Tiroler Brauchtum Teil 4: Ostern
Der abschließende 4. Teil der Reihe "Tiroler Brauchtum im 19. Jahrhundert" stellt Bräuche rund um den Ostersonntag und Ostermontag vor, die von Ludwig von Hörmann in seinem Buch über Tiroler Traditionen beschrieben werden.
Hörmann beschreibt neben dem heute noch bekannten Brauch des Eierpeckens auch vergessene Bräuche wie z.B. das Palmen, wo Palmzweige an allen vier Ecken und in der Mitte der Felder und Äcker gesteckt werden, um böse Hexen, Blitzschlag, Feuer, Seuchen u.a. fernzuhalten. Weit verbreitet waren aber auch Bauernkomödien die als Osterspiele den Leuten zur Unterhaltung dienten.
Zum Buch:
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich das traditionelle Brauchtum in den einzelnen Tiroler Tälern mit großer Geschwindigkeit zu verändern. Hörmann erkannte die unwiederbringlichen Veränderungen im Brauchtum und dokumentierte unter anderem das Alltagsleben der Gebirgsbauern wie es sich im Wechsel der Jahreszeiten gestaltete, ihre Arbeit, Erholung u.a. und gelangte dabei bis in die entlegensten Tiroler Täler.
Die stille heilige Osternacht ist vorüber und der Festmorgen bricht an. Wenn Ostern später im Jahre fällt, so erblickt man bereits überall die Vorboten des nahenden Frühlings. Lichtblau und duftig wölbt sich die Himmelsdecke über den Kuppen und Spitzen, auf denen das Gold der Frühsonne glänzt.
Der Hermelinmantel der Berge ist schon arg schadhaft geworden, überall blickt das dunkelgrüne Tannengewand hindurch, während einzelne weiße Schneelappen bis zum Fuße hinabhangen. Laubbäume und Gesträuch sind noch kahl, aber auf den sonnigen Halden sproßt schon das junge Grün, aus welchem Hunderte von blauen und roten Anemonen und weißen Gänseblümchen hervorlugen.
Auch auf den Feldern im Tale beginnen schon die Frühlingsarbeiten, wie das braune, frischgepflügte Erdreich zeigt, von dem sich die grünen Winterkornäcker wie viereckige Teppiche abheben. Heute aber stört kein Pflug oder Düngerwagen die feierliche Sonntagsruhe, nur die langgezogenen Klänge der Kirchenglocken hallen durch die frische Morgenluft.
Sagen.at: Ludwig von Hörmann, Tiroler Volksleben - Ostern
Im Mittelpunkt des christlichen Osterfestes steht die Auferstehung Christi,
die zu den verschiedensten Zeiten Anlass für die künstlerische
Auseinandersetzung bot. Albin Egger-Lienz, Christi Auferstehung 1923/24
(Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum), Foto: Griensteidl - Wikimedia
Das Buch zählt mehr als 500 Seiten und behandelt das bäuerliche Fest- und Arbeitsjahr, das Familienleben und einzelne Gestalten und Bilder aus dem Dorfleben. Im Internet steht Ihnen unter sagen.at das gesamte Buch frei zum Lesen zur Verfügung.
Weiterführende Links:
sagen.at: Ludwig von Hörmann
Sagen.at: Hörmann, Tiroler Volksleben - Ostern
Wikipedia: Portal Ostern
Andreas Markt-Huter, 28-03-2005
aktualiesiert: 08-04-2019
Titelbild: Osterhase, Albert Sieberer - Tibs Bilderdatenbank