Harald Parigger, Verrat am Bischofshof

Historische Kriminalgeschichten mit jugendlichen Detektiven erfreuen sich bei jungen Leserinnen und Lesern großer Beliebtheit. Sie sind spannend zu lesen und bringen gleichzeitig Geschichte auf unterhaltsame Weise spielerisch näher.

Harald Parigger unternimmt mit seinem Ratekrimi aus dem Mittelalter Verrat am Bischofshof einen geschichtlichen Ausflug in einen der spannendsten Zeitabschnitte des Spätmittelalters. Er führt die Leserinnen und Leser in das Jahr 1347 n. Chr. Im Heiligen Römischen Reich herrscht eine gespannte Situation, weil Karl IV. zum Gegenkönig von Kaiser Ludwig II. gewählt worden war.

Mitten in diese gespannte Situation ist hoher Besuch am Bischofshof in Würzburg angesagt und so finden sich Adelheit und ihr Bruder Georg, die beiden Kinder des bischöflichen Meisterskochs Hermann, inmitten der politischen Wirren und Intrigen dieser Zeit wieder.

Für die päpstlichen und kaiserlichen Abgesandten, die sich zu Verhandlungen am Bischofshof einfinden, wird ein großes Festbankett vorbereitet. Und Meisterkoch Hermann lässt sich einiges einfallen, das dem historischen Anlass angepasst ist.

"Doch lasst mich nun zur Hauptsache kommen - zu den Gerichten, die ich eigens für den heutigen Abend komponiert habe, zu Ehren der Herrscher, deren Gesandte ihr seid: Hühner nach des Königs Art, gefülltes Milchferkel für des Kaisers Tisch, Kirschcreme ?Papst Clemens?." (35)

Aber trotz aller Bemühungen endet das Bankett in einem Desaster, als ausgerechnet der Würzburger Bischof Albert von Hohenlohe, der fast nicht von dem Festschmaus zu sich nimmt, plötzlich während des Festmahls zusammen bricht. Die Mandelmilch des Bischofs wurde vergiftet und nur durch die rasche Hilfe des Medicus gelingt es, dessen Leben zu retten.

Der Verdacht fällt natürlich auf Hermann den Koch, der sofort ins Gefängnis gesperrt wird. Adelheid und Georg machen sich sofort auf die Suche nach dem wahren Attentäter, der für den Mordanschlag verantwortlich ist. Aber sie müssen aufpassen und sich beeilen, denn niemand hat ein Interesse daran, dass Kaiser, König oder Papst als mögliche Auftraggeber erscheinen und die Verhandlungen vorzeitig scheitern.

Harald Parigger erzählt eine überaus spannende Kriminalgeschichte aus dem Mittelalter und lädt die jungen Leserinnen und Leser gezielt zum mitdenken und mit raten ein, indem er jedem Kapitel eine Frage anschließt, deren Lösung genaues Lesen und betrachten der Illustrationen erfordert.

Auch das historische Umfeld der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Ludwig II. und dem vom Papst unterstützten Karl IV., der ein Jahr zuvor zum Gegenkönig gewählt worden war, bietet einen spannenden Einblick in die politischen Verhältnisse des Spätmittelalters.

Ein historischer Fehler hat sich jedoch in den überaus spannend zu lesenden Ratekrimi aus dem Mittelalter eingeschlichen. Er lässt den Koch Hermann sagen:

"Doch leider hat es dem Heiligen Vater in Rom - Gott möge ihn künftig erleuchten! - gefallen, noch einen anderen zum Bischof von Würzburg zu ernennen ..." (14f)

Amtsführender Papst des Jahres 1347 war Clemens VI. (1290 - 1352 n. Chr.) und dieser war kein Heiliger Vater in Rom, sondern einer von sieben Päpsten, die zwischen 1309 - 1377 n. Chr. in der südfranzösischen Stadt Avignon residierten. Aber auch dieser kleine Irrtum des Kochs, würde eigentlich ganz gut als Rätselfrage passen, Beispielsweise für den Geschichtsunterricht. "Verrat am Bischofshof" verspricht allen an Geschichte und Krimis interessierten jungen Leserinnen und Lesern unterhaltsame Lesestunden ohne Langeweile.

Harald Parigger, Verrat am Bischofshof. Ein Ratekrimi aus dem Mittelalter, aus der Reihe: Tatort Geschichte, Ill. v. Christian Zimmer, ab 10 Jahren
Bindlach: Loewe-Verlag 2010, 136 Seiten, 5,10 EUR, ISBN 978-3-7855-7183-5

Weiterführende Links:
Loewe-Verlag: Harald Parigger, Verrat am Bischofshof
Wikipedia: Harald Parigger

Andreas Markt-Huter, 01-10-2010