Bücher im Internet - Die digitale Bibliothek, Teil 2

Die großen Bibliotheken der Welt sind gegenwärtig mit Nachdruck dabei ihre Bestände digital zu archivieren. Dies hat vor allem zwei Gründe: einerseits drohen alte Bücher zu zerfallen und ihre Inhalte verloren zu gehen, andererseits sollen die Inhalte der Bibliotheken allen Interessierten bequem und weltweit zugänglich sein.Es finden aber auch Buchneuerscheinungen zunehmend ihren Weg ins Internet, wo sie als so genannte E-Books herunter geladen werden können.

Digitale Online Bibliotheken stellen weltweit digital erfasste Texte für die Nutzung im Internet zur Verfügung. Die Bandbreite des Angebots ist umfangreich und reicht von Sammlungen, deren Texte vollständig und gratis genutzt werden können, bis hin zum kommerziellen Verkauf von E-Books durch Verlage. Ein Vorteil für den Kunden liegt dabei klar auf der Hand: Es ist nicht mehr notwendig die großen Bibliotheken selbst aufzusuchen, wenn die gesuchten Dokumente digital online zur Verfügung stehen.

Im Folgenden sollen wichtige internationale Digitale-Bibliotheken und ihre Angebote im Internet näher vorgestellt werden.

 

Internationale Digitale Bibliotheken - 2. Teil

 

European Library

Das Projekt European Library gilt derzeit als das wichtigste Bildungsprojekte der Europäischen Union dar. Über das Internetportal von European Library sollen die digitalen Bestände von 32 Nationalbibliotheken mit ihren mehr 2 Millionen Büchern, Bildern, Filmen, Manuskripten und anderen Kulturgütern allgemein zugänglich sein.

Geleitet wird die European Library von der Konferenz der Europäischen Nationalbibliothekare. Die Website der European Library bietet die Möglichkeit in einer Sammlung von 150 Millionen Datensätzen zu suchen, die kontinuierlich erweitert wird.

 

European Library bildet die Grundlage für eine gemeinsame Europäische Digitale Bibliothek, die durch die EU-Kommission im Rahmen ihrer i 2010-Initiative vorbereitet wird.

Großes Ziel von The European Library ist es, einen gleichberechtigten Zugang zu den Beständen der europäischen Nationalbibliotheken zur Förderung der weltweiten Wahrnehmung des Reichtums und der Vielfalt der europäischen Wissenschaft und Kultur bereit zu stellen. Sie öffnet damit das ganze Universum des Wissens, der Information und der Kulturen aller europäischen Nationalbibliotheken.

World Digital Library Project

Die World Digital Library erlaubt es, Recherchen in sieben Sprachen durchzuführen, in Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch und Russisch, wobei die Suchmöglichkeit in Deutscher Sprache leider fehlt. Am Internetprojekt haben sich insgesamt 32 Partnerorganisationen beteiligt, wobei die Bibliothek des US-Kongresses die Projektleitung trägt und auch den Großteil der vorhandenen Materialien zur Verfügung gestellt hat. Daneben liefern aber auch Nationalbibliotheken und Einrichtungen aus Ägypten, Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, Japan, Russland, Saudi-Arabien und den USA zahlreiche wichtige Materialien.

Auf einer interaktiven Weltkarte präsentiert die World Digital Library Beiträge aus den verschiedensten Regionen der Welt. Die Region Nordamerika ist mit 133 und Lateinamerika und die Karibik mit 320 Einzelbeiträgen vertreten. Für Europa stehen 380, für den Nahen Osten und Nordafrika 157, für Schwarzafrika 122, für Zentral und Südasien 65, für Ostasien 91, für Südostasien 49 und für Australien und Ozeanien 31 Einzelbeiträge zur Wahl.

 

Die World Digital Library wird im Internet kostenlos bedeutende Primärquellen von Kulturen aus aller Welt in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stellen. Dazu zählen Manuskripte, Karten, seltene Bücher, Musikquellen, Aufnahmen, Drucke, Fotographien, Zeichnungen zur Architektur und andere wesentliche Materialien zur Kultur.

World Digital Library verfolgt das Ziel, internationales und interkulturelles Verständnis und Bewusstsein zu fördern, Erzieher mit Materialien zu versorgen, das Internet mit nicht englischen oder westlichen Inhalten zu erweitern und damit einen Beitrag für die schulische Forschung zu leisten.
World Digitaly Library Project (Übers. Andreas Markt-Huter)

Göttinger Digitalisierungszentrum

Das Göttinger Digitalisierungszentrum legt großen Wert darauf, bibliothekarisch erfahrenes Personal in den Digitalisierungs- und Erschließungsprozess einzubinden. Eine besondere Bedeutung wird dabei der inhaltlichen Erschließung der Materialien durch Meta- und Strukturdaten beigemessen um eine Suche im Volltext oder eine direkte Navigation in den Inhaltsverzeichnissen im Webbrowser erst zu ermöglichen.

Bis heute wurden im Göttinger Digitalisierungszentrum mehr als 5 Millionen Seiten digitalisiert. Rund die Hälfte davon ist frei zugänglich. Als das Göttinger Vorzeigeobjekt gilt die Digitalisierung der Gutenberg-Bibel.

Das Projekt DigiWunschbuch bietet die Möglichkeit, Patenschaften für die Digitalisierung von Büchern zu übernehmen. Dabei werden mit Unterstützung der Bücher-Paten Werke der Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen durch das Göttinger Digitalisierungszentrum digitalisiert und in das Internet gestellt.

 

Mit dem neuen Service erfüllen wir den von Nutzern wiederholt geäußerten Wunsch, Bücher eigener Wahl für alle Interessierten weltweit verfügbar zu machen. Dies können etwa wichtige Grundwerke der wissenschaftlichen Literatur, Dissertationen von Familienangehörigen oder Ihre persönlichen Lieblingsbücher sein!
Quelle: DigiWunschbuch

Münchener Digitalisierungszentrum

Das Münchner Digitalisierungszentrum bezeichnet sich selbst als die zentrale Innovations- und auch Produktionseinheit der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie sieht ihre Aufgabe in der Entwicklung, Erprobung und Inbetriebnahme von neuen Produkten und Prozessen, die für den Aufbau einer Digitalen Bibliothek benötigt werden. Die Digitalisierung der eigenen Bestände und die Langzeitarchivierung stehen derzeit im Mittelpunkt des Aufgabenbereichs. Augenblicklich sind mehr als 41.700 Titel frei im Internet zugänglich.

Die Bayerische Staatsbibliothek digitalisiert in den nächsten Jahren im Rahmen einer Public-Private-Partnership ihren gesamten urheberrechtsfreien historischen Bestand an Druckwerken. Das Vorhaben wird sich über mehrere Jahre erstrecken und es werden voraussichtlich über eine Million Titel im Rahmen des Projektes eingescannt werden.

 

Die Digitalisate werden über den OPAC der Bayerischen Staatsbibliothek verfügbar sein und können via Metadaten in deutsche wie europäische bibliothekarische Projekte eingebracht werden. Auf diese Weise wird der einzigartige historische Bestand der Bibliothek Millionen Menschen weltweit zugänglich gemacht.
Bayerische Staatsbibliothek: Massendigitalisierung im Rahmen einer Public-Private-Partnership zwischen der Bayerischen Staatsbibliothek und Google

Die Suche in der digitalen Sammlung kann über ein Suchfeld nach dem Autorennamen, nach dem Buchtitel oder einem Schlagwort erfolgen. Außerdem gibt es die Möglichkeit nach klassischen Signaturfächern zu stöbern zu denen u.a. folgende Bereiche zählen:
Nachschlagwerke und Bibliographien, Sprachwissenschaft, Geschichte und Geographie, Mathematik und Astronomie, Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft, Völkerkunde und Pädagogik, Philosophie, Theologie, Medizin und Rechtswissenschaft.

Project Gutenberg

Project Gutenberg gilt als erstes Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Bücher, deren Copyright bereits abgelaufen ist, zu digitalisieren und im Internet weltweit, frei und kostenlos zugänglich zu machen. Michael Hart, der Begründer des Projekts, gab der Digitalen Bibliothek den programmatischen Namen Gutenberg, nach dem Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Johannes Gutenberg. Neben der großteils englischsprachigen Literatur sind auf Project Gutenberg auch zahlreiche deutschsprachige Titel zu finden.

Die Suche nach Büchern ist zunächst einmal über eine Suchmaske möglich, wo sowohl nach dem Autor, dem Titel als auch nach der E-Text-Nummer gesucht werden kann. Es kann aber auch nach alphabetisch geordneten AutorInnen-Namen und Titeln gestöbert werden. Auf Project Gutenberg findet sich Literatur in knapp 60 verschiedenen Sprachen, deren Titel ebenfalls alphabetisch und nach Titel geordnet aufgelistet sind.

Projekt Gutenberg (DE)

Projekt Gutenberg (DE) heißt die namensähnliche deutsche Variante von Project Gutenberg, bei dem es sich aber um ein unabhängiges Projekt handelt. Seit 1994 werden deutschsprachige Texte, vorwiegend aus dem Bereich der Literatur, ins Internet gestellt. Seit 2002 wird das Projekt Gutenberg von Spiegel-Online unterstützt. 2007 wurde eine technische Umstellung des Projekts vorgenommen, sowie dem Internetauftritt ein neues Design verpasst.

Veröffentlicht werden Werke, deren Copyright bereits abgelaufen ist, also Werke, deren AutorInnen oder ÜbersetzerInnen bereits länger als 70 Jahre tot sind. Für 2010 kündigt Projekt Gutenberg-DE die Veröffentlichung folgender 1939 verstorbener AutorInnen an:

  • Siegmund Freud (Das Gesamtwerk liegt vor)
  • Maurice Renard (phantastische Romane)
  • Joseph Roth (7 Werke fertig, weitere in Vorbereitung)
  • Ernst Toller (Autobiographie und Dramen)
  • Paul Klee (Gedichte)
  • Nataly von Eschstruth (Unterhaltungsromane)

Im Lauf der nächsten Jahre sollen auch die Werke von Walter Benjamin, Stefan Zweig, Robert Musil und die Literaturnobelpreisträger Verner von Heidenstam und Selma Lagerlöf ins Projekt aufgenommen werden. Derzeit umfasst das Projekt Gutenberg-DE mehr als 5.000 Bücher mit mehr als 1,8 Millionen Buchseiten, ca. 20.000 Gedichte, 1.800 Märchen, 1.200 Fabeln und 3.500 Sagen

Anders als das internationale Project Gutenberg, das ebenfalls deutsche Texte enthält, können lassen sich bei Projekt Gutenberg-DE komplette Texte nur mit Einschränkungen herunterladen. Bei der Information zum Copyright heißt es ausdrücklich:

Jede Vervielfältigung der Texte, außer zum privaten Gebrauch, sowie das Einspeisen des Textarchivs - auch von Teilen - in Netzwerke ist untersagt.
Projekt-Gutenberg-DE
 

 

>> Bücher im Internet - Die digitale Bibliothek, Teil 1
>> Bücher im Internet - Die digitale Bibliothek, Teil 3

 

Andreas Markt-Huter, 12-06-2009
aktualisiert: 07-07-2021

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