Käthe Recheis, Ein Fall für die Katzenbande
Ein altes Sprichwort sagt: "Nimm deine Augen in die Hand und deine Katze aufs Knie. Was du nicht siehst, sieht sie." Und eine ganze Katzenbande sieht noch gleich viel mehr.
Heldin dieser spannend erzählten Geschichte der österreichischen Kinderbuchautorin Käthe Recheis ist die Katze Molly, die bei Florian Morgenstern lebt, einem angesehenen und beliebten Privatdetektiven der Ortschaft Kirchhausen.
Florian, genannt Flori, hat das Detektivbüro seines Vaters geerbt, im Grunde aber auch seinen Großonkel Theo und seine beiden Großtanten Annabel und Amelie, um die er sich vorbildlich kümmert. Neben seiner Hilfsbereitschaft und Fürsorge besitzt Flori zwei Eigenschaften, die überaus liebenswürdig sind, die ein Detektiv aber besser nicht haben sollte. Einmal ist er ein Träumer, der bei einem schönen Sonnenuntergang schon mal eine wichtige Spur vergessen kann.
Die zweite Eigenschaft ist noch hinderlicher für einen Detektiv. Flori sieht in allen Menschen nur das Gute. Das macht ihn zu einem der beliebtesten Einwohner von Kirchhausen. Was es aber für seine Detektivarbeit bedeutet, kann sich aber jeder selbst vorstellen. Zum Glück hat er mich, Molly, seinen Katze. Und die Katzenbande von Kirchhausen. (8)
Bald schon wartet ein neuer Auftrag auf den Privatdetektiven: der goldenen Kugelschreiber mit eingravierter Widmung seiner ehemaligen Volksschuldirektorin Erna Grill ist verschwunden, ein Abschiedsgeschenk, das sie kurz vor ihrer Pensionierung von der der Lehrerschaft erhalten hatte. Flori beginnt gleich mit seinen Nachforschungen und befragt zunächst die Direktorin und die Lehrerin Berta Obermeier.
Nachdem geklärt werden konnte, dass alle Türen der Schule verschlossen waren, wird klar: der Täter muss jemand aus der Schule selbst sein. Naheliegender Weise wird der Schulwart, Herr Haberzettl, befragt, der zugeben muss, dass Ivo ein Bücherpaket im Lehrerzimmer abgegeben hat. Gleich wird Ivo mit dem unaussprechlichen Nachnamen Zbigniescek als Täter verdächtigt, hat er doch keinen ohne festen Arbeitsplatz und lebt erst seit einem Jahr in Kirchhausen. Für Molly aber kommt Ivo nicht als Dieb in Frage, den alle Katzen lieben und den selbst Hunden schweifwedelnd begrüßen.
Als sich die Katzen von Kirchhausen im Stadtpark rund um Molly versammeln, beschließen sie Florian bei der Auflösung des kniffligen Falles zu helfen und vor allem die Unschuld ihres Freundes Ivo zu beweisen. Eine Beschattungsaktion aller Verdächtigen beginnt, wobei so einiges zutage tritt.
Käthe Recheis? Detektivgeschichte rund um einen entwendeten Kugelschreiber wird überaus reizvoll aus der Sicht einer Katze erzählt, die aufgrund ihrer tierischen Perspektive um die Stärken und Schwächen der einzelnen Bewohner des Städtchens natürlich bestens Bescheid weiß. Dabei stellt Reicheis gezielt stereotype Vorurteile in Frage, die Außenseiter schnell als Täter erscheinen lassen.
Die überaus sympathischen Helden und die scharfsinnig erzählte detektivische Arbeit machen Ein Fall für die Katzenbande zu einem überaus empfehlenswerten und spannend zu lesenden Detektivroman, bei dem sich die jungen Leserinnen und Leser bis zum Schluss an der Suche nach dem wahren Täter beteiligen können.
Käthe Recheis, Ein Fall für die Katzenbande. Ill. von Tina Holland, ab 9 Jahren
Innsbruck: Obelisk-Verlag 2010, 80 Seiten, 11,95 €, ISBN 978-3-85197-607-6
Weiterführende Links:
Wikipedia: Käthe Recheis
Obelisk-Verlag: Käthe Recheis, Ein Fall für die Katzenbande
Andreas Markt-Huter, 28-01-2011