Sabine Dillner, Die Piratin- Das Leben der Grania O`Malley

Buch-CoverMomentan überwschwemmt eine Fülle von Piratenbüchern den Buchmarkt. Wir haben in der Bibliothek der HS Fieberbrunn einige davon für unsere Bücherei gekauft, unter anderem auch diesen Titel. Ich habe dieses besondere Buch gelesen, weil ich in starken Frauengestalten wichtige Vorbilder für unsere Schülerinnen sehe.

Wir Bibliothekare versuchen nun seit einiger Zeit Abenteuerbücher bzw. historische Biographien, die in dieses Genre passen, den Schülern schmackhaft zu machen. Wir haben unseren Ständer für neue aktuelle Bücher mit Abenteuerbüchern und Piratengeschichten bestückt und möglichst auffällig platziert.

Außerdem haben Schüler der vierten Klasse Plakate entworfen und kleinere Szenarien aus verschiedenen Büchern mit einfachen Gestaltungsmitteln dargestellt. Wir lassen die Schüler auch mittels Mundpropaganda einzelne Bücher anpreisen. Nun warten wir auf Erfolg.

Zum Inhalt:

Dieses Buch könnte man als historischen Abenteuerroman bezeichnen.

Es handelt von der irischen Fürstentochter Grania O`Malley, die als Tochter eines Clanchefs und Seefahrers von ihrem Vater auf Seereisen mitgenommen wird. Sie unterscheidet sich von ihrer blonden, weiblichen Halbschwester Marian sowohl äußerlich als auch im Wesen. Marian ist immer tadellos gekleidet und frisiert, sie macht feine Handarbeiten und gehorcht der Fürstin. Ihre Bewegungen sind anmutig und sie beherrscht die Kunst der Konversation.

Grania ist ein zierliches blauäugiges Geschöpf mit wilden schwarzen Locken und einem Bewegungsdrang, der einer Frau damals nicht angemessen war. Sie kämpft am liebsten mit Buben und ist völlig unbrauchbar für zierliche Näharbeiten. Ihr Geist ist lebendig und aufnahmefähig, sie lernt bei den Mönchen im Kloster Latein, die Sprache der Händler und außerdem Spanisch und den Umgang mit Zahlen. Mit 15 soll Grania zur Festigung der Macht ihres Clans den Sohn des Nachbarfürsten Donal O`Flaherty heiraten. Sie trotzt ihrem Vater eine letzte Fahrt, an der auch Donal teilnehmen soll, ab.

Das Mädchen besteht im rauen Leben der Seeleute weit besser als ihr zukünftiger Bräutigam. Dieser verliebt sich nach der Rückkehr in die sanfte Marian, diese ist zwar die Tochter des Fürsten, doch ihre Mutter nur eine Magd.

So ist also Grania für Donal bestimmt. Noch einmal darf sie allein mit ihrem eigenen Schiff auf Fahrt nach Spanien gehen. Das kämpferische, kluge Mädchen kommt mit zwei Schiffen zurück. Auf dieser Fahrt rettete sie Billy, dem Sohn eines englischen Lords, das Leben. Dieser wurde von Piraten überfallen, von Granias Schiff gerettet und verwundet zum irischen Fürstenhof gebracht. Billy bemerkt den riesigen Unterschied zwischen der rauen irischen Gesellschaft und den englischen Adelsfamilien. Doch er schätzt die wilde Grania mehr als Marian, die eher in seine Schicht passen würde.

Marian möchte unbedingt Donal heiraten und verrät deshalb Grania dem englischen Statthalter von Galway. Sie lässt die Fürstentochter entführen, und will sich selbst als Opfer ausgeben. Doch ein Getreuer der jungen Frau verhindert dies und versetzt ihr einen tödlichen Dolchstoß. Grania landet nun in Galway im Gefängnis. Dort findet sie Billy, der englische Adelige, und befreit sie unter Einsatz seines Lebens.

Grania besucht im Alter den Adelssitz von William. Sie hat nach dem Tod ihres Mannes Donal die Verantwortung für den Clan übernommen und besucht sogar die englische Königin Elisabeth. Mit 63 ist sie Kommandeurin einer Flotte von acht Schiffen und mehr als 200 Männern. Ihr Leben unterscheidet sich von dem der anderen Frauen. Sie hat ihr Schicksal selbst in die Hand genommen.

Rezension:

Ich finde solche Bücher für Mädchen besonders wichtig. Sie zeigen auf, dass eine mutige Frau in jeder geschichtlichen Epoche ihr Leben, unabhängig von gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen, selbst gestalten konnte. Auch in der heutigen Zeit braucht es Mut, seinen Weg zu wählen und nicht unbedingt einen typisch weiblichen Beruf zu ergreifen, sondern seine Träume zu verwirklichen. Ein solcher Weg ist nicht leicht, das zeigte die Geschichte der Grania O`Malley ohne jede Verklärung. Unabhängigkeit hat immer ihren Preis.

Mädchen brauchen starke Vorbilder, um sich an sie halten zu können. Das hat mir an diesem Buch besonders gefallen. Das Buch ist spannend und trotzdem nicht reißerisch geschrieben. Es erweitert durch Seemannsausdrücke und die Beschreibung des historischen Hintergrundes den Wortschatz der Leser. Die Autorin verwendet einen leicht lesbaren aber nicht simplen Stil. Es werden Wörter im Präteritum verwendet, die viele Schüler nur sehr selten hören oder lesen. Es werden sowohl das Plusquamperfekt als auch der Konjunktiv häufig gebraucht. Die Schriftstellerin verwendet auch schöne Sprachbilder, seltener gebrauchte Adjektive und Fremdwörter, deren Bedeutung klar aus dem Kontext hervorgeht.

Buchbesprechung einer Schülerin:

Ich habe mir dieses Buch ausgesucht, weil ich starke Frauen bewundere. Grania O´Malley war eine solche. Dieses Buch hat meine Erwartungen erfüllt. Es ist lustig, spannend, gruselig und traurig. Doch am meisten hat mich fasziniert, dass Grania ihren Willen durchgesetzt hat und sich durch NICHTS und NIEMANDEN aufhalten ließ. Sie hat vieles durchgemacht aber trotzdem nicht aufgegeben.
(ALICE Gafitanu)

Sabine Dillner, Die Piratin. Das Leben der Grania O'Malley, ab 14 Jahren
Wien: Verlag Carl Ueberreuter 2007, 304 Seiten, 14,95 EUR, ISBN: 978-3-8000-5235-6
 

Weiterführende Links:
Amazon: Sabine Dillner, Die Piratin
Homepag: Sabine Dillner

 

Helga Call, 25-04-2008

Bibliographie

AutorIn

Sabine Dillner

Buchtitel

Die Piratin - Das Leben der Grania O`Malley

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Verlag Carl Ueberreuter

Seitenzahl

304

Preis in EUR

14,95

ISBN

978-3-8000-5235-6

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Sabine Dillner wurde im Ostseebad Boltenhagen geboren. Sie ist gelernte Buchhändlerin und publiziert seit 1998. Sabine Dillner lebt seit dieser Zeit in Irland, daher auch ihr Interesse an der irischen Seefahrt. Sie legt ihr Hauptaugenmerk auf mutige Frauengestalten, die aus den vorgezeichneten Lebensbahnen ausbrechen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen.