Tiroler Brauchtum Teil 3: Ostereier und Osterspiele

ostereierIm 3. Teil der Reihe "Tiroler Brauchtum" zur Osterzeit stehen lustige und interessante Tiroler Bräuche rund um Ostereier und Osterspiele im Mittelpunkt.

Der Brauch sich gegenseitig Ostereier zu verschenken, bot Burschen und Mädchen die Möglichkeit einander ihre Verliebtheit auszudrücken, vor allem wenn sie mit Liebesversen beschrieben waren wie z.B. Mein Herz das brend wie eine Glud, Möcht wissen, was das deine thut. Hörmann beschreibt u.a. den Brauch des Eierklaubn, der vor allem im Oberinntal gepflegt worden war oder das Ostereierfahren aus dem Ultner- und Wipptal.

Zum Buch:

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich das traditionelle Brauchtum in den einzelnen Tiroler Tälern mit großer Geschwindigkeit zu verändern. Hörmann erkannte die unwiederbringlichen Veränderungen im Brauchtum und dokumentierte unter anderem das Alltagsleben der Gebirgsbauern wie es sich im Wechsel der Jahreszeiten gestaltete, ihre Arbeit, Erholung u.a. und gelangte dabei bis in die entlegensten Tiroler Täler.

Das Buch Tiroler Volksleben von Ludwig von Hörmann behandelt auf mehr als 500 Seiten das bäuerliche Fest- und Arbeitsjahr, das Familienleben und einzelne Gestalten und Bilder aus dem Dorfleben. Auf Sagen.at steht Ihnen das gesamte Buch frei zum Lesen zur Verfügung.

[...] Ostereierverse sind [...] eine willkommene Gelegenheit, die eigene Gesinnung dem andern merken zu lassen. Ich will nur eine kleine Blütenlese dieser bäuerlichen Verliebtheit hiehersetzen und zwar, um den Duft der Ursprünglichkeit nicht zu verwischen, wörtlich, wie ich sie mir abgeschrieben. Häufig ist es bloße Höflichkeit und Aufmerksamkeit, hinter der sich die erste schüchterne Annäherung verbirgt:

Ich wünsch gute Ostern
Und viel der guten Zeiten,
Ein rings (leichtes) Gemüth, ein frisch Geblüt
Und Glück von alten Seiten.

Rosen, Dulben, Nelken,
Und alle Blumen welken.
Nur dein Glieck alein
Soll stets blihend sein.

Ich gebe dir ein Ostereu,
Zu ein Angedenken,
Und wenn du es nicht willst,
So kannst du es verschenken.

Ich bin ein frischer Jeger
Beim Kaiser Regamend
Und hab mir mit schüsen
Mein Ratzn verbrend.

Sagen.at: Ludwig von Hörmann, Tiroler Volksleben - Ostereier und Osterspiele

 


eierbaum
Sehr beeindruckend zeigt sich der Saalfelder Eierbaum aus dem Jahr
2009, mit seinen 9200 Eiern.
Foto: Andrew Poison - Wikimedia

 

Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens aus dem Jahr 1932 erläutern die Autoren E. Hoffmann-Krayer und H. Bächtold-Stäubli im Kapitel Osterei die Herkunft von Bräuchen rund um das Osterei, das vermutlich als Verkörperung und magisches Mittel der Lebenskraft und der Fruchtbarkeit gegolten haben dürfte. Es werden Rituale beschrieben wie Ostereier zubereitet, geöffnet und gegessen werden mussten, um die richtige Wirkung entfalten zu können. Zu den verschiedenen Überbringer der Ostereier, von denen bei uns nur mehr der Hase bekannt ist, zählen u.a. der Hahn, der Kuckuck, der Storch, ja sogar der Fuchs.

 

Weiterführende Links:
sagen.at: Ludwig von Hörmann
Sagen.at: Hörmann, Tiroler Volksleben - Ostereier und Osterspiele
Wikipedia: Portal Ostern

 

Andreas Markt-Huter, 28-03-2005
aktualisiert: 08-04-2019
Titelbild: Ostereier - Imelda Draxl
Tibs-Bilderdatenbank

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