Eine Stadtschreiberin blickt zurück...

Gerhild Steinbuch, die vierte Stadtschreiberin von Kitzbühel, schrieb ebendort zwei  Monate lang an einem Roman. Wie sie selber sagt, war sie in dieser Zeit sehr fleißig und nahm sich dennoch die Zeit, die drei vierten Klassen an der VS-Kitzbühel zu besuchen.

Sie schrieb in einer Miniwerkstatt Geschichten mit den Kindern. Die Schüler/innen waren froh, Tipps für ihre Texte von einer mehrfach preisgekrönten Autorin zu bekommen.


Gerhild Steinbuch berät die jungen Autorinnen in der Schulbibliothek...

Im folgenden Interview für Lesen in Tirol blickt Gerhild Steinbuch auf ihren Aufenthalt in der Gamsstadt zurück.



Lesen in Tirol:
Du bist direkt von der Großstadt Berlin, in der du seit einigen Jahren lebst, zu uns nach Kitzbühel gekommen, und das zur ruhigsten Zeit im Jahr. War das für dich ein Kulturschock?

Gerhild Steinbuch:
Im Gegenteil, ich habe die Ruhe dankbar angenommen. In Berlin ist es hektisch und immer was los - da habe ich es natürlich genossen, mich zwei Monate voll auf das Schreiben konzentrieren zu können.

Lesen in Tirol:
Du hast dein Schreibstipendium, wie du selber sagst, fleißig genutzt. Darf man schon wissen, wie der Roman heißen wird, an dem du arbeitest? Worum geht es?

Gerhild Steinbuch:
Der Roman heißt Berge und Täler mit Männern und Frauen: Es geht um das Bedürfnis nach Harmonie, nach Utopie.

Lesen in Tirol:
Eigentlich kommst du vom Theater und hast schon Stücke für Bühnen in Wien, Stuttgart und Mainz mit großem Erfolg geschrieben. Deinen Kitzbühelaufenthalt hast du für einen kurzen Flug nach London unterbrochen. Dort gab es nämlich eine für dich wichtige Premiere. Bitte erzähle uns kurz von deinen Eindrücken.

Gerhild Steinbuch:
Mein Stück schlafengehn wurde ins Englische übersetzt. Das österreichische Kulturforum hat mich zu einer szenischen Lesung eingeladen, einer ersten Präsentation des englischen Textes. Übersetzungen zu sehen, ist immer spannend: Funktioniert der Text noch, ist die Atmosphäre übertragbar?

Lesen in Tirol:
Was fasziniert dich seit jungen Jahren so am Schreiben?

Gerhild Steinbuch:
Wie jemand etwas sagt und warum. Und wie der Inhalt dessen, was jemand sagt, von dem abweicht, was er formuliert. Wie eloquent jeder lügt und wie wenig man sich an diesen Lügen stört.  Diese seltsame Form der indirekten Kommunikation des Nichts-Sagens, das ist mein Arbeitsmaterial.

Lesen in Tirol:
Häufig sieht man dich schick in Strick. Ist Stricken dein Hobby? Oder was machst du sonst gerne in deiner Freizeit? 

Gerhild Steinbuch:
Ich würde sehr gerne all das, was ich trage, selbst stricken, bin diesbezüglich aber leider vollkommen untalentiert. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meinen Freunden. Was wir dann machen, ist eigentlich nicht so wichtig. 

Lesen in Tirol:
Welche wertvollen Erinnerungen nimmst du aus Kitzbühel mit?

Gerhild Steinbuch: 
Kann ich noch nicht richtig beantworten, weil sich die Eindrücke erst setzen müssen. Ich hatte das Gefühl, man muss sich durch viele Schichten arbeiten und dass die schönsten Begegnungen die sind, die man erst nach und nach entdeckt. Und dass das aber dann die Mühe sehr wert ist.


Gerhild Steinbuch an der VS Kitzbühel 

Lesen in Tirol:
Was wünscht du dir für das heurige Jahr 2011? Hast du schon Pläne und neue Projekte in Aussicht?

Gerhild Steinbuch:
Zeit mit den wichtigen Menschen verbringen und weniger Zeit mit unwichtigen und mühsamen Menschen. Konkret arbeite ich an zwei Stückaufträgen für die nächste Spielzeit. Eine Premiere wird in Österreich sein und eine in Deutschland. Was das genau sein wird, darf ich leider noch nicht sagen.

Lesen in Tirol:
Wir danken dir für das Interview und wünschen dir für deine Zukunft viel Erfolg! Dürfen wir dich noch um das letzte Wort in diesem Interview bitten?

Gerhild Steinbuch:
The really important kind of freedom involves attention, and awareness, and discipline, and effort, and being able truly to care about other people and to sacrifice for them, over and over, in myriad petty little unsexy ways, every day. That is real freedom. The alternative is unconsciousness, the default setting, the rat race - the constant gnawing sense of having had and lost some infinite thing.

(aus David Foster Wallace: This is water)


... being able truely to care about other people...  Vielen Dank für deinen Besuch!


 



Quelle oder Autor/-in: Dina Überall

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