Karl May, Winnetou
„Weißt du, was ein Greenhorn ist? »Green« bedeutet »grünn« und mit »horn« ist ein Fühler gemeint, wie bei einer Schnecke. Ein Greenhorn ist also jemand, der noch ganz frisch und neu in einem Land ist und seine Fühler vorsichtig ausstrecken muss.“ (9)
Karl Mays Winnetou zählt wohl zu den beliebtesten deutschen Kinder- und Jugendbüchern im 20. Jahrhundert. Wer kennt nicht die Geschichte vom edlen Wilden Winnetou und seinem nicht minder edlen Blutsbruder Old Shatterhand. Christian Loeffelbein hat das Abenteuer im Wilden Westen speziell für Erstleserinnen und Erstleser nacherzählt und sich dabei trotz aller Kürze eng am Original orientiert.
Wie Karl May lässt auch Loeffelbein die Geschichte aus der Perspektive Old Shatterhands erzählen, einem deutschen Landvermesser einer Eisenbahngesellschaft, der sich unvermittelt mitten im Indianergebiet wiederfindet. Bei seiner Arbeit lernt er den immer gut gelaunten Sam Hawkins kennen, einem von drei Westmännern, welche die Arbeit der Eisenbahn schützend bewachen. Seinen Namen erhält Old Shatterhand nachdem er bei einem Streit mit dem Landvermesser Rattler, diesen mit nur einem Faustschlag ohnmächtig geschlagen hat.
Sam Hawkens nimmt Old Shatterhand unter seine Fittiche und lehrt in Büffel und Wildpferde zu jagen. Als ein Grizzly das Eisenbahnlager angreift, gelingt es Old Shatterhand den Bären nur mit seinem Messer zu erlegen. Aus dem Gebüsch treten drei Indianer: Intschu tschuna, der Häuptling der Apachen, sein Sohn Winnetou und Klekih-petra, der Old Shatterhand zu seinem Erstaunen in deutscher Sprache erklärt, dass den Indianern ihr Land von der Eisenbahngesellschaft geraubt wird. Old Shatterhand wird bewusst, dass er sich mit seiner Arbeit am Unrecht an den Indianer beteiligt hat.
Als Häuptling Intschu tschuna den Bau der Eisenbahn durch sein Land verbietet, greift der Landvermesser Rattler wütend zu seiner Waffe und schießt auf Winnetou. Klekih-petra wirft sich schützend vor Winnetou und wird tödlich getroffen. Winnetou und seine Vater verlassen mit dem Leichnam ihres Freundes das Lager und schwören Rache.
In dieser Situation sucht Sam Hawkens Hilfe bei den erbitterten Feinden der Apachen, den Kiowas und bietet dem brutalen Häuptling Tangua an, die Apachen durch eine List zu überwältigen. Als Winnetou und Intschu tschuna mit einer Truppe Apachen die Eisenbahngesellschaft überfallen, geraten sie in einen Hinterhalt der Kiowas und werden überwältigt und gefesselt. Old Shatterhand muss sich entscheiden, auf welcher Seite er stehen will.
Christian Loeffelbein gelingt es mit großer Souveränität sich einerseits eng an die Originalgeschichte zu halten und auf der anderen Seite in einer kindergerechten Sprache den Inhalt spannend und leicht verständlich nachzuerzählen. Die zahlreichen überaus gelungenen und passenden Illustrationen ergänzen und strukturieren den Text ebenso in überschaubare Einheiten, wie die entsprechende Länge der Kapitel.
Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch, das auf gelungene Weise einen alten Kinderbuchklassiker einem junge Lesepublikum leicht zugänglich macht und bestimmt für unterhaltsame Lesestunden sorgen wird.
Karl May, Winnetou. Aus der Reihe: Der Bücherbär - Klassiker für Erstleser, ill. v. Alexander von Knorre, nacherzählt von Christian Loeffelbein, ab 7 Jahren
Würzburg: Arena Verlag 2014, 72 Seiten, 8,30 €, ISBN 978-3-401-70246-9
Weiterführende Links:
Arena Verlag: Karl May, Winnetou
Wikipedia: Karl May
Andreas Markt-Huter, 11-10-2016