Eduard Beutner / Ulrike Tanzer (Hrsg.), lesenheuteperspektiven

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"Von Kindheit an war ich ein Freund des Lesens, und das bißchen Geld, das mir in die Hände kam, wurde für gute Bücher ausgegeben, bekannte der amerikanische Politiker Benjamin Franklin vor mehr als 200 Jahren."

Wie hält es unsere Gegenwart mit dem Lesen? Dieser und vielen anderen Fragen gehen in der interdisziplinäre Aufsatzsammlung "lesen.heute.perspektiven" zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Pädagogik, Germanistik, Publizistik, Sprachen und Geschichte aus einer mitunter sehr persönlichen Sichtweise nach.

Allein Autorinnen und Autoren gemeinsam ist ein unverrückbarer Kern: nämlich die Liebe zum geschriebenen Wort, die Liebe zu Lesen als Grundlage jeder Bildung, von der Wissensbildung bis zur Herzensbildung.

Karlheinz Rossbacher, emeritierte Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Salzburg zeichnet zunächst seine ganz persönliche Lesesozialisation, die ihren Anfang in einer einklassigen Volksschule machte, um dann darauf einzugehen, was schreibende Künstlerinnen und Künstler über das Lesen gedacht haben.

Zahlreiche Beiträge zur Leseforschung setzen sich mit der Technik des Lesens, ihren Grundlagen sowie verschiedenen Aspekten der Leseförderung, Leseerziehung und Lesetheorie auseinander wie z.B. Hannes Scheutz' und Thomas Kaltenbachers Beitrag "Psycholinguistische Aspekte des Lesen", Margit Böcks Aufsatz über neue Perspektiven der Leseforschung und Doris Schönbass Beitrag über eine empirische Studie zur Lesefreude von 10 - 14-Jährigen. Dazu zählen aber auch die Beiträge von Werner Wintersteiner, der "kulturelle, politische und ideologische Dimensionen des Diskurses" über Leseförderung thematisiert oder Markus Kreuzwiesers Aufruf zu mehr Mut, in der AHS mit Schülern auch schwierige Texte zu lesen.

Nach Beiträgen zum großen Bereich des Lesenlernens und der Leseerziehung liegt das Hauptaugenmerk der folgenden Beiträge vor allem auf dem Bereich der Literatur. Der Literaturwissenschaftler Günther Stocker stellte Lesen und lesende Figuren in der fiktionalen Literatur vor und eröffnet neue interessante Dimensionen des Lesens. Egon Schwarz, Prof. für deutsche Literatur, nimmt sich das "Lesen im und fürs Exil" zum Thema und Wolf Wucherpfennig schreibt "vom Genuss des Lesens" als Erinnerung eines Literaturwissenschaftler. Karl Wagner stellt den berühmten Autor Peter Handke als Leser vor:

Was immer auch sonst noch gesagt werden mag: Der Leser Handke (wie ihn der Schreiber Handke überliefert) ist eine der besten Schulen des Lesens. (140) Edith Glatz setzt sich mit der Bedeutung des Lesens für den österreichischen Psychiater Erwin Ringel auseinander und der Historiker Ernst Hanisch beschreibt die Bedeutung der Literatur als Quelle der historischen Forschung. Walter Hömberg widmet seinen Aufsatz den BerufsleserInnen: den LektorInnen in Buchverlagen und setzt sich näher mit dem Berufsbild und seinen Aufgaben auseinander.

Ein dritter Abschnitt des Sammelbandes geht der Frage nach dem Lesen im digitalen Zeitalter nach wobei der Komparatist Norbert Bachleitner neue Perspektiven digitaler Literatur aufzeigt. Christian Köllerer, Experte für neue Medien und Literaturwissenschaftler betrachtet eine andere Seite der digitalen Umwelt, nämlich der Literaturvermittlung und Literaturkritik im Internet, was ein wahre Flut an Texten über Bücher eröffnet, mit all ihren Vorteilen aber auch Nachteilen. Die Politikwissenschaftlerin Petra Martin Baumann beschäftigt sich mit der literarischen Fankultur im Internet, Alfred Pfoser schreibt über "die prekäre Zukunft der Bibliotheken im digitalen Zeitalter" und der Germanist Johann Holzner bricht eine Lanze für die "Elfenbeintürme im digitalen Zeitalter".

"lesen.heute.perspektiven" bieten einen interessanten und breiten Einblick in die Welt des Lesens, der Literatur und der neuen Perspektiven in einem digitalen Zeitalter. Neben fundiertem Fachwissen kommt dabei aber auch der persönliche Bezug zum Lesen nicht zu kurz.

Eduard Beutner / Ulrike Tanzer (Hg.), lesen.heute.perspektiven. Mit zahlr. Abb.
Innsbruck: Studienverlag 2011, 260 Seiten, 29,90 EUR, ISBN: 978-3-7065-4844-1

 

Andreas Markt-Huter, 20-10-2011

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Bibliographie

AutorIn

Eduard Beutner / Ulrike Tanzer (Hrsg.)

Buchtitel

lesenheuteperspektiven

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Studienverlag

Herausgeber

Eduard Beutner / Ulrike Tanzer

Seitenzahl

260

Preis in EUR

29,90

ISBN

978-3-7065-4844-1

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