Bertrand Huber, Maia

Buch-CoverTheater ist einerseits ein Stück, das man als Leser oder Zuschauer an einem Abend sieht oder liest, und ist andererseits ein Prozess. Zu dem hier vorliegenden Stück „Maia“ muss man sich als Leser noch jene Spannung hinzu denken, die zwischen den Generationen herrscht. Denn Maia ist ein Jugendstück, das ein Lehrer für seine Schüler geschrieben hat, damit diese durch das Theaterspielen mit der fiktionalen Welt in Kontakt treten können.

Das Stück spielt in jener Unerreichbarkeit, worin sich Jugendliche befinden, ehe sie in die Welt der Erwachsenen eingelassen werden.

Die siebzehnjährige Maia ist allein zu Hause, ihre Mutter ist überhaupt abgehauen, der Vater bei der Arbeit, ein Vertreter will etwas verkaufen, aber Maia ist noch nicht geschäftsfähig. Wenig später aber chatten der Vertreter und das Mädchen miteinander, ohne ihre wahre Identität zu kennen. Jetzt, im virtuellen Raum, sind plötzlich Nähe, Aufklärung und Ausdruck möglich.

In Rückblenden erfahren wir, dass Maia eigentlich ein ungewolltes Kind ist, und dass die Erwachsenen generell nichts mit den Jugendlichen anzufangen wissen.

Aber auch unter Gleichaltrigen bleibt der Kontakt vage und wird immer dünner. Maia ist so etwas wie ein Kommunikationskomet, der allmählich im Internet verglüht.

Ein Chor versucht in griechisch tragödischer Manier, den öffentlichen Raum auf der Promenade mit seinem pathetischen Singsang einzufangen, aber öffentliche Worte bleiben immer leer und hohl wie die offenen Münder der Chormitglieder.

Das Stück ist ein offener Versuch, ohne Belehrung und Vorwürfe über jenen Kommunikationswall zu springen, hinter dem die Jugendlichen in einer eigenen semantischen Welt lagern. Die Sprache zwischen den Generationen ist vermutlich zu allen Epochen abgerissen gewesen, nur die gegenwärtige Sprachlosigkeit empfinden wir als besonders auffallend, weil sich vieles in den virtuellen Raum ausgelagert hat.

Durch die gemeinsame Theaterproduktion gibt es vielleicht ein Gespräch zwischen den Generationen, auch wenn womöglich gar niemand dieses Stück sieht.

„Meistens vergaß ich schon am Morgen, was in der Nacht geschah.“ (34) – Ein wunderbarer Kommentar zur Zeitlosigkeit der Jugend.

Bertrand Hubers Theaterstück Maia muss letzten Endes gar nicht aufgeführt werden, allein dass es als Möglichkeit zur Verfügung steht, ist ein Stück sichtbarer Optimismus.

Bertrand Huber: Maia. Ein Theaterstück in fünfzehn Bildern. Mit einem Nachwort von Ferruccio Delle Cave.
Bozen: Edition Raetia 2005. 78 Seiten. EUR 9,50. ISBN 88-7283-216-0.

 

Helmuth Schönauer, 28-12-2005

Bibliographie

AutorIn

Bertrand Huber

Buchtitel

Maia

Erscheinungsort

Bozen

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Edition Raetia

Seitenzahl

78

Preis in EUR

EUR 9,50

ISBN

88-7283-216-0

Kurzbiographie AutorIn

Bertrand Huber, geb. 1954 in Tscherms, Lehrer am Pädagogischen Gymnasium Meran, lebt in Lana.

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