Christa Fuchs, Gudrun Harrer, Besoffene Kapuziner

Buch-CoverBei Kochbüchern ist es so wie mit den Büchern überhaupt, natürlich steht meist etwas Gutes drin, aber bemerkenswert ist das Drumherum.

Das Kochbuch über die „Besoffenen Kapuziner“ ist natürlich auch gespikt mit Rezepten, aber in der Hauptsache geht es um die Verbesserung des Lebensgefühls. Im Sinne des Romans „Die Verbesserung von Mitteleuropa“ von Oswald Wiener stehen also jene Informationskabel im Vordergrund, die direkt an die Sinnesorgane angeschlossen sind. Die erste Botschaft heißt also, bitte Leser mach Deine Sinnesorgane auf, die zweite berichtet von einem kulturellen Ereignis, das mit einer Speise zusammenhängt, und erst im dritten Schritt gibt es dann das Rezept zum Nachkochen.

Bereits in den Kurztexten zu Themen wie „Glocken der Heimat“, „Katholisches Kompott“, „Die Umvolkung des Schweins“ oder „Sugochismatische Zustände“ wird angerissen, dass man oft bloss die eingefleischten Vorurteile vom Kulturknochen nagen muss, um zu einer völlig neuen Speise zu kommen.

Ja, der Hammel im Hinterhof hat das Faschierte gut gemacht, aus dem katholisch dünnen Komptt ist mittlerweile eine irdische Fruchtpalette geworden, und je mehr die einzelnen Sugo-Schulen um die richtige Konsistenz ringen, umso würziger wird das Ganze.

Die Autorinnen erzählen jeweils ein Stück Kulturgeschichte und schubbsen ironisch die behäbige Meinung von Eintopf-Stammtischen beiseite. Wenn man als Leser genug eingespeichelt hat, gibt es ein Rezept als Erlösung. Manchmal helfen eben wirklich Rezepte, wenn die Lust am größten ist.

In einem heftigen Nachspann, als Oma im Keller Quargel aß, gibt es die Rezepte alfabetisch aufgestellt, da ja ein echter Feinspitz immer nach der Regalordnung von Bibliotheken vorgeht. Das Speisen-ABC startet mit Austernkipferl und endet bei der Zunge mit Rosinen. Und was hat es nun mit den besoffenen Kapuzinern auf sich? - Sie verbessern als Dessert (58) den Ausblick auf Mitteleuropa ungemein, zumal ja allerhand Alkohol im Spiel ist und der süffisante Teich, in welchen der Gaumenausklang eingelegt ist, direkt aus der Flasche kommt.

Christa Fuchs / Gudrun Harrer: Besoffene Kapuziner und andere Rezepturen zur kulinarischen Verbesserung Mitteleuropas. Mit Illustrationen von Moidi Kretschmann.
Wien: Mandelbaum 2005. 239 Seiten. EUR 19,90. ISBN 3-85476-168-6.

 

Helmuth Schönauer, 23-11-2005

Bibliographie

AutorIn

Christa Fuchs

Buchtitel

Gudrun Harrer, Besoffene Kapuziner

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Mandelbaum

Seitenzahl

239

Preis in EUR

EUR 19,90

ISBN

3-85476-168-6

Kurzbiographie AutorIn

Gudrun Harrer ist Redakteurin beim Standard, Christa Fuchs ist Gastronomiefachfrau, zusammen schreiben sie monatlich eine Kolumne für lesende Feinspitze im Standard.

Themenbereiche