Eine Bibliothek für Mekanissa

Bezirksschulinspektor Dr. Horst Hafele trat vor einigen Monaten an Lesen in Tirol  heran und bat um Unterstützung eines Bibliotheksprojektes in Äthiopien. Das Echo zu diesem Beitrag war überwältigend, wie Reinhard Strobl und Daniela Lukasser, die Initiator/innen des Projektes an der Don Bosco Catholic School in Mekanissa berichten.

Die bedien ziehen einerseits Bilanz über die Spendenaktion für eine Bibliothek für die Schule in Mekanissa/Äthiopien, andererseits schließen sie ein großes Dankeschön an alle Spender/innen an. Im Folgenden der Brief aus Äthiopien:

Hallo aus Äthiopien!

Wir möchten uns bei all jenen, die bisher unserem Spendenaufruf für die Bibliothek in Mekanissa gefolgt sind, recht herzlich bedanken! Durch eure Großzügigkeit habt ihr einen wertvollen Beitrag geleistet, um die rund 1.200 SchülerInnen der Don Bosco Catholic School bei ihrer Ausbildung sinnvoll zu unterstützen. Auch im Namen der SchülerInnen und der Lehrerschaft sollen wir ein großes Dankeschön aussprechen! Durch die Spendenaufrufe in Osttirol, Fieberbrunn und unter der Tiroler Lehrerschaft kam nämlich die unglaubliche Summe von 5800,00 Euro zu Stande. Vielen Dank!

Im Februar wurden 4.100,00 Euro überwiesen. Der gesamte Betrag wurde bereits zum Ankauf von Schulbüchern verwendet. Sowohl die Grund-, Mittel- als auch Oberstufe haben Bücher aus der Spendenaktion erhalten - insgesamt konnten bereits 1.900 Bücher angekauft werden! Die restlichen Bücher werden im Mai mit der verbleibenden Summe von 1.700 Euro besorgt werden.

Bevor der erste Ankauf getätigt wurde, wurden alle Lehrpersonen von der Schulleitung aufgefordert, sich umzusehen und passende Bücher auszusuchen. Wichtig dabei war, Bücher auszuwählen, die kinder- und jugendgerecht sind und einen Bezug zum Lehrplan haben. Es wurden deshalb bislang vor allem Schulbücher und Nachschlagewerke angeschafft. Im zweiten Ankauf wird man sich auf Kinder- und Jugendliteratur konzentrieren.

Dass sich diese Investition gelohnt hat, zeigen folgende Änderungen: Jede Klasse und somit jeder Schüler und jede Schülerin muss jetzt an einem Tag in der Woche eine Stunde länger in der Schule bleiben, um in der Bibliothek zu lesen bzw. zu lernen. Das Tolle daran: Die Kinder und Jugendlichen freuen sich darüber und sind froh, diese Chance zu erhalten. Die SchülerInnen können sich jetzt auch gut auf ihre Prüfungen vorbereiten. Diese stehen Ende Juni an und sind sehr wichtig für sie. Wer sie nicht schafft, verliert ein Schuljahr und man kann erst wieder im darauf folgenden Jahr antreten. Die Klasse wiederholen darf man jedoch nicht. Drei Schulstufen (SchülerInnen der 8., 10. und 12. Klasse) müssen dieses National Exam ablegen und haben daher ab Mai keinen geregelten Unterricht mehr, sondern nur mehr Prüfungsvorbereitung. Vormittags haben sie dann mit den Lehrerpersonen die Fächer, die geprüft werden, und am Nachmittag Selbststudium in der Bibliothek. Dieser Unterricht ist ebenfalls seit heuer neu, da bisher die notwendigen Schulbücher nicht in ausreichender Anzahl vorhanden waren. Eine dritte Änderung ist, dass auch die Bibliotheksräume neu gestaltet werden. Um die nun riesige Anzahl an Büchern verwalten zu können und die langfristige Existenz der Bücher in der Bibliothek zu garantieren, werden alle Bücher erstmalig katalogisiert und in einer Datenbank aufgenommen. Es müssen kleinere Umbauten (die Bücher erhalten einen eigenen Raum) vorgenommen werden und neue Regale, Tische und Stühle besorgt werden. Es freut uns, dass die Bibliothekare und die Schulleitung voll und ganz hinter uns stehen und uns tatkräftig unterstützen.

Darüber hinaus planen wir noch eine Zeitungsecke einzurichten. Sie soll etwas gemütlicher gestaltet werden und es den jungen Lesern ermöglichen, in Zeitungen und Magazinen zu schmökern. Zu Hause hat kaum jemand von ihnen Zugang zu einer Tageszeitung oder zu Zeitschriften. Damit die SchülerInnen auf dem Laufenden bleiben und es für einige davon zu einer Gewohnheit wird Zeitungen zu lesen, halten wir die Umsetzung dieser Idee für sinnvoll.

Zwischenzeitlich haben wir auch bei der österreichischen Botschaft in Addis Abeba um Unterstützung angefragt. Die große Menge an neuen Büchern stellt uns auch vor ein Problem: Wir haben noch keine Computer, auf denen die SchülerInnen bzw. der Bibliothekar nach Titeln suchen können. Bei dem benötigten Betrag handelt es sich um ca. 1.800,00 Euro - das bisher gespendete Geld verwenden wir jedoch zu 100% für den Ankauf von Büchern. Mit dem geplanten PC-System (bestehend aus Computer und sechs Monitoren) könnten in Zukunft die Bücher optimal verwaltet werden. Fünf Arbeitsplätze dienen den SchülerInnen zur Suche nach Büchertiteln, einen Arbeitsplatz benötigt der Bibliothekar zum Verwalten der Ausleihkarteien. Darüber hinaus soll auf den Computern CD-Rom Lexika und diverse Lernsoftware installiert werden. Der Antrag ist bereits in Wien, wir hoffen auf eine positive Rückmeldung.

Wir sind sehr zuversichtlich vor verlassen des Projektes die restlichen Tätigkeiten fertigstellen zu können und den SchülerInnen der Don Bosco Catholic School eine gut  ausgestatte und zeitgerechte Bibliothek übergeben zu können. Es macht uns sehr viel Freude für die Kinder und Jugendlichen hier in Addis zu arbeiten und es ist schön zu sehen, dass die Kinder und Jugendlichen für die verbesserten Lernbedingungen dankbar sind. Ein Zeichen dafür ist, dass die Bibliothek jeden Tag sehr gut besucht ist. Damit auch ihr einen Eindruck davon erhalten könnt, schicken wir noch einige Bilder mit.

Liebe Grüße aus Addis Abeba,

Reinhard Strobl und Daniela Lukasser



Quelle oder Autor/-in: Horst Hafele (Reinhold Embacher)

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