Lesen macht sicher! - Eltern sind auch in der Verkehrserziehung große Vorbilder

Der Österreichische Buchklub der Jugend präsentierte mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) sowie dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) die gemeinsame Kampagne Lesen macht sicher!. Zu Wort kamen Dipl.-Ing. Klaus Robatsch (Regionalleiter Ost im KfV), Ministerialrat Dr. Reinhard Streyhammer (Leiter Abteilung V/12 im BMUKK), Ministerialrat Dr. Günter Breyer (Leiter Abteilung Technik und Verkehrssicherheit im BMVIT) und Mag. Gerhard Falschlehner (Geschäftsführer Buchklub).

Das Thema Sicherheit betrifft sowohl den Bereich der Lese- als auch der Verkehrserzie-hung: Lesen ist wichtig, um Sicherheit in all ihren Facetten verstehen zu können. Anlass für die gemeinsame Aktion Lesen macht sicher! waren die Ergebnisse einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Sie zeigen, dass die meisten Kinder zwar wissen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten sollen, oft aber mit falschem Verhalten Erwachsener konfrontiert und dadurch verunsichert werden. Deshalb kommt der Vorbildwirkung von Eltern eine zentrale Bedeutung in der Verkehrserziehung zu. Ziel der gemeinsamen Aktion Lesen macht sicher! ist die Umsetzung einer umfassenden Sicherheitskampagne für Kinder von 6 bis 10 Jahren an Volksschulen. Dadurch werden Kindern konkrete Sicherheitshinweise nahegebracht, zudem werden sie durch die Aktion für das Lesen von Si-cherheitsinformationen sensibel gemacht.

Die Studienergebnisse

Eine Studie des KfV, bei der österreichweit rund 700 Volksschulkinder befragt wurden, zeigt, dass Kinder überwiegend zu Fuß zur Schule kommen. Von den befragten Zweitklässlern legt knapp jeder Zweite (42 Prozent) seinen Schulweg zu Fuß zurück, jeder Dritte (38 Prozent) wird mit dem Auto zur Schule gebracht. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind 16 Prozent der Zweitklässler unterwegs, vier Prozent fahren mit dem Fahrrad zur Schule. Etwas anders sieht es bei den Viertklässlern aus: Jeder Dritte (32 Prozent) kommt zur Fuß zur Schule, ebenfalls jeder Dritte - und damit deutlich mehr als bei den Zweitklässlern - fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch sind mehr Viertklässler (18 Prozent) mit dem Fahrrad unterwegs. Von den älteren Kindern wird ein Fünftel mit dem Auto in die Schule gebracht, und damit weniger als dies bei Jüngeren der Fall ist.

Mehr als die Hälfte der Zweitklässler und 85 Prozent der Viertklässler sind in der Früh alleine auf dem Schulweg unterwegs. Erschreckend ist, dass mehr als ein Drittel der Eltern den Schulweg mit den Kindern aber gar nicht übt. Dabei ist besonders wichtig, dass Kinder nicht den schnellsten, sondern den sichersten Weg gehen und wissen, wie man sich richtig verhält, sagt Klaus Robatsch, Regionalleiter im KfV. Erfreulich ist, dass die meisten der befragten Volksschulkinder die Verkehrszeichen sehr gut kennen. Die Kennzeichnung eines Zebrastreifens ist mehr als 90 Prozent der Volksschulkinder bekannt, sowohl bei den Zweit- als auch bei den Viertklässlern.

Auch das Verkehrszeichen Wohnstraße kennt nahezu jedes Kind. Obwohl der Großteil der Kinder die Bedeutung der Verkehrszeichen bekannt ist und sie wissen, wie man sich richtig verhält, sind sie oft mit regelwidrigem Verhalten Erwachsener macht sich konfrontiert. Fragt man Kinder nach ihren Ängsten im Straßenverkehr, zeigt sich, dass sie in diesen Situationen verunsichert sind. Antworten wie Ich habe Angst, dass Autofahrer vor dem Zebrastreifen nicht halten oder Ich wünsche mir, dass sich alle an die Regeln halten drücken aus, dass Erwachsene oft nicht als gutes Beispiel vorangehen.

Kinder orientieren sich gerade im Volksschulalter sehr stark am Verhalten ihrer Eltern und sehen in ihnen ein Vorbild. Es ist daher wichtig, dass sich Erwachsene, besonders im Beisein von Kindern, die Regeln einhalten und ihren Kinder vorleben, wie man sich im Straßenverkehr sicher bewegt, empfiehlt Robatsch.

Eltern sind (Lese-)Vorbilder

Eltern sind wichtige Begleiter der Kinder, sowohl beim Lesenlernen als auch im Straßenverkehr. Kinder entdecken die Freude am Lesen am besten zu Hause beim Vorlesen oder gemeinsamen Blättern in Büchern. Mutter und Vater sind für ihre Kinder jedenfalls große Lesevorbilder. Das Vorlesen hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Wortschatzerweiterung, sondern auch auf das damit verbundene Weltwissen. Lernen Kinder schon zu Hause in entspannter Atmosphäre, was einzelne Verkehrszeichen bedeuten, so fühlen sie sich auch im Straßenverkehr, auf dem Weg in die Schule oder auf dem Heimweg sicherer, erklärt Buchklub-Geschäftsführer Gerhard Falschlehner.

Um die Lesebereitschaft und die Lesegeläufigkeit der SchülerInnen nachhaltig zu steigern und damit positive Auswirkungen auf die Lesekompetenz zu erzielen, ist das gemeinsame (Vor-) Lesen mit den Eltern von großer Bedeutung. Es stärkt das soziale Gefühl als wesentliche Komponente zur Entwicklung von Lesefreude, fördert Zuhörenkönnen, Konzentration und Eingehen aufeinander.

Lesebegriff im Wandel

Der Lesebegriff hat sich gewandelt, wir lesen nicht nur die 26 Buchstaben auf Papier. Wir lesen in elektronischen Medien, auf Bildschirmen und in vielfältigen Informationssystemen wie dem Internet. In der Lese- und Medienforschung gilt heute jedes bewusste Rezipieren von Information als Lesen im weiteren Sinn, so Falschlehner zum veränderten Lesebegriff. Als Informationssysteme mit Verkehrsschildern, Hinweistafeln, Wegweisern, Bodenmarkierungen oder Farbleitsystemen bezeichnet der Buchklub-Leseexperte auch Straßen und den öffentlichen Verkehr sowie Bahnhöfe, Flughäfen oder Einkaufszentren:

Oft werden Informationen multivalent und multimedial vermittelt. Das heißt, zusätzlich zur Schrift kommen andere Zeichen, Piktogramme, Logos, Bilder, Farben, Lichteffekte, manchmal sogar Filmelemente, Geräusche oder Tastinformationen. Wenn wir unterwegs sind, bewegen wir uns ständig in Informationssystemen, die wir lesen müssen, wenn wir uns orientieren und sicher und rasch ans gewünschte Ziel kommen wollen. Durch das sogenannte offene Lesen (zum Beispiel unterwegs das gemeinsame Erraten, was Verkehrszeichen bedeuten) unterstützen Eltern ihre Kinder spielerisch - denn im Alltag gibt es tausend kleine Leseanlässe, die zum Lesen motivieren.

Bei der Kampagne Lesen macht sicher! üben Kinder dieses umfassende Lesen - also nicht nur Buchstaben und Verkehrszeichen, sondern auch Piktogramme, Stadtpläne oder Fahrpläne. Sogar Situationen und das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer kann man lesen: die Geschwindigkeit eines herannahenden Fahrzeuges, undeutliche Konturen anderer, Verkehrsteilnehmer bei schlechter Sicht oder die Risikobereitschaft von Kindern, die auf der Straße Ball spielen. Das sind Informationen, die wir oft aus den Augenwinkeln aufschnappen und die überlebenswichtig sein können, so Falschlehner. Unsere Kampagne ist ein Beitrag, um Kindern zu vermitteln, auch im Verkehr mit offenen Augen und Sinnen unterwegs zu sein und den Verkehr richtig zu lesen.


Dr. Günter Breyer/BMVIT, DI Klaus Robatsch/KfV, Dr. Sabine Bauer/BMUKK,
Mag. Gerhard Falschlehner/Buchklub mit SchülerInnen der Evangelischen VS Karlsplatz.
Foto: Bubu Dujmic/Buchklub

Module der Kampagne Lesen macht sicher!

Die Printkampagne in PHILIPP und YEP

Lesen macht sicher! startete bereits im Herbst 2008 mit einer großen Printkampagne in den Buchklub-Magazinen PHILIPP und YEP, in denen die SchülerInnen Verkehrsrätsel lösen konnten. Zu Beginn des Schuljahres erhielten die LehrerInnen ein Klassenplakat (ein Wimmelbild), in das die Ergebnisse der Rätsel eingetragen werden.

Falschlehner dazu: Somit beschäftigten sich die SchülerInnen über mehrere Monate hinweg mit dem Thema Verkehrssicherheit. Durch die Aktualität der Beiträge, die Bekanntheit von Helmi und die redaktionelle Aufbereitung in den Buchklub-Magazinen wurden diese Materialien im laufenden Schuljahr von LehrerInnen im Unterricht gerne verwendet. Die Kombination von Information und Rätseln ermöglicht eine aktive Auseinandersetzung mit der Verkehrssicherheit.

Der Einsendeschluss für die richtige Lösung ist der 31. Mai 2009, den Gewinnern winken tolle Preise wie Sicherheits-Aktionstage an ihrer Schule sowie Lesungen mit dem Kinderbuch-Autor Franz Sales Sklenitzka.

Online-Spiele auf www.buchklub-impulse.at

Mit Ende Mai gehen sechs Spiele - ein Bildersudoku, ein Malspiel, eine Musterfolge, ein Fehlersuchspiel sowie ein Zuordnungsspiel und ein Verkehrszeichen-Quiz - auf der Buchklub-Website online. Diese virtuellen Spiele zur Kampagne Lesen macht sicher! sind die interaktive Ergänzung zur Printkampagne in PHILIPP und YEP. Denn - wie auch beim analogen Lesen - kann man auch beim digitalen Lesen lernen. Sowohl Lese- als auch Verkehrssicherheit werden mit Spaß gefördert, so Falschlehner.

Evaluierung

Um den Erfolg der Kampagne zu messen, wird diese im November 2009 vom Kuratorium für Verkehrssicherheit evaluiert.

BMUKK und BMVIT als Förderer

Reinhard Streyhammer vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) begründet die Unterstützung der Aktion wie folgt: Das Projekt Lesen macht sicher! hat von Anfang an die Eltern als Partner der Schule miteingebunden. Die PHILIPP- und YEP-Hefte werden gerne mit nach Hause genommen und mit den Eltern gemeinsam gelesen. So betrachtet können wir sagen, dass die Initiative allen Beteiligten etwas bringt: Kindern, Lehrern und Eltern. Und nicht zuletzt jenen Verkehrspartnern, denen die Kinder in der Verkehrswirklichkeit laufend begegnen.

Streyhammer weiter: Verkehrserziehung ist Lernen fürs Leben. Es ist aber auch Lernen, um zu überleben. Ziel des Unterrichts in Verkehrserziehung ist es, die Kinder zur sicheren, selbstverantwortlichen Teilnahme im Straßenverkehr zu befähigen. Dabei sollen sie die übrigen Verkehrsteilnehmer als Partner betrachten und ihr Handeln vorausschauend und rücksichtsvoll gestalten. Neben den bewährten einschlägigen Unterrichtsmaterialien ist natürlich jedes gut aufbereitete Leseangebot, das einen fundierten Beitrag zur Verkehrssicherheitsarbeit leisten kann, höchst willkommen.

Günter Breyer, Leiter der Abteilung Technik und Verkehrssicherheit im BMVIT, betont den hohen Stellenwert der Kinder in der Verkehrssicherheitsarbeit und spricht Eltern zur außerschulischen Verkehrssicherheit große Verantwortung zu: Die Basis für eine sichere Verkehrsteilnahme der Kinder ist das vorbildhafte Verhalten der Eltern. Wie sich Kinder im Straßenverkehr verhalten, hängt maßgeblich von der Einstellung und dem Verhalten der Mutter oder des Vaters ab. Was sie nicht tun, macht das Kind auch nicht. Kinder lernen nur durch das konsequente Verhalten der Eltern, die Regeln im Straßenverkehr zu befolgen.

Ein Ergebnis der KfV-Studie Vorbild Eltern sagt aus, dass jedes achte Kind beim Queren einer Straße - ohne zu schauen und ohne am Gehsteigrand zu halten - über die Straße läuft. Vor allem geschieht dies auf vertrauten Wegen. Deshalb kommt es gerade hier oft zu gefährlichen Situationen und schweren Unfällen.

Breyer betont deshalb: Für jede Gruppe von Verkehrsteilnehmern gibt es eigene Verhaltensregeln. Im Kindesalter werden die Weichen für das künftige Verhalten im Verkehr gestellt. Das Lesen und Verstehen von Verkehrszeichen ist dabei ein wichtiger Baustein. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Beitrag ist das gemeinsame Lesen und Diskutieren von Verkehrssicherheitsthemen mit Eltern und mit Freunden und Freundinnen. Die Sicherheit im Straßenverkehr, genauso wie die Sicherheit im öffentlichen Verkehr, muss ein interessantes und attraktives Thema für die Kinder sein.

Aufgrund des großen Erfolges wird die Aktion Lesen macht sicher! im Herbst 2009 in die zweite Runde gehen.



Quelle oder Autor/-in: Buchklub (Raimund Senn)

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