Der andere Tsunami oder die Verlogenheit der westlichen Welt

Wir wollen das Jahr der politischen Bildung und die wichtige Rolle die dem Lesen bei der Entwicklung eines demokratischen Bewusstseins zu kommt ernst nehmen. Dabei soll unter politischer Bildung mehr verstanden werden als nur das Fakten-Wissen, wie die politischen Strukturen unserer Gesellschaft aufgebaut sind.In diesem Jahr wird "Lesen in Tirol" verstärkt auf nationale und internationale Artikel und Schriften zu politischen Themen aufmerksam machen, die in der Tagesberichterstattung wenig Beachtung finden.

Es ist mittlerweile mehr als ein Monat vergangen, seit die Flutwelle ihre verheerende Zerstörung in den Regionen des Indischen Ozeans hinterlassen hat. Das Interesse der Medien war ungeheuer groß und wurde mit immer neuen Perspektiven auf die Katastrophe erstaunlich lange aufrecht erhalten. Mittlerweile ist der Alltag wieder eingekehrt und die Informationen sprudeln nur mehr gelegentlich als Berichte über allfällige überlebende Heimkehrer durch die Medien. Rückblickend war die Spendenbereitschaft der Bevölkerung in ganz Europa ebenso beeindruckend, wie die Finanzhilfen der europäischen Regierungen beschämend.

Der Filmemacher und Journalist John Pilger kritisiert in seinem Essay "Der andere Tsunami" die Verlogenheit der englischen und amerikanischen Regierung und greift die Machtpolitik derer an, denen täglich zig-Tausenden Menschen zum Opfer fallen. In seiner Einleitung bringt er die Kritik auf den Punkt: "Bei den Herrschern der Welt und ihren Handlangern stehen Heuchelei, Narzißmus und Ablenkungspropaganda obenan. Beim Thema "humanitäre Ziele" greift man zu Begriffen der Superlative. Die Opfer eines von Menschen gemachten Desasters gelten hingegen als unwürdig; häufig dürfen sie nicht einmal erwähnt werden. Der "andere Tsunami" - er schlägt weltweit zu. Tag für Tag sterben daran 24 000 Menschen."

John Pilger wurde in Australien geboren und lebt derzeit in England. Er gehört zu den einflussreichsten Journalisten und Filmemachern im englischsprachigen Raum und erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, wie den höchsten Journalistenpreis Großbritanniens, den "Journalist of the year". In seinen Büchern reißt Pilger den Mächtigen ebenso die Maske herunter und zeigt ihr wahres Gesicht, wie er den Opfern eine Stimme gibt, um sie nicht in der Vergessenheit verschwinden zu lassen. Sein letztes Buch "The New Rulers of the World" erschien 2002.

 

Weiterführende Links:
Aurora: John Pilger, Der andere Tsunami
Homepage: John Pilger

 

Andreas Markt-Huter, 05-02-2005

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