Geschichte | Politik

Tom Burgis, Der Fluch des Reichtums

andreas.markt-huter - 01.07.2019

tom burgis, fluch des reichtums„Ich begann, den roten Faden zu sehen, der ein Massaker in einem abgelegenen afrikanischen Dorf mit den Freuden und Bequemlichkeiten verbindet, die wir in den reicheren Teilen der Welt genießen. Er zieht sich durch die globalisierte Wirtschaft, von Kriegsgebieten bis zu den Gipfeln von Macht und Reichtum […]. Dieses Buch ist mein Versuch, diesem Faden zu folgen. (S. 11)

Afrika gilt als der reichste Kontinent der Welt, doch für die große Mehrheit der Bevölkerung hat sich dieser Reichtum als Fluch erwiesen. Die üppigen Ressourcen bewirken, dass die Regierenden und Herrschenden nicht auf die Steuereinnahmen ihrer Bevölkerung angewiesen sind und damit für das Regieren auch nicht auf ihre Zustimmung benötigen, um an der Macht zu bleiben.

Paulus Hochgatterer, Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war

h.schoenauer - 26.06.2019

paulus hochgatterer, Der Tag, an dem mein Großvater ein Held warIn Ausnahmezeiten zeigen sich die tiefsten Schichten der Persönlichkeit auf der Außenseite der Helden, während das übliche Gehabe oft in der Tiefe verschwindet. Wendezeiten wenden Innenwelt und Außenwelt des Individuums.

Paulus Hochgatterer erzählt im Stile jener Gutachten, die er oft über die Psyche von irritierten Kindern verfassen muss, von Menschen im Ausnahmezustand in den letzten Kriegswochen. Auf einem Bauernhof im Gelände zwischen Linz, St. Valentin und Amstetten taucht ein verstörtes Mädchen auf, das ein paar Brocken einer verschütteten Biographie ausspuckt. Aus der Innensicht erfahren wir, wie es über das Sprechen der anderen, über Seitenbemerkungen und Brocken der Erinnerung zu einer schlüssigen Identität findet. Man nennt es Nelli, es ist bei einem Bombenangriff auf die Nibelungenwerke übriggeblieben und angeblich Donauschwabe.

Noam Chomsky, Kampf oder Untergang!

andreas.markt-huter - 19.06.2019

noam chomsky, kampf oder untergang„Fokussieren wir uns auf das, was als »der „Westen« bezeichnet wird, und auf einige Generalisierungen, die auffallend sind. Was der Alien sehen würde, sind Gesellschaften, die eine Generation neoliberaler Politik durchlaufen haben, die den Markt zum gesellschaftlichen Zentrum erhoben hat (»business first«)“ (S. 16)

Der Journalist Emran Feroz veröffentlicht sechs Interviews, die er mit Noam Chomsky - einem der ganz großen Denker der Gegenwart - geführt hat. Der Sprachphilosoph und politische Aktivist Chomsky spricht darin über Imperialismus, Krieg und Fluchtursachen ebenso wie über Donald Trump und darüber, wie „wir die Herren der Menschheit das Fürchten lehren“.

Kenan Malik, Das Unbehagen in den Kulturen

andreas.markt-huter - 12.06.2019

kenan malik, das unbehagen in den kulturen„Was verstehen wir unter Vielfalt in einer Gesellschaft? Und warum sollten wir Vielfalt wertschätzen oder eben fürchten? Dies sind die Fragen, um die es in diesem Buch geht.“ (S. 19)

Der britische Publizist und Philosoph Kenan Malik setzt sich mit der Einwanderung insbesondere aus muslimischen Ländern nach Europa auseinander und versucht die gesellschaftlichen Reaktionen und Probleme zu analysieren.

Tomas Venclova, Der magnetische Norden

h.schoenauer - 10.06.2019

tomas venclova, der magnetische nordenÄhnlich dem politischen Adel, dessen Hauptaufgabe darin besteht, untereinander zu heiraten und geheimnisvolle Feste auszurichten, die von einer Kronen-Presse begleitet werden, gibt es auch einen literarischen Adel. Seine Aufgabe besteht in der internationalen Vernetzung, dem Abklappern diverser Lehrstühle und der Weitergabe von Insider-Namen an Verlage quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Tomas Venclova ist vielleicht so ein Literatur-Adeliger, seine Leistung ist überschaubar, 240 Gedichte und drei Stadtführer über Vilnius, aber sein Herumflippen zwischen Vilnius, Moskau und Berkley ist sehenswert. Sein Lebensmotto ist das angenehme Exil.

Hans-Jürgen Pandel, Historisches Erzählen

andreas.markt-huter - 03.06.2019

hans-jürgen pandel, historisches erzählen„Vor lauter Problemorientierung hat der Geschichtsunterricht die Erzählfähigkeit von Geschichte eingebüßt und die Förderung der narrativen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler vernachlässigt.“ (S. 9)

Hans-Jürgen Pandel setzt sich mit dem Erzählen als ureigenste Form der historischen Darstellung auseinander, die im Geschichtsunterricht in den Schulen heute praktisch keine Rolle mehr spielt. Dabei geht die Erkenntnis verloren, wie aus Ereignissen Geschichte, wie aus Beschreibungen von Ereignissen Geschichtsschreibung wird.

Volker Leppin, Die fremde Reformation

andreas.markt-huter - 31.05.2019

volker leppin, die fremde reformation„Dass Luther als Mensch des Mittelalters aufwuchs, daran zu denken fällt nicht leicht, wenn er immer wieder als Begründer der Neuzeit beschworen wird, erst recht im Vorfeld des Reformationsjubiläums.“ (S. 9)

Die Reformation wird immer wieder als große Zäsur für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet. Wie sehr Martin Luther mit seinem Glauben und Denken dennoch dem Mittealter verhaftet geblieben ist, zeigt Volker Leppin überaus anschaulich und beredt in seiner fundierten Monographie „Die fremde Reformation“.

Matthias Politycki, Schrecklich schön und weit und wild

h.schoenauer - 29.05.2019

matthias politicky_schrecklich schön und wildReisen ist ein Teil des Konsums, weshalb sich in unserer Gesellschaft niemand daraus davonschleichen kann. Wer nicht selbst reist, zu dem kommen andere, um zu sehen, wie jemand Sesshafter ausschaut.

Matthias Politiycki reist, seit er auf der Welt ist, um die Welt. Als Kind ist er hinten in einem Käfer gesessen und hat noch nicht gewusst, dass es reisen heißt, wenn der Vater wie wild durch die Kurven fährt.

Harald Specht, Liebe, Laster, Leidenschaft

andreas.markt-huter - 24.05.2019

harald specht, liebe, laster, leidenschaft„Etliche Besucher der weltbekannten Galerien und Museen ahnen nicht, dass viele der großen Gemälde berühmter Meister neben dem Kunstgenuss auch Geheimnisse bergen, die mindestens ebenso interessant sind, wie das künstlerische Meisterwerk selbst.“ (S. 8)

Hinter manchem großen Gemälde und Kunstwerk stecken ebenso große Geheimnisse aber auch spannende und amüsante Geschichten. „Liebe, Laster, Leidenschaft“ erzählt von diesen Geheimnissen und Geschichten und zeigt anschaulich, dass Geschichten über Kunst spannender sein können, als ein Kriminalroman.

Josef Wallinger, Kindheit in Pradl

h.schoenauer - 22.05.2019

josef wallinger, kindheit in pradlDie affirmative Geschichtsschreibung versammelt die Menschen in ihrem biographischen Herbst und lässt sie schöne Geschichten aus der Kindheit erzählen. Dadurch wird die Vergangenheit erst einmal in eigene Worte gefasst und später zu einem Narrativ, das dem gesamten Leben einen Sinn gibt.

Josef Wallinger starte die Serie der Erinnerungen an Innsbruck mit seiner „Kindheit in Pradl“. Pradl ist dabei der Stadtteil östlich der Sill, der beinahe überall noch von Feldern umgeben ist. Der Autor empfindet seine Kindheits-Wohnung als Mittelpunkt der damaligen Welt, darum herum ist der Stadtteil Pradl aufgebaut. Das Volksschulkind schwebt ein paar hundert Meter die Hauptstraße der Pradler Straße entlang zur Volksschule, später erkundet das Kind die Umgebung, ehe es als Jugendlicher den Stadtteil auswendig gelernt und erobert hat.