Helen Vreeswijk, Chatroom-Falle

Buch-Cover

Was für die Einen unverständliches Neudeutsch ist, gehört für Andere bereits zur alltäglichen sozialen Wirklichkeit: der Chatroom. Dass die Kommunikation mit Menschen, die man nur aus dem virtuellen Chatroom kennt, auch Gefahren bergen kann, vermittelt Helen Vreeswijk in ihrem Jugendroman Chatroom-Falle überaus eindringlich.

Irgendwo in der niederländischen Provinz werden zwei Mädchen gefunden, die kaum ansprechbar sind. In einem Rückblick erfahren die Leser, was bisher passiert ist. Die beiden 15-jährigen Freundinnen Floor und Marcia stecken aus unterschiedlichen Gründen in persönlichen Schwierigkeiten. Während sich Floor nicht für besonders attraktiv hält, gerät das Familienleben bei Marcia zunehmend aus dem Ruder.

Marcia hat im Internet beim Chatten einen Freund kennen gelernt und überredet Floor sich im Chatroom ebenfalls einen Freund zu suchen und dazu ihr Profil mit Fotos und persönlichen Daten weiter zu geben. Neben verschiedenen Rückmeldungen, von denen manche auch obszön sind, meldet sich auch der Chef einer Modelagentur, der angibt, sich für die beiden Mädchen für Fotoaufnahmen zu interessieren.

Vreeswijk schildert nun mit sehr fühl Einfühlungsvermögen wie sich die beiden Mädchen zunehmend in ihrem Traum von einer Karriere als Model verlieren und bereit sind, sich mit fremden Menschen für Probeaufnahmen in einem nahe gelegenen Ort zu treffen. Der angebliche Chef einer Modelagentur entpuppt sich als jedoch als Produzent von Kinderpornos, der die beiden mit Betäubungstropfen willenlos macht.

Nachdem die Mädchen am Straßenrand gefunden worden sind, wird Inspektor van Buren mit der Auflösung des Falles betraut. Dabei beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Der Täter muss gefasst werden, bevor es ihm gelingt, seine pornographischen Bilder mit den Mädchen zu verbreiten.

Die Autorin Helen Vreeswijk, war selbst Kriminalbeamtin war, und beschreibt detailgetreu und mit viel Wissen die mühsame Kleinarbeit, mit der die Polizei jeden kleinsten Hinweis und jede kleinste Spur zu einem Puzzle zusammensetzt, um schließlich ein immer deutlicheres Bild des Falles zu zeichnen und dem Täter näher zu kommen.

Vreeswijk schildert den überaus komplexen Kriminalfall aus den verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Protagonisten und führt uns das Denken, die Wünsche und Hoffnungen aber auch das soziale Umfeld sowohl der Opfer als auch der Täter erschreckend plastisch vor Augen. Das Buch ist aber auch als Warnung vor den Gefahren zu lesen, die ein anonymes virtuelles soziales Umfeld bergen kann, wo niemand weiß, wer sich wirklich hinter einem Pseudonym verstecken mag.

Fazit: Helen Vreeswijks Kriminalroman "Chatroom-Falle' ist ein überaus wichtiges Buch, das fesselnd und spannend zu lesen ist und dabei völlig auf den erhobenen Zeigefinger oder eine moralische Schwarzweiß-Malerei verzichtet.

Helen Vreeswijk, Chatroom-Falle. Übers. a. d. niederl. Eva Schweikart, ab 12 Jahren
Bindlach: Loewe-Verlag 2009, 304 Seiten, 13,30 EUR, ISBN 978-3-7855-6619-0

 

Weiterführende Links:
Loewe-Verlag: Helen Vreeswijk, Chatroom-Falle

 

Andreas Markt-Huter, 14-10-2009

Bibliographie

AutorIn

Helen Vreeswijk

Buchtitel

Chatroom-Falle

Originaltitel

Chatroom

Erscheinungsort

Bindlach

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Loewe-Verlag

Übersetzung

Eva Schweikart

Seitenzahl

304

Preis in EUR

13,30

ISBN

978-3-7855-6619-0

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Helen Vreeswijk arbeitete als Fingerabdruckexpertin bei der niederländischen Kriminalpolizei. Nebenbei schrieb sie für die Mitarbeiterzeitung Rezensionen und Hintergrundberichte zur Kinder- und Jugendliteratur. In ihren Büchern verbindet sie fiktive Elemente mit realen Erfahrungen aus ihrer Zeit bei der Kriminalpolizei. Helen Vreeswijk wohnt derzeit mit ihrer Familie in Arnheim.