Ausstellung Druckfrisch: Der Innsbrucker Wagner-Verlag und der Buchdruck in Tirol.

Seit Mitte Juni läuft im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum die Ausstellung „Druckfrisch. Der Innsbrucker Wagner-Verlag und der Buchdruck in Tirol“. Die mit knapp 200 Exponaten gefüllte Schau beleuchtet einen der ältesten noch existierenden Wissenschaftsverlage des deutschsprachigen Raumes von verschiedener Seite.

Neben der umfangreichen Buchproduktion finden historische Notendrucke aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, eine Besonderheit des Verlages, sowie das Handwerk eine große Beachtung. So kann die Clarissa genannte Buchdruckerpresse aus Brixen bewundert werden, die sich die älteste erhaltene hölzerne Presse des deutschsprachigen Raumes nennen darf und auf 1550/60 datiert werden kann.

Der Augsburger Buchdrucker Michael Wagner kommt wahrscheinlich 1638 nach Innsbruck, als katholischer Buchdrucker flieht er vor den Wirren des 30jährigen Krieges in den Süden. In Innsbruck findet er Anstellung beim Höttinger Buchdrucker Hans Gäch, den er nach dessen Tod beerben sollte. Er heiratet 1639 dessen Witwe und übernimmt damit auch die Druckerei, die Gewerbekonzession hierzu wird ihm von der Landesfürstin Claudia de‘ Medici verliehen. Das 375jährige Verlagsjubiläum war denn auch Anlass für die Gestaltung dieser Ausstellung.


Bild: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Der Verlag gewinnt bald große regionale Bedeutung, neben den Notendrucken finden sich vor allem hochwertige wissenschaftliche Werke im Verlag, bald wird Wagner Hofbuchdrucker, dann auch Universitätsbuchdrucker. Der Verlag bleibt über mehrere Generationen im Familienbesitz, 1802 übernimmt der Schwager des letzten Wagner, der spätere Innsbrucker Bürgermeister von 1809, Casimir Schumacher, die Geschäfte.

Mit der Familie Schumacher verstärken sich die Bemühungen, möglichst viele technische Errungenschaften im eigenen Wirtschaftsunternehmen anzuwenden, die Druckerei ist die erste Österreichs, die die Rotationsmaschine für den Zeitungsdruck verwendet. Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Universitätsverlag Wagner vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf den 17. Rang innerhalb aller Verlagshandlungen im deutschsprachigen Raum gereiht. Es folgt eine Blüte des Verlages, in dem alle Sparten des Buchdruckes erfolgreich bedient werden. Zu den überregionalen Kunden zählen etwa die Österreichische Akademie der Wissenschaften oder das Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien.

1916 gibt der letzte direkte Nachfolger von Schumacher, Eckart Schumacher, die Druckerei und den Verlag ab. Es folgt für den Verlag eine schwierige Zeit, da die Produktionsstätte der Bücher vom Verlag getrennt wurde und unterschiedliche Eigentümer den wieder zum Regionalverlag gewordenen Wissenschaftsverlag betreiben. Seit 2010 ist der Verlag in der Studienverlagsgruppe in Innsbruck beheimatet, tendenziell lässt sich eine Stärkung des Verlages im Programm feststellen.


Bilder: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Die Ausstellung stellt sich der schwierigen Aufgabe, knapp 400 Jahre Buchgeschichte anhand ausgewählter Objekte zu erzählen.

Im Herbst findet zum Abschluss der Ausstellung eine wissenschaftliche Tagung statt, die den frühen Buchdruck in der Region zum Thema hat (24. Oktober 2014, Festvortrag am Vorabend durch Univ.-Prof. Dr. Murray C. Hall). Als Referenten werden Johannes Andresen (Bozen), Franz Gratl (Innsbruck), Silvano Groff (Trient), Hans-Jörg Künast (Augsburg), Stefan Morandell (Kaltern), Gerhard Plasser (Salzburg), Norbert Schnetzer (Bregenz) und Hansjörg Rabanser (Innsbruck) zu hören sein.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
Meighörner, Wolfgang /Sila, Roland (Hg.): Druckfrisch. Der Innsbrucker Wagner-Verlag und der Buchdruck in Tirol, Innsbruck 2014 (978-3-7030-0856-6)

 

Weiterführender Link:
Tiroler Landesmuseen: Programm

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Ausstellungsfolder "Druckfrisch".

 

Roland Sila, Juli 2014
bearbeitet: Andreas Markt-Huter, 04-08-2014

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