Sagen der Gegenwart

Wer sich für Sagen und Märchen interessiert, für den ist die Internet-Site „sagen.at“ schon seit langem mehr als ein Geheimtipp. Dass die Herkunft von Sagen nicht immer Jahrhunderte zurück reichen muss, zeigen die zahlreichen „Sagen der Gegenwart“, die auf „sagen at.“ zu finden sind.

Bereits vor längerer Zeit wurde „Sagen.at“ auf Lesen in Tirol ausführlich vorgestellt, die Internet-Site mit Europas größter Sagensammlung wo Sagen aus Tirol, Österreich, Europa, Asien, Amerika, Afrika und Australien nach zu lesen sind. Neben alten und traditionellen Sagen und Märchen finden sich aber auch moderne Sagen, die sich zu Ereignissen der näheren Vergangenheit gebildet haben.

Eine Legendenbildung der neueren Zeit beschäftigt sich mit den zahlreichen Todesfällen von Personen, die mit dem Tiroler Steinzeitmenschen, dem „Gletschermann vom Hauslabjoch“ oder besser bekannt als „Ötzi“ in Berührung kamen. Im Sagenkreis „Der Fluch des Ötzi" wird auf die gehäufte Anzahl an Todesfällen angespielt, wie sie auch nach den Ausgrabungen von Gräbern ägyptischer Pharaonen vorgekommen sein sollen.

Selbst rund um große Einkaufszentren entstehen Sagen, wie etwa die Geschichte von der Giftschlange, die in einem Tiroler Einkaufszentrum entlaufen sei oder von einer Kindesentführung im Kaufhaus, wo das Kind völlig verstört und mit kahl geschertem Kopf wieder gefunden worden sei.

Auch aus dem schulischen und studentischen Bereich gibt es Geschichten die zum schmunzeln und nachdenken anregen wie z.B. die Geschichte „die mutige Matura“, in der es um verschiedene Varianten von Prüfungsantworten geht oder um eine außergewöhnliche Psychologieprüfung an der Universität Innsbruck, wo der Professor einfach nicht auftauchen wollte. Auch die Geschichte von einem Obdachlosen, „der Sandler kocht im Hörsaal“, der unter den Bänken eine Hörsaals gehaust haben solle, spielt an der Innsbrucker Universität.


Am 3. August 1944 stürzte bei Stams ein Bomberflugzeug der US-Luftstreitkräfte ab, nachdem es im Außerfern von Jagdfliegern der Deutschen Armee beschossen worden war.

 

Eine andere Sage aus Tirol hat ihren Ursprung in der Zeit des 2. Weltkrieges, als im Jahr 1944 in Stams ein amerikanisches Bomberflugzeug abgestürzt war. Es wurde bis in die 70-iger Jahre die Geschichte erzählt, dass der Stamser Nachtwächter die Köpfe der Toten in einem Schubkarren in Dorf geradelt habe.

Ein schönes Beispiel für eine moderne Sage ist Helmuth Qualtingers gezielte Fehlinformation der österreichischen Presse im Jahr 1951. Der österreichische Kabarettist, Schriftsteller und Schauspieler hatte die österreichische Presse genarrt, indem er den Besuch des Eskimodichters Kobuk in Wien vortäuschte und damit zahlreiche Journalisten zum Wiener Westbahnhof locken konnte. Sowohl der Eskimodichter als auch die Titel dessen angeblicher Welterfolge waren von Qualtinger frei erfunden. Lediglich das Briefpapier des österreichischen PEN-Clubs, auf dem die Presseeinladungen versandt wurden, waren echt.

Auch im Ausland gab es scherzhafte Falschmeldungen, die weltweit Schlagzeilen machten, wie z.B. die gefälschten Hitlertagebücher oder die Behauptung des Tierhändlers Roy Tutt, der die Presse mit einer Kreuzung zwischen Hund und Katze genarrt hatte.

Dies ist nur eine kleine Auswahl an Sagen aus der jüngeren Gegenwart, die auf Sagen.at nachgelesen werden kann. Von den mehr als 420 Sagen aus der jüngeren Gegenwart stammen 66 Geschichten aus Tirol, 142 aus den anderen Bundesländern, 173 aus Europa, fünf aus Asien, neun aus den USA, vier aus Südafrika und zwei aus Australien.

 

Weiterführende Links:
Sagen.at

 

Andreas Markt-Huter, 06-10-2006
aktualisiert: 10-11-2014

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