Der Schulbibliothekar* als Pädagoge

Besonders im Bereich der Schule ist die Tätigkeit des Bibliothekars als Pädagoge von größter Bedeutung. Hierbei haben der Bibliothekar und das gesamte Lehrerteam einer Volksschule nochmals eine ganz prägende Rolle, denn Lesebereitschaft, Lesefertigkeit und Leseverständnis müssen in der Grundschule entwickelt werden.

Alle diese drei Komponenten müssen zusammenwirken um schließlich die Lesefreude zu bewirken, die grundlegend dem selbstständigen Leser zueigen ist. Eine gut ausgestattete Schulbibliothek ohne Nutzer ist bedeutungslos.

Organisation der Schulbibliothek

Eine Schulbücherei sollte möglichst intensiv genutzt werden - damit ist der Aufbau und die Betreuung eines Bibliothekteams eine der Hauptaufgaben eines Bibliothekars. Im Volksschulbereich sollte das Team alle Klassenlehrer umfassen. Bibliothekserkundungen für Nutzer (Schüler) sollen immer wieder durchgeführt werden, sodass der Nutzer möglichst einfach seine gewünschte Lektüre erhält.

Leseanimation

Die Leseanimation (Motivation) ist eine weitere Hauptaufgabe des Bibliothekars und seines Teams. Für die Schulbücherei besteht der große Vorteil darin, dass z.B: im Unterricht Kinder einer gesamten Klasse (und damit aller Bevölkerungsschichten) die Bibliothek besuchen müssen.

Der Leser befindet sich in der Bücherei und kann hier zum Lesen animiert werden. Jetzt ist wiederum der Pädagoge gefragt. Die Palette an Leseanimationen ist groß und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich möchte nur einige Motivationsmöglichkeiten nennen:

Eine sehr einfache, aber wirkungsvolle Methode besteht im Anlesen von Büchern, die anschließend einen besonderen Platz in der Bücherei bekommen (visuell präsent sind). Dieses Einlesen in ein Buch kann auch optisch durch Animationsfilme zu ausgesuchten Büchern geschehen. Anschließend wollen sehr viele Kinder, auch Lesemuffel, das vorgestellte Buch lesen (deshalb sollte die Literatur sehr gewählt ausgesucht werden). Sehr beliebt bei Kindern (aber auch bei Erwachsenen - in Buchhandlungen) sind Tische, Plätze, an denen ausgesuchte Bücher optisch ansprechend liegen.

Die Bücherei ist auch ein bedeutender Bereich um den Rahmen für Lesepatenschaften abzugeben. So könnten zum Beispiel Viertklassler die Leseanfänger in die Bücherei einführen, vom Erstklassler ausgewählte Bücher vorlesen (Vorbereitung - damit wird Training zum Vorlesen als sinnvoll empfunden) und durch gemeinsame Lesespiele die Freude und das Interesse wecken. Viel Freude und Beheimatung in der Bibliothek erzielt man durch Bibliotheksrätsel, Gewinnspiele, Leseanreize durch Urkunden etc..

Beratung und Unterstützung bei der sinnvollen Nutzung der Medien in der Freizeit

Eine gut und häufig durchgeführte Leseanimation sollte letztlich vielen Schülern den individuellen Zugang zur Schulbücherei (später zur öffentlichen Bücherei) ermöglichen. Der Bibliothekar sollte einen aktuellen, umfangreichen Bestand an Freizeitlektüre anbieten, Literatur nach pädagogischen Gesichtspunkten auswählen und präsentieren, bei der Auswahl von Medien beraten, aber auch für Fachberatungen für Lehrer zur Verfügung stehen.

Ganz besonders wichtig ist das individuelle Gespräch über Bücher, denen zu einem späteren Zeitpunkt auch Reflexionen über das Gelesene folgen sollen. So kann sich der Bibliothekar bei Neuanschaffungen an den Interessen seiner Leser orientieren.

Vermittlung einer erhöhten, sozialen Kompetenz

Das Lesen von Büchern erhöht die Sprach - und Kommunikationsfähigkeit, ermöglicht die Auseinandersetzung mit Problem- und Tabuthemen und fördert die Toleranz. Die Identifikation mit Figuren eröffnet die erweiterte Auseinandersetzung mit dem Leben. Der Bibliothekar sollte beim Ankauf neuer Bücher diesen Gesichtspunkten besonderen Wert beimessen.

Vermittlung fächerübergreifender, allgemeiner Kompetenzen

Hierbei sei wieder auf die drei Komponenten des Leseprozesses - Lesebereitschaft, Lesefertigkeit und Leseverständnis verwiesen. In der Schulbücherei (besonders in der Volksschule) sollte ein besonderes Angebot an leseförderndem Material vorhanden sein. (Bücher zum Erstlesen, einfache Lesereihen, Logli- Bücher für Sinnerfassungsübungen, usw.) Ein reger Gedankenaustausch im Lehrerteam ist dabei sehr wichtig und bereichernd.

Erarbeitung und Vermittlung von Lern- und Lesestrategien

Bereits im Alter von 9, 10 Jahren erfährt der Schüler die bedeutende Unterstützung der Büchereimedien bei der Zusammenstellung der ersten Referate. Die Fähigkeit des Erlernens von Recherchetechniken, das Einüben von Lesestrategien und das Präsentieren von Informationen kann vom Schüler in der Schulbücherei besonders gut erworben werden, wenn ihn das Bibliothekarsteam engagiert dabei begleitet.

* Personenbezeichnungen erfolgen der Einfachheit halber in der männlichen Form, die weiblichen Personen sind darin inkludiert.



Quelle oder Autor/-in: Maria Schmutzhard (RE)

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