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Familienromane haben es so an sich, dass sie über alle Erzählufer treten und dann schwer in der Hand liegen.

Fontanelle ist so ein gewichtsschwerer und dennoch luftiger Familienroman und hat etwas von den russischen Realisten an sich. Das ist vielleicht auch notwendig, um die Wurzeln des israelischen Joffe-Clans freilegen zu können, denn die Joffes sind aus Russland nach Israel eingewandert und manchmal ziehen sie sich mit ihren Erinnerungen eben an ihre Wurzeln zurück.

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Die Götter spielen Fußball und sind Franzosen. Das erste, was Jugendliche auf einer kleinen Insel vor Senegal wahrnehmen, ist der Glückskosmos Frankreich.

In einer jämmerlichen Flimmerkiste schauen sie den Helden zu, die bei der Weltmeisterschaft ihr Programm herunterspielen, aber das Ergebnis bleibt rätselhaft, denn beim Elferschießen kommt Regen auf, der Fernseher bricht zusammen und der Endstand bleibt ungewiss. So ruft der Junge Madicke seine Schwester in Frankreich an, damit er wenigstens ein Ergebnis weiß, wenn schon die Träume ungewiss sind.

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Wie bei großen wissenschaftlichen Arbeiten ist diesem kleinen Krimi um einen verschwundenen Gartenzwerg am Ende ein Summary beigegeben, damit man nach erfolgter Lektüre noch schnell replizieren kann, was man gelesen hat.

Der Krimi geht in seinem skurrilen Kern auf eine wahre Begebenheit zurück, immerhin sind 2002 im Südtiroler Städtchen Bruneck zwei Gartenzwerge entführt worden, die dann wie ein Spuk an verschiedenen Orten in Erscheinung getreten sind.

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Schon der Titel ist der Gipfel an Zuspitzung, ist doch der K2 nichts Geringeres als der zweithöchste Berg der Welt, der immer wieder Expeditionen abwirft oder mit seinem Spaltensystem verschlingt.

In Kurt Leutgebs Roman hat sich ein illegaler Ableger dieses K2 vor den Toren Wiens aufgetan, manche sprechen von einem Second-Kahlenberg, andere von einem Gebirgsgodzilla.

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Aufklärung geht selten ruckzuck über die Bühne, ob es nun um die Lösung eines mutmaßlichen Verbrechens geht oder es sich um die Auflösung von zeitgeschichtlichen Tarnereignissen handelt.

Folglich ist die Langsamkeit, die der pensionierte Kommissar Fuchs seinen Gedanken zugrunde legt, durchaus projektfördernd. Und auch der Anlass für die Recherchen kommt nicht gerade aus dem Hochgeschwindigkeitsbereich, der alte Lapinsiki ist beim Stehen in einem Freiluftschachbrett in die Figuren gefallen.

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Zu keiner Zeit ist die gesellschaftliche Haut so dünn wie zu Weihnachten. Die einen reißen sich zusammen, bis die Nerven reißen, die anderen verfressen und betrinken sich, bis sie platzen, und die dritten strömen so ausgiebig Illusionen nach, bis diese unerträgliche Erlösungsrealität geworden sind.

Sind schon die Familien zu Weihnachten überfordert, so tun sich in öffentlichen Einrichtungen und geschlossenen Anstalten geradezu Abgründe des Weihnachtswahnsinns auf.

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"Das ist ein Privileg der Einheimischen: Schweineöde sagen zu dürfen statt Schöneweide." (62) Irgendwo an der Peripherie von Berlin liegt dieser seltsame Ort, der das Privileg hat, Kulisse für das absolute Nichts zu sein.

Aber nicht nur der Ort ist gut aufgehoben im Nirwana zwischen Stadt und Land, auch die Zeit ist so bedeutungslos, dass in der Geschichtsschreibung kaum eine Seite voll werden wird mit diesen Ereignislosigkeiten.

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Vermutlich jeder hat einmal als Kind davon geträumt, seinem eigenen Begräbnis zusehen zu dürfen, denn niemals ist die Freude so groß, wie wenn andere um einen weinen.

Schriftsteller träumen ein Leben lang davon, dass um sie geweint wird, vor allem, wo sie doch so tolle Sachen geschrieben haben. Das echte Ego ist also zeitlos und kommt oft erst nach dem Tod zur vollen Geltung.

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Der öffentliche Sinn besteht oft darin, dass die skurrilsten Dinge scheinbar logisch miteinander zusammenhängen.

Im Unterhosenroman von Janusz Glowacki hängen über eine Tag und Nacht neu generierte Öffentlichkeit tatsächlich so völlig verschiedene Dinge wie Wäsche, Glück und Haustier zusammen.

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"So, wer ist jetzt der Musso? Den stecken wir in das Loch und schiffen drauf. Einer muß den Musso spielen." (104)

Die Kinder spielen in allen Kulturen am unverfrorensten. Im Südtirol-Epos aus kalter Nachkriegszeit, spielen die Kinder Mussolini, die Zeitgeschichte liegt allenthalben zum Greifen auf, Worthülsen, Emotionen und Handgreiflichkeiten werden mit beiden Händen ausgefasst und ausgegeben.