Tiroler Brauchtum Teil 1: Der Palmsonntag

palmbusch

Die Karwoche gilt mit dem Ostersonntag als Höhepunkt im christlichen Jahreskreis, zu der sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiches Brauchtum entwickelt hat. Am Beginn der Karwoche steht der Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert.

Ludwig von Hörmann bietet in seinem "Tiroler Volksleben" einen Einblick auf die im 19. Jahrhundert tirolweit verbreiteten Bräuche rund um  den Palmsonntag vom Palmeselumzug, über das Palmlattentragen bis hin zu lokalen Sonderformen wie den Palmumgang in Thaur.

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich das traditionelle Brauchtum in den einzelnen Tiroler Tälern mit großer Geschwindigkeit zu verändern. Ludwig von Hörmann erkannte die unwiederbringlichen Veränderungen im Brauchtum und dokumentierte unter anderem das Alltagsleben der Gebirgsbauern wie es sich im Wechsel der Jahreszeiten gestaltete, ihre Arbeit, Erholung u.a. und gelangte dabei bis in die entlegensten Tiroler Täler.

Der Palmsonntag, welcher die ernste und geheimnisreiche Karwoche einleitet, gehört zu den beliebtesten Tagen des bäuerlichen Festkalenders. Den Mittelpunkt der kirchlichen Feier bildet bekanntlich die Weihe der Palmen und die sich anschließende Prozession, welche den Einzug Christi in Jerusalem darstellen soll.

Auf diesen Umzug freut sich besonders die männliche Jugend, denn was den Mädchen das Kranzaufsetzen am Fronleichnamstage, das ist den Buben das Palmtragen.
Sagen.at: Ludwig  von Hörmann, Tiroler Volksleben - Der Palmsonntag

Ludwig von Hörmanns Buch Tiroler Volksleben, Ein Beitrag zur deutschen Volks- und Sittenkunde aus dem Jahr 1909 zählt mehr als 500 Seiten und behandelt das bäuerliche Fest- und Arbeitsjahr, das Familienleben und einzelne Gestalten und Bilder aus dem Dorfleben. Im Internet steht Ihnen unter sagen.at das gesamte Buch frei zum Lesen zur Verfügung.

 

palmsonntag in moskau
Der Palmsonntag gehört auch in Russland zum zentralen christlichen Brauchtum.
Bild: Wikimedia: Wjatscheslaw Grigorjewitsch Schwarz: Palmsonntag in Moskau zur Zeit
des Zaren Alexej Michajlowitsch. Staatliches Russisches Museum St. Petersburg, 1865

Interessantes rund um den Palmsonntag in Tirol bietet auch Michael Forchers Buch Dämonen, Blasmusik und schöne Trachten. Von Brauchtum und Volkskultur in Tirol, woraus Texte für Sagen.at zur Verfügung gestellt worden sind. Das Kapitel Von Palmeseln, Ratscherbuben und Heiligen Gräbern beschreibt Tiroler Brauchtum rund um die Zeit zwischen Palmsonntag und Ostern wie Palmstangen, lärmende Ratschen, Palmeseleinzüge und Heiligen Gräber.

Weitere Informationen zum Thema Palmsonntag bietet aber auch das 1932 erschienene Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens von E. Hoffmann-Krayer und H. Bächtold-Stäubli. Hier wird der Volksglaube und der Aberglaube rund um den Palmsonntag beschrieben, wie er im deutschen Sprachraum vorgefunden werden konnte wie z.B. heilbringende Wassergüsse, der Schlag mit der Lebensrute, das neu einkleiden und abstillen von Kindern u.a.

 

Weiterführende Links:
Sagen.at: Hörmann, Tiroler Volksleben - Palmsonntag
sagen.at: Ludwig von Hörmann
Wikipedia: Portal Ostern

 

Andreas Markt-Huter, 07-04-2006
aktualisiert: 08-04-2019
Titelbild: Anita Eller - Tibs Bilderdatenbank

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