Tirol

Reinhard Kocznar, Harte Landung

h.schoenauer - 10.08.2008

Buch-CoverHilf dir selbst, sonst hilft dir Gott. So in etwa könnte die Grundbotschaft jener beiden Erzählungen lauten, die den Ich-Erzähler an jene Grenze gebracht haben, hinter welcher entweder das Jenseits oder die irdische Verstümmelung warten.

Reinhard Kocznar steckt teils autobiographische Erlebnisse einem Ich-Erzähler in den Holster, und die Erzählungen sind durchaus scharf geladen.

Silvia Eisendle, 25 Jahre und 11 Monate am Brenner

h.schoenauer - 31.07.2008

Buch-CoverEs war im November 2006. - Während die Leser bereits eine Gänsehaut aufstellen, wie sie es für jene Krimis gelernt haben, welche mit einer furchtbar detaillierten Zeitangabe beginnen, ist Entspannung angesagt. Die Autorin hat an diesem markant-gewöhnlichen Datum nämlich einfach bloß beschlossen, ein Buch über ihre Tätigkeit am Brenner zu schreiben.

Der Brenner ist natürlich nicht irgendwer, Wasserscheide, politische Grenze und Ausgangspunkt für so manches literarische Abenteuer ist der Brenner jahrzehntelang der Innbegriff eines Trödlermarktes gewesen.

Alois Schöpf, Die Sennenpuppe

h.schoenauer - 31.07.2008

Buch-CoverWahrscheinlich wird niemand wegen eines Librettos in die Oper gehen. Aber wenn das dramaturgische Rückgrat einer solchen Aufführung spannend ist, ist es sicher kein Schaden für das Gesamtkunstwerk.

Alois Schöpf hat einen archaischen Sagenstoff zu einem durchaus modernen Libretto ausgearbeitet.

Hellmut von Cube, Mein Leben bei den Trollen

h.schoenauer - 27.07.2008

Buch-CoverToll, die Tiroler, ein kleiner Fetzen des Beobachters, und schon ist daraus ein Troll geworden. Feine Wochenend-Leute, wenn sie sich über den Samstags-Misthaufen lustig machen, geraten oft selbst in eine Situation, worin sich der Rezipient die Nase zuhält.

Das ist das Problem von Hellmut von Cube, er betritt Südtirol mit der Aura eines Besserwissers und erlebt nur Gagga. Darin gleicht er dem südtiroler Nachwortschreiber Herbert Rosendorfer, der ja seit seinem richterlichen Aufenthalt in der Wagnerstadt Bayreuth weiß, wie Provinz, Südtirol und Moral für die Nachwelt im Bozner Ambiente zu verankern sind.

Konrad Rabensteiner, Der Befall

h.schoenauer - 30.06.2008

Buch-CoverEin ziemlich ungemütlicher Titel, Der Befall, erinnert an Maul- und Klauenseuche, wenn ganze Tierherden befallen werden. Und dabei ist es ein schöner, harmonischer, umfangreicher Roman.

Das erste, was auffällt, ist dieser lange Atem, mit dem durch die Jahrzehnte erzählt wird, das zweite ist diese natürliche Abfolge der Geschehnisse, worin alle Entscheidungen wie von selbst fallen, seien es die privaten oder die öffentlichen.

Susanne Schaber, Großes Welttheater auf kleiner Bühne

h.schoenauer - 15.06.2008

Buch-CoverEs gibt so Landstriche auf dem Kontinent, wo sich tatsächlich hinter jeder geographischen Krümmung eine neue Welt auftut.

Die Gegend um Triest und die Kulturoase Friaul stellen eine ideale Bühne dar, um auf engstem Raum großes Welttheater aufzuführen. Und tatsächlich sind die vorgestellten Protagonisten alle Mitglieder eines Weltorchesters von hervorragenden Köpfen.

Angelika Rainer, Luciferin

h.schoenauer - 15.06.2008

Buch-CoverObwohl der Stoff eigentlich aus der Pigment-Biologie stammt, ist er wie geschaffen für die Literatur. Luciferin, das wie ein Putzmittel oder ein weiblicher Teufel klingt, ist ein seltsamer Leuchtstoff, halb Verwesung, halb Erotik.

Angelika Rainer schickt eine verrückt sensible Zwergin in die Welt hinaus, damit sie aus verschiedensten Wahrnehmungen Licht in die Dunkelheit pumpt.

Bernd Schuchter, Jene Dinge

h.schoenauer - 15.04.2008

Buch-CoverIn guten Verwandtschaften gibt es zwischen den Mitgliedern meist eine Höflichkeitslücke, in welche jene Geschichten eingepflanzt sind, über die man nicht spricht.

"Jene Dinge" ans Tageslicht zu karren, die über Jahrzehnte im Dunkeln gehalten worden sind, ist für einen Erzähler eine Eselsaufgabe.

Reinhard Kocznar, Draculina

h.schoenauer - 15.04.2008

Buch-CoverModerne Vampire saugen leise und weiblich! - Draculina bringt endlich die Gender-Diskussion auch auf dem Horror-Sektor weiter.

Reinhard Kocznar schickt seine Heldinnen und Helden in ein unauffälliges Set am Immobilienmarkt. Eine Dolmetscherin aus Rumänien soll den Besuch ihrer Gräfin vorbereiten, welche östlich von Wien eine Immobilie kaufen will.

C. H. Huber, wohin und zurück

h.schoenauer - 14.04.2008

Buch-CoverOft sind die schönsten Titel schon weg. Obwohl es für einen Gedichtband nichts Passenderes gibt als "wohin und zurück", sollte man sich gerade bei Gedichten immer wieder erkundigen, wohin es mit der Assoziation gehen kann, in diesem Falle stracks zu Axel Cortis wunderbarem Film "Wohin und zurück".

C. H. Huber wendet sich mit ihren Gedichten den stets aktuellen Themen vom Wegfahren, in der Ferne sein und Heimkommen zu. Die Blöcke zu diesen Themen nennen sich wohin, wege, verortung und zurück.