Buch-CoverWahrscheinlich wird niemand wegen eines Librettos in die Oper gehen. Aber wenn das dramaturgische Rückgrat einer solchen Aufführung spannend ist, ist es sicher kein Schaden für das Gesamtkunstwerk.

Alois Schöpf hat einen archaischen Sagenstoff zu einem durchaus modernen Libretto ausgearbeitet.

Buch-CoverOffensichtlich kann ein Tollhaus überall dort auftreten wo jemand scheinbar unbeobachtet und seltsam enthemmt seine Gedanken ausbreitet. - "Kultur ist, wenn einer allein im Keller sitzt, im Finstern, und sich trotzdem die Hand vorhält beim Gähnen." (42)

Gustav Ernst schickt seine Figuren in die aberwitzigsten Situationen, worin sie letztlich nichts anderes tun, als sich ununterbrochen auf die Eier zu gehen oder sich sonst irgendwie durch penetranten Mono-Dialog an die Grenze des rhetorisch Erträglichen zu katapultieren.

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Ein Cherubim ist ein Fabelwesen, das fliegen kann. In der Literatur kann sich der Text selbst Flügel anschnallen und durch die Jahrhunderte fliegen.

Werner Fritsch erzählt in seinem Cherubim nicht mehr und nicht weniger als das Schicksal eines Knechtes, der fast ein Jahrhundert lang mit sich selbst in einer ziemlich unfreundlichen und sozial harten Gegend unterwegs ist.

Buch-CoverManche Texte bestehen aus einem Schleier, den man als diffuse Botschaft an Land zieht. Peter Handkes Stücke sind erst einmal ein Stück Gewebe, das alles sein kann, ein Netz, worin sich verschiedene Figuren verfangen haben, ein paar Wortschindeln, die einst zu einer Rätselhütte gehört haben, ein paar Andeutungen, die ein Regisseur bei einem Spaziergang verloren haben könnte.

Das Stück „Spuren der Verirrten“ handelt höchstens davon, wie ein Zuschauer schaut, sich im Geschauten verliert und letztlich vergisst, dass er gerade schaut. Held ist also der Zuschauer, dem eine Reihe von Bewegungen, Begegnungen und Wortwechsel wie Brosamen vorgeführt werden. Einmal heißt es deutlich sinnig, dass die Sätze vielleicht wie Brotstücke ausgeworfen worden sind.

Buch-CoverTheater ist einerseits ein Stück, das man als Leser oder Zuschauer an einem Abend sieht oder liest, und ist andererseits ein Prozess. Zu dem hier vorliegenden Stück „Maia“ muss man sich als Leser noch jene Spannung hinzu denken, die zwischen den Generationen herrscht. Denn Maia ist ein Jugendstück, das ein Lehrer für seine Schüler geschrieben hat, damit diese durch das Theaterspielen mit der fiktionalen Welt in Kontakt treten können.

Das Stück spielt in jener Unerreichbarkeit, worin sich Jugendliche befinden, ehe sie in die Welt der Erwachsenen eingelassen werden.

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Vermutlich jeder hat einmal als Kind davon geträumt, seinem eigenen Begräbnis zusehen zu dürfen, denn niemals ist die Freude so groß, wie wenn andere um einen weinen.

Schriftsteller träumen ein Leben lang davon, dass um sie geweint wird, vor allem, wo sie doch so tolle Sachen geschrieben haben. Das echte Ego ist also zeitlos und kommt oft erst nach dem Tod zur vollen Geltung.

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So wie vergangene Schülerjahrgänge einst lernen mussten, Bert Brecht habe das epische Theater erfunden, werden kommende Jahrgänge lernen müssen, Felix Mitterer habe das chronische Theater erfunden.

Chronisches Theater bedeutet einerseits, dass die Stücke chronisch auf irgendeiner Bühne sind, und andererseits, dass der Stoff aus der allgemeinen Tiroler Chronik stammt. Alles, was einmal im Chronikteil einer Zeitung vorgekommen ist, kann Stoff für ein Stück sein.