Die Einrichtung der Schulbibliothek

Schulbibliotheken sind das geistige Zentrum einer Schule und bieten eine große Vielfalt an Medien. Auch die räumliche und technische Ausstattung trägt zur Akzeptanz einer Schulbibliothek bei. Die Einrichtung einer Schulbibliothek will gut überlegt sein.


Lage der Schulbücherei:

Der Raum sollte von allen Bereichen der Schule gut zugänglich und ruhig sein. Helligkeit und angenehmes Raumklima sind Voraussetzung für gute Benutzungsfrequenzen.

Größe der Schulbibliothek:

Eine Schulbücherei muss über wesentlich mehr Platz verfügen als eine öffentliche Bücherei, denn Schüler sind kleiner, daher bedarf es niedriger Regalwände, spezieller Präsentationsflächen für Buchneuheiten und besonders für Kinder geeigneter Leseplätze.

 
Wandregal

Es muss außerdem dem Umstand, dass ganze Gruppen oder Klassenverbände die Bücherei gleichzeitig nützen wollen, Rechnung getragen werden.

Für Schulen ab zehn Klassen sollte man pro Klasse mindestens 8m² zur Verfügung haben. Bei Kleinschulen kann man diese Größe durch Einbeziehung von Gängen oder den Verbund mit anderen Räumen erreichen.

Natürlich sollte auch für Lesungen oder ähnliche Veranstaltungen Platz vorhanden sein.

Diese Größe ist deshalb erforderlich, da eine Schulbücherei vielfältige Aufgaben erfüllen soll!

  1. Unterrichts- und Arbeitsfunktion

  2. Lesefunktion

  3. kommunikative Funktionen ( Lesungen, Erfahrungsaustausch, Besprechungen,......)

  4. Bibliotheksfunktionen ( Ausleihe, Recherche,...)

  5. Funktion als Medienzentrum ( fallweise! )


Grundriss einer Schulbibliothek

Um allen diesen Funktionen gerecht zu werden ist ein quadratischer, ein L- oder ein U-förmiger Grundriss günstig.


Einrichtung einer Schulbücherei:

Wie bei allen durchdachten Raumgestaltungen gilt das Prinzip Funktionalität, Sicherheit und Schönheit. Bei einer Schulbücherei ist außerdem die Gemütlichkeit nicht zu unterschätzen.

 
Lesezelt

Sowohl bei der Neuerrichtung, als auch beim Umbau einer Schulbücherei, sollen der Schulleiter oder die Schulleiterin, ein/e Architekt/in, Bauleitung, Fachleute und Vertreter der Gemeinde eingebunden werden.

Dem Bibliothekar, der Bibliothekarin fällt eine sehr wichtige beratende Rolle zu. Er / sie muss unbedingt von Anfang an mit einbezogen werden. Die letzte Kompetenz hat allerdings die Schulleitung!


Einzelheiten bei der Einrichtung und Raumgestaltung:

Eingangstür:

Diese muss laut Tiroler Bauordnung TBO 2001 bei Räumen, die von 20 Personen genützt werden, 1m breit sein. Wird der Raum von mehr als 20 Leuten genutzt muss die Türbreite 1,20 m betragen. Ab 50 Personen ist eine zweite Tür Vorschrift.

Es wäre natürlich optimal, wenn eine Glastür einen Einblick auf ein ansprechendes Ambiente gewähren würde. Das könnte Schüler zum Besuch der Bücherei animieren.


Eingangsbereich

Böden:

Ein Teppichboden wirkt warm, ist gemütlich zum Liegen, erspart Sitzkissen und schluckt viel Lärm.

Diese Böden verlangen peinlichste Sauberkeit, also hohe Reinigungskosten, können Allergien

auslösen und sind mit Schuhen nicht betretbar.

Ein Holzboden ( z. B. Industrieparkett ) vermittelt ein freundliches Raumklima, ist aber auf Kratzer empfindlich und außerdem viel lauter. Dabei müssen Teppiche und Sitzkissen zum Einsatz kommen.

Kautschuk- und Kunststoffböden ermöglichen eine große Auswahl an Mustern und Farben und sind pflegeleicht. Kautschukböden haben den Vorteil umweltfreundlich zu sein.

Bei diesem Belag braucht man ebenfalls Sitzkissen und Teppiche.

Beleuchtung:

Verkehrsflächen sollten 100 Lux, Regale 200 Lux und Arbeitsflächen 500 Lux Beleuchtungsstärke aufweisen.

Das Licht der Allgemeinbeleuchtung muss eine schnelle Orientierung durch die Regalreihen ermöglichen. Bei großen Büchereien ist die Beleuchtung zugleich Leitsystem.

Damit es nicht zu Blendungen kommt, sollte eine gute Wechselwirkung zwischen direkten und indirekten Lichtquellen bestehen. Eine gute Beratung von Fachleuten ist dabei unbedingt nötig.

Für die Allgemeinbeleuchtung eignen sich einzelne oder als Lichtbandsystem angeordnete Hängeleuchten, in hohen Räumen Leuchtstofflampen oder Kompaktleuchtstofflampen.

Die Regale müssen vertikal ausgeleuchtet werden. Das Licht muss bis zum untersten Regal reichen. Dazu eignen sich Lampen mit asymmetrischer Lichtstärkeverteilung.

Arbeitsplätze und Kommunikationszonen brauchen eine starke, nicht blendende Beleuchtung. Ideal sind Leuchtstofflampen, die man dimmen kann.

Um eine angenehme Lesesituation zu schaffen, eignen sich Stehleuchten besonders gut.

Computerarbeitsplätze sollen weder dem direkten Sonnenlicht noch direkter künstlicher Bestrahlung ausgesetzt sein.

Will man den Raum zu Präsentationen nützen, müsste eine Beamerleinwand und natürlich auch ein Beamer vorhanden sein. Die Leinwand muss extra beleuchtet werden können.

Dazu bedarf es auch eines guten Verdunkelungssystems.


Die multimediale Schulbibliothek:

Will man eine Bücherei auf neuesten Stand bringen, bedarf es einer guten Ausstattung. Man vermeidet dadurch auch oft teureres Nachrüsten.

1. Arbeitsplatz des Bibliothekars, der Bibliothekarin:

Dafür benötigt man einen Computer, einen Drucker, ein Barcodelesegerät einen Internetanschluss und falls es möglich ist, eventuell einen Kopierer, einen Scanner und einen CD- Brenner. Die zuletzt genannten Geräte befinden sich allerdings häufig in der Lehrerstation und werden nicht doppelt angeschafft.


Ausleihtheke 1


Ausleitheke 2

2. Arbeitsplätze der Schüler/innen:

Diese benötigen einige PCs mit Internetanschluss und Kopfhörern. Das erleichtert die Ausführung unterschiedlicher Arbeitsaufgaben in allen Fächern. Gemeinsam mit der Nutzung von Büchern lernen Schüler so verschiedenste Informationsquellen anzuwenden.


PC-Arbeitsplatz

3. Zusätzliche Geräte:

Günstig wären Hifi Geräte mit Verstärkern und eine Hörbar oder eine Hörstation, damit auch Hörbücher genutzt werden können.

Ebenso ideal sind ein DVD- Player und ein BEAMER. Dazu bedarf es guter (elektrischer) Verdunkelungsrollos. Diese Geräte befinden sich allerdings häufig ( in größeren Schulen ) bereits im Medienraum. Es ist also eine Kostenfrage, ob sie auch für die Bücherei genehmigt werden.

Natürlich wäre auch ein Fernseher mit Videogerät empfehlenswert. Hierfür gilt dasselbe wie bei den oben genannten Geräten.

Bei der Planung all dieser Geräte muss man an das dafür nötige Leitungssystem frühzeitig denken. ( Leitungen für Schulnetz und Strom, Steckdosen, Kabelanschlüsse,...)

Ein versperrbarer Medienkasten wäre dabei hilfreich.

4. Teeküche:

Dabei wären eine Kaffeemaschine, eine Spülmaschine und ein Kühlschrank vorteilhaft.

Dies ist äußerst günstig, wenn man nach Lesungen und Präsentationen gemütlich beisammensitzt oder gemeinsame Projekte ausarbeitet. Hat eine Schule aber bereits eine Cafeteria ( z. B. Hauptschule Fieberbrunn ) ist sie entbehrlich!


Bibliotheksspezifische Möbel:

1. Ausleihtheke:

Für Kinder im Grundschulalter darf sie höchstens 113 cm hoch sein und sollte ein Zwischenbrett zur Buchablage hinter der Theke einschließen. Geeignet wäre auch eine Theke mit einem integrierten Computerarbeitsplatz.

Rechnerkonsole, ein Druckercontainer, der Kabelkanal und ein Rollcontainer für Büromaterial sollten Platz finden.

2. Regale:

Das Regalsystem sollte man erweitern können. Bücherregale müssen eine hohe Fachlast aushalten können und sollten deshalb unbedingt aus dem Fachhandel stammen. Pro Laufmeter rechnet man mit ca 30 Büchern. (Je nach Dicke der Bücher!)


Regalreihe

Bei durchschnittlich 5 Fachböden pro Regal können also 150 bis 250 Bücher pro Laufmeter untergebracht werden. Die Buchstützen sollten integriert sein.

Regalhöhe für Kinder: unterstes Regalbrett in 10 cm Höhe, oberstes Regalbrett in bis zu 150 cm Höhe.


Regale dürfen nicht zu hoch sein

Die Regaltiefe sollte sowohl bei Sachbüchern, als auch bei Belletristik ca 27 cm betragen.

Es gibt feststehende und fahrbare Regale auf Rollen oder Laufschienen. Im Fachhandel werden für Kinder der Bücherkiosk, die Bücherrakete,...angeboten. Das bringt etwas Lebendigkeit in eine Schulbibliothek!


Wandregal

Die Regale können einseitig oder doppelseitig ( Rücken an Rücken ) aufgestellt werden.

3. Papierschrank:

Zur Aufbewahrung von Plakaten, Papier, Einbänden usw. sollte ein Schrank vorhanden sein.


Zusatzmöbel für die Bibliothek:

Das Bücherkarussell, der Ausstellungsständer, der Bücherwagen, drehbare Ständer aus Plexiglas, Ausstellgitter und Reklamewände, Pinwände, Flipcharts oder eine Tafel sind für das Arbeiten in der Bücherei oder für die Präsentation von Büchern hilfreich.


Präsentationsregal


Comicsäule

Als vorteilhaft erweisen sich auch durchgehende Beschriftungs- und Leitsysteme.

Regale für Non- Book- Medien:

Ein Zeitschriftenständer, ein Zeitschriftenturm, ein CD- Trog oder ein CD-Drehständer, Hängetaschen für Hörbücher oder Medienschubladenschränke erleichtern die Ordnung in den Büchereien.

 
Spielregal

 
Zeitschriftenregal


Regal für CDs und DVDs

Computerarbeitsplätze:

Die Computertische sollen mit einem Kabelkanal ausgestattet sein.

Arbeitsplätze:

Als Arbeitstische eignen sich flexible Systeme mit leichten Modellen. Die Sessel sollen in zwei verschiedenen Höhen vorhanden sein.

Leseplätze:

Von sehr großer Wichtigkeit sind gemütliche Leseplätze.

Besonders geeignet sind Sitzstufenanlagen. Bei einer Stufenhöhe über 60 cm bis zum Boden muss ein Geländer angebracht werden. Die Stufen können mit Schubladen ausgestattet werden. Ebenso geeignet sind eine Lesehöhle, ein Lesezelt oder Kuschelecken mit Sitzkissen , Sitzsäcken usw. Bei den Leseplätzen ist auf eine ausreichende Lichtquelle zu achten!


Lesehöhle und Sitzstufen

Persönliche Anmerkung:

Ich erachte es als besonders wichtig, dass der Bibliothekar oder die Bibliothekarin einen guten persönlichen Kontakt mit den Kindern pflegt. Sie werden dann keine Mühe haben, Rückmeldungen über Bücher zu bekommen und wesentlich besser auf Wünsche der Kinder eingehen können. Außerdem ist es so leichter, Schüler auch an etwas anspruchsvollere Literatur heranzuführen.

Selbstverständlich ist die Zusammenarbeit mit dem Deutschteam in der Hauptschule, mit den Klassenvorständen in der Volksschule und in der Sonderschule, aber auch mit allen anderen Lehrer/innen sehr gefragt. Natürlich können auch Eltern für einzelne Projekte und Repräsentationen eingebunden werden.

 

Helga Call ist Bibliothekarin an der HS Fieberbrunn



Quelle oder Autor/-in: Helga Call (RE)

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