Tiroler Verlage stellen sich vor: Der Kyrene-Verlag

Vor fünf Jahren wurde der Kyrene.Literaturverlag mit viel Engagement und großen Zielen gegründet. Wie sieht das Ergebnis dieser Bemühungen heute aus?

Anfang 2003 war alles noch ein Plan, der auf seine Durchführung harrte; ein Traum, den sich Martin Kolozs und sein damaliger Kompagnon Bernd Schuchter erfüllten wollten: die Gründung eines Kleinverlags für Literatur in Innsbruck. Nach einen halben Jahr Vorbereitung war es dann soweit, das Unternehmen Kyrene wurde mit viel Mühe und Aufwand ins Leben gerufen.

"Am wichtigsten schien zu diesem Zeitpunkt, den Verlagsnamen schnell bekannt zu machen", erinnert sich Kolozs. "Darum haben wir die Reihung der Publikationen etwas umgeschrieben, um als Erstes einen Aufreger zu haben. Und mit Bürger Metzger Meisterin von Helmuth Schönauer ist es dann auch gelungen." Das satirische Werk über die Innsbrucker Stadtregierung hat eine Welle geschlagen, die bis heute noch nicht ganz abgeklungen ist und den Neo-Verlegern schnell einen gewissen Ruf eingebracht hat.

"Danach haben wir versuchen müssen, uns ein umfassenderes Profil zu geben, das uns nicht an einer einzigen Art Literatur festmacht. Wir wollten das Spektrum so weit es geht abdecken und neue Leserschichten dazugewinnen." Seitdem ist viel geschehen und entwickelt worden, um das jetzige Bild des jungen Verlags zu bekommen; sogar im personellen Bereich.

"Nach mehreren Büchern und der Übersiedlung von Kyrene in ein neues Büro sahen Bernd und ich keine Basis einer Zusammenarbeit mehr", sagt Kolozs. "Aber anstelle die Verlagsarbeit zu beendet, habe ich Ende 2004 die Leitung alleine übernommen. Dadurch hat sich allerdings der notwendige Aufwand, um das Geschäft weiter betreiben zu können, verdoppelt. Zu diesem Augenblick durfte ich nur an die Zukunft denken; jeder Gang langsamer hätte einen Rückschritt bedeutet. Darum habe ich versucht weiterzumachen, wie bisher."


Mit dem satirischen Roman Bürger Metzger Meisterin von Helumth Schönauer gelang dem Kyrene-Verlag ein Einstieg, der heute für Diskussionen gut ist.

 

Seit Ausscheiden des Mitbegründers Bernd Schuchter wird der Kyrene.Literaturverlag von Martin Kolozs alleine geleitet; er ist neben der Geschäftsführung hauptsächlich für die Programmgestaltung und die Autorenbetreuung zuständig. Freie Mitarbeiter gibt es auf den Gebieten Graphik/Buchgestaltung und Korrektur sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Zu den weiteren Aufgaben gehörte neben dem Verlegen neuer Titel auch der weitere Ausbau der Verlags-strukturen sowie die Gewinnung neuer Autoren und Autorinnen: "Man verliert ziemlich schnell den reinen Idealismus und beginnt zu verstehen, dass es eine Geschäft wie jedes andere ist, und es nach den Mustern des modernen Marktes funktioniert. Allerdings darf man sich dabei nicht untreu werden", erklärt Kolozs. Vorbilder zu haben, deren Arbeit man bewundert und deren Bücher man selbst liest, ist für den Jungverleger dabei wichtig.

Neben dem eigenen Ehrgeiz sind Menschen, die man für ihre Arbeit bewundert, ein reeller Antrieb nicht bei jeder Schwierigkeit aufgeben zu wollen. Heute haben sich die Anstrengungen schon ein wenig bezahlt gemacht. Im Herbstprogramm diesen Jahres finden sich unter anderen die beiden Schweizer Autoren Werner J. Egli (sonst Überreuter, Deutschland) und Hansjörg Schertenleib (sonst Aufbau, Deutschland).

"Das ist ein schöner Anfang auf dem Weg in eine hoffentlich neue Richtung", sagt Kolozs. "Es ist vor allem wichtig, um einen Trumpf für den ganzen deutschsprachigen Markt ausspielen zu können, eine Mischung aus jungen, unbekannten, aber hoch talentierten Autoren zu haben, und schon namhaften, welche die Qualität der Kyrene-Verlagsarbeit durch ihre Publikation bestätigen."

Ein Blick auf die lieferbaren Titel bestätigt diese Absicht. Da finden sich unter anderen die Jungautoren Markus Köhle und Alexander Peer, der mehrfach ausgezeichnete Lyriker Hans Augustin, der Baes-Texter und Schriftsteller Elias Schneitter, sowie Illustrator und Jugendbuchautor Hubert Flattinger, der unlängst auch als erfolgreicher Dramatiker von sich reden machte.

Neben der ständigen Öffentlichkeitsarbeit, den Lesungen, der Nachbetreuung lieferbarer Titel und dem Bücherverlegen müssen allerdings neue Schritte gesetzt werden: "Man muss sich ständig weiterentwickeln. Ein Tag Pause bedeutet ein arbeitsames Wochenende. Es genügt schon lange nicht mehr mit einer Rezension in der Zeitung aufzuscheinen. Die Bücher verkaufen sich leider nicht von selbst!"


Neben seiner Tätigkeit als Verleger ist Martin Kolozs auch selbst als Autor tätig. Hier bei einer Lesung auf der Tiroler Buchmeile 2008 im Cafe Katzung. Foto: Markt-Huter

 

Was die Zukunft für den Kyrene.Literaturverlag bringt, kann Martin Kolozs nur hoffen: "Auch wenn man alles aufbringt, ist es keine Gewähr, dass es funktioniert. Man muss auch soviel sein und einen Fehler eingestehen. Aber solange eine Chance besteht, Kyrene über Wasser zu halten und Bücher mit interessanten Autoren zu machen, wird man in irgendeiner Art und Weise von mir hören. Das ist zumindest mein Ziel."

Der Kyrene.Literaturverlag publiziert sein literarisches Programm in den Reihen: junge Autoren (zeitgenössische Literatur), alte Autoren (Nachlaßverwaltung), junge Leser (Kinder-/Jugendbuch), Jerusalem (Texte zur Religion und Philosophie). Die monographische Reihe Tiroler Identitäten rundet die Publikationstätigkeit mit einem halbjährlich erscheindenden Periodikum ab.

Neben der Förderung junger Talente (Poetry-Autorinnen wie Xóchil A. Schütz oder Paula Peh Gelbke) wird auch die Zusammenarbeit mit namhaften Autoren erfolgreich betrieben: Herbert Rosendorfer, Julian Schutting, José F. A. Oliver, Werner J. Egli uvam.

Als Nachwortautorin konnte bisher auch die Literatur-Nobelpreis-Trägerin Elfriede Jelinek gewonnen werden.

Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Sicherung des schriftstellerischen Nachlasses von Otto Grünamandl, der als Kabarettist internationalen Ruhm erlangte. Sein Roman Pizarrini ist erstmals im Kyrene.Litaraturverlag erschienen und ist der erste Band einer Reihe unveröffentlichter Schriften des Ausnahmekünstlers.

Grundsätzlich versteht sich der Kyrene.Literaturverlag als ein Familienverlag - unsere Autorinnen und Autoren werden individuell betreut und auf ihre Wünsche wird nach Möglichkeit eingegangen. Unser Ziel ist es mit einer Gruppe Stammautoren (u.a. Helmuth Schönauer, Hans Augustin, Elias Schneitter) ein hochwertiges Programm zu präsentieren. Um diese Zufriedenheit auch für die Zukunft zu gewährleisten, beschränkt sich die jährliches Publikationshöhe auf 12 Bücher (10 literarische / 2 monographisch), da bei diesem Volumen genügend Zeit für das einzelne Werk bleibt.

Mittlerweile ist der Kyrene.Literaturverlag im gesamten deutschsprachigen Raum tätig, woher auch seine AutorInnen kommen, z. B.: Magdalena Kauz (Schweiz), Klaus F. Schneider (Deutschland), Georg Payr (Österreich).


Verleger Martin Kolozs setzt mit dem Kyrene.Literaturverlag auf Qualität statt Quantität. Dabei möchte er verstärkt für seine schon erschienen Bücher werben und Buchhandel wie Leser davon überzeugen, nicht ausschließlich nach dem aktuellen Angebot zu fragen. Foto: Markt-Huter

 

Erklärung des Verlegers

Seit der Gründung des Kyrene.Literaturverlags sind fünf Jahre vergangen, in denen ich nicht nur Bücher, sondern auch viele Erfahrungen gemacht habe.

Meine erste Einsicht lautet: die Arbeit des Verlegers muss in Abstimmung mit der Autorin/dem Autor geschehen, weil das Buch - als Ergebnis dieser Zusammenarbeit - von beiden in der Öffentlichkeit vertreten werden muss.

Dieser wichtige Grundsatz galt vom ersten Tag meiner Verlegertätigkeit an, und auch wenn es nicht immer möglich war, sich daran zu halten, und Enttäuschungen erlebt wurden - wofür ich mich entschuldige -, bin ich dennoch der Überzeugung, dass ohne ihn kein Erfolg egal welcher Art beschieden ist.

Meine zweite Einsicht lautet: die Gestaltung des Programms darf sich nicht an den Trends des Buchhandels orientieren, weil diese zumeist nur von sehr kurzer Dauer sind. Die Auswahl muss nach der literarischen Qualität getroffen werden, nicht aufgrund rein marktwirtschaftlicher Überlegungen, die uns die schier unüberschaubare Bücherflut beschert haben.

Besser hat es 1983 Siegfried Unseld gesagt: Nicht alles Neue ist gut, aber alles Gute ist immer neu. Womit er das so genannte Weiße Programm des Suhrkamp-Verlags ankündigte, das aus dem Kreis der Novitäten-Regel ausbrechen sollte, um ein deutliches Zeichen zu setzten gegen den Druck, jedes Jahr Neuerscheinungen zu bringen.

Auf der Frankfurter Buchmesse wurden alleine im vergangenen Jahr siebentausend neue Romane vorgestellt. Das wären für einen interessierten Leser rund zwanzig Bücher pro Tag - wer kann und soll das alles lesen?

Daher lautet meine dritte Einsicht: der Kyrene.Literaturverlag wird verstärkt mit der Qualität seiner schon erschienen Bücher werben und Buchhandel wie Leser davon überzeugen, nicht ausschließlich nach dem aktuellen Angebot zu fragen. Weiters wird die Anzahl der Neuerscheinungen reduziert, um mehr Zeit für das einzelne Buch und dessen Autorin/Autor zu haben, was wiederum die Gesamtzufriedenheit sichert.

Mit diesen Maßnahmen reagiere ich auf die Situation am Buchmarkt und hoffe dabei, auf Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung zählen zu können.

Ihr Martin Kolozs

 

Alle Informationen zum Programm des Kyrene.Literaturverlags finden Sie im weiterführenden Link. Alle Titel sind über den aktuellen Buchhandel beziehbar.

 

Weiterführende Links:
Kyrene-Verlag
verlagsprogramm_kyrene.pdf

 

Kyrene-Verlag, 07-07-2006
aktualisiert: 27-08-2008

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