alle aus der Schicht der Normalbürger, und hinten Netzwerker, ein progressiver Name beinahe schon aus der Zukunft heraus gebeamt.
Die Story spielt in einem Wünsch-dir-was Traumambiente, Tscho ist zwölf, die Schwester Babsi fünfzehn, Vater ist übergewichtiger Buchhändler und Mutter steht im Tor der Damenmannschaft. Als plötzlich der Trainer der Schülermannschaft abhanden kommt, muss der intellektuelle Buchhändler einspringen. Vater bildet sich nämlich mit entsprechender Fachliteratur weiter, und als es zum ersten Training kommt, empfiehlt er totales Trockentraining, quasi Fußball ohne Ball.
Beim ersten Spiel erzielt Tscho den lebenswichtigen Ausgleichstreffer und anschließend schwappen seine noch jungen Hormone über, er macht seiner heimlich verehrten Eva einen beinahe kindlichen Miniheiratsantrag mit den schönen Worten: "Eigentlich bist du für ein Mädchen gar nicht deppert." Jetzt ist das klassische Weltbild endgültig zusammengestürzt. Darf man solche Vorstellungen aussprechen, dass Buben gute Fußballer und Mädchen fallweise deppert sind?
Evi verlässt gekränkt die Szenerie, und auch zu Hause in der Kicker-Familie geht es drunter und drüber. Bis endlich im Sinne einer Mediation der kluge Vorschlag auftaucht: Am besten ist es, in einem echten Fußballmatch zwischen Mädchen und Buben die wahre Gleichberechtigung auf dem Rasen auszuspielen. Und tatsächlich, das Match wird ein Riesenerfolg, weil es unentschieden ausgeht, wenn auch mit leichten Vorteilen für Tscho, denn dieser hat wichtige Verhaltensregeln für die Gender-Diskussion gelernt.
Das Buch ist mittlerweile ein Klassiker für alle Zehnjährigen geworden, spricht es doch Mädchen und Buben gleichermaßen an. Fußball ist eine Spielwiese, auf der man sich intellektuell und emotional ausgewogen austoben kann, Vorurteile lohnen sich nie, und erst wenn zwischen Kopf und Fuß Harmonie herrscht, entsteht Lebensqualität. So gesehen ist Fußball nichts anderes als ein dynamisches Yoga, Tai-Chi oder wie alle diese Harmonie-Schulen der Gegenwart heißen.
Christoph Mauz, 1:1 für Tscho. Illustrationen von Peter Walkerstorfer.
München: Omnibus Taschenbuchverlag 2001. 96 Seiten. EUR 5,80. ISBN 978-3-570-20702-4. (Erstauflage Dachs 1998).
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