Lesen und lesen lassen

Auch in seinem Motto für das Schuljahr 2009/10 nimmt LSI HR Dr. Reinhold Wöll Bezug auf das Lesen.

Geschätzte Leserinnen und Leser dieser Grußworte!
Liebe Schülerinnen und Schüler, geschätzte Mütter und Väter, werte Lehrerinnen und Lehrer, Verantwortliche für Bildung und Erziehung,

besonders herzlich will ich zu Beginn des neuen Schuljahres die Erstklassler und ihre Eltern in der Schule willkommen heißen.

Liebe Erziehungsverantwortliche, zeigen Sie Ihrem Kind durch die Gestaltung des ersten Schultages die Bedeutung des neuen Lebensabschnittes, ermuntern Sie Ihr Kind dazu, nehmen Sie Anteil am schulischen Geschehen, hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu und machen Sie ihm Mut. Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über einen sicheren Schulweg und suchen Sie bei Fragen den Rat der Schule.

Das neue Schuljahr bringt eine Reihe von Neuerungen und die verstärkte Implementierung bereits bestehender Vorhaben wie:

  • Schuleinschreibung im Oktober bleibt wie bisher;
  • alle ersten, zweiten und dritten Klassen der Volksschule und Hauptschule haben nicht mehr als 25 Kinder,
    die Polytechnische Schule hat ebenfalls pro Klasse nicht mehr als 25 Schülerinnen und Schüler;
  • weiterer Ausbau der Nachmittagsbetreuung;
  • Start der Neuen Mittelschule (NMS) an 8 Innsbrucker Standorten (Generation 2);
  • Bewerbungszeitraum für weitere Hauptschulen für die Generation 3, die im September 2010 startet;
  • Innovative Vorhaben zur Stärkung der Hauptschulen zur Profilierung als Tiroler Hauptschule;
  • Verstärkung der Förderangebote und der Berufsorientierung.

Aufgabe aller Bildungseinrichtungen ist es,  Antworten auf die Fragen der Gegenwart und Zukunft zu geben und unserer Schuljugend Wissen, Können, Verhaltensweisen, Kompetenzen, Werte, Orientierung, Selbstvertrauen und Optimismus sicher und nachhaltig zu vermitteln.

Wer die Forderung von John Dewey es gehe darum, allen die gleiche Chance zu geben, eine Person zu werden (1) ernst nimmt, darf sich nicht mit einer starren homogenen Rahmengebung, einer reflexionsfreien Systematisierung von Schülertypen, einer undifferenzierten Wissensvermittlung, die sich am intellektuellen Durchschnitt orientiert, einer auf Bedürfnisse und Eigenheiten nicht Bezug nehmenden Pädagogik abfinden, sondern muss Freiräume suchen und Perspektiven eröffnen, damit Antworten auf die Fragen und Forderungen der Zukunft gegeben werden.

Solche Perspektiven sind die frühe Sprachförderung, die frühe Diagnose von Begabungen und die Förderung zur Behebung von Lernschwächen, die Modularisierung der Lehrpläne und Stundentafeln, die Frage von Berechtigungen und Chancengerechtigkeit an Nahtstellen, die längst fällige Diskussion um die Harmonisierung der Sekundarstufe und damit verbunden die Verlängerung der gemeinsamen Grundschule, die Überlegung von neuen Fächern, die Sozial- und Lebenskompetenz vermitteln, ein modernes Dienstrecht und die Erweiterung der Autonomie.

Daher braucht es aber auch endlich eine ernsthafte öffentliche Bildungsdiskussion und die Kraft,  zu neuen Ufern aufzubrechen.

Wir müssen den Mut haben, Gewohntes zu hinterfragen und Gutes zu verbessern, um das Beste zu erreichen.

Das Motto dieses Schuljahres Lesen und lesen lassen fordert alle Schulen auf, konkrete Schritte zur Umsetzung dieser Vorgabe zu planen und durchzuführen.

Dieses Schuljahr fällt noch in das Gedenkjahr 1809 - 2009 Geschichte trifft Zukunft, das darf aber nicht bedeuten, die Asche zu hüten, sondern das Feuer des Lebens zu schüren. 2010 ist dann das Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. So spannt sich der Bogen von historischer Betrachtung zur zwischenmenchlichen Herausforderung.

Die Schule als lernende und lehrende Organisation hat den Auftrag, den jungen Menschen all das Bleibende mitzugeben, was sie für ein selbstbestimmtes und an Perspektiven reiches Leben brauchen. Schule ist der Plan von der Abschaffung des Dunkels der Ignoranz, der Intoleranz, der Gleichgültigkeit und der Unwissenheit.

Der Bildungsauftrag der Schule ist wichtig, die Zukunft der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen ist elementar, die pädagogischen Ziele und didaktischen Modelle müssen umgesetzt werden, dazu bedarf es unser aller Anstrengung und Motivation.

Darum bitte ich im Namen der Tiroler Schuljugend.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Reinhold Wöll
Landesschulinspektor

--
(1) Early Writings, Band 1 Seite 246

 


Weiterführende Links:
Landesschulrat für Tirol


Quelle oder Autor/-in: Reinhold Wöll (RS)

Redaktionsbereiche