Tiroler Gegenwartsliteratur

Stefan Abermann, Hundestaffel

h.schoenauer - 05.04.2011

Buch-Cover

In der Literatur wird eine Geschichte oft dadurch plastisch und aufregend, dass sie sich beim Erzählen selbst vernebelt. Während der Leser in den Trümmern nach brauchbaren Teilen sucht, entsteht der Psychothriller wie von selbst.

Stefan Abermann macht in seinem Debütroman alles richtig. Angefangen vom bedrohlichen Titel "Hundestaffel", über das überschaubare Figurenset von drei halbstarken Erotik-Hengsten bis hin zu einem verblüffenden Plot wird hier von frei liegenden Hormonen, schweren Medikamenten und einem undurchdringlichen Lebenssinn erzählt.

Hans Platzgumer, Der Elefantenfuß

h.schoenauer - 08.03.2011

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Es gibt Themen in den Ritzen der öffentlichen Welt, die sind allein schon beim Zitieren ein Stück Literatur.

Tschernobyl, das Desaster im Dreieck Russland, Weißrussland und Ukraine aus dem Jahre 1986, ist so ein literarisches Weltereignis, worin Tod, Sinn, Exklusivität, Skurrilität, Romantik und Zeitlosigkeit mit einem einzigen Wort zusammengefasst werden können.

Joseph Zoderer, Die Farben der Grausamkeit

andreas.markt-huter - 31.01.2011

Buch-CoverHäuslbauen kann ihre Psyche zerstören! - Diese frustrierende Warnung alter Immobilien-Haudegen in den Alpen kreist wie ein Geier über der Seele des Helden, der durch die poetische Banalität der Zeit hindurch muss, um sich letztlich selbst zu finden.

Joseph Zoderers Roman Die Farben der Grausamkeit ist etwas, das in der Fan-Gemeinde eines Autors gerne mit ?Spätwerk bezeichnet wird, eine geduldige Abrechnung mit dem Sinn des Lebens und Schreibens, eine zeitirrelevante Betrachtung der Tage, ein aufregender Kommentar zu einem Leitfaden des Glücks.

Harald Hofer, Die Tränen Gottes

andreas.markt-huter - 25.01.2011

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In der Literatur wird üblicherweise das höchst Wahrscheinliche durch diverse Formen der Erzähltechnik fiktional wahrscheinlich gemacht, bei der Fiktion handelt es sich um eine heftige Form der Realität.

Im Fantasy-Roman wird die Logik gezielt verlassen und dafür etwas Transzendentes, Mythisches oder einfach Skurril-Unerklärliches gesetzt. Den Umgang mit Fantasy muss man wahrscheinlich durch Übung lernen, wenn man nämlich mit dem normalen literarischen Verständnis in die Fantasy einsteigt, kracht es ordentlich im Gebälk des Verständnisses.

Daniel Suckert, Kommissar Prohaska - Weltstadt Innsbruck

andreas.markt-huter - 14.01.2011

Buch-CoverDas Perverse an alpinen Figuren besteht meist darin, dass sie äußerlich durchaus internationales Format verströmen, sobald sie aber den Mund aufmachen Geröllmassen von unverständlicher Semantik ausspucken.

Ähnlich verhält es sich mit der "Weltstadt Innsbruck", hinter einer Fassade von Tourismus-Business spielen sich erschütternde Provinzszenen ab.

Judith W. Taschler, Sommer wie Winter

andreas.markt-huter - 13.01.2011

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Oft sind Geschichten so kompliziert, dass sie die handelnden Personen erst nach Jahrzehnten begreifen.

Sommer wie Winter ist eine teuflisch verdrängte Familiengeschichte aus einem touristisch hochgefahrenen ehemaligen Tiroler Bauerndorf. Nicht nur die Jahreszeiten sind im Tourismus mittlerweile verschwunden, indem zwischen Sommer und Winter kein Unterschied mehr gemacht wird, auch in der privaten Sphäre gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen vorgespielten Sommer-Verhältnissen und der Kälte der Winter-Realität.

Martin Kolozs, Die Geschichte geht weiter

andreas.markt-huter - 03.01.2011

Buch-CoverVielleicht die wichtigste Frage auf dieser Welt lautet: ?Wie geht es weiter? -  Liebespaare stellen sich diese Harte-Nuss-Frage genauso wie besorgte Eltern, die Raumfahrt oder regionale Agrarpolitiker. Aber niemand weiß eine rechte Antwort darauf. Die einzigen, die wirklich etwas Passables dazu zu sagen haben, sind die Dichter.

Martin Kolozs erzählt von der Selbstverständlichkeit, mit der sowohl die erzählte wie auch die historische Geschichte weitergehen.

Hans Perting, Gläserner Hofnarr

andreas.markt-huter - 06.12.2010

Buch-CoverIn einem Glas sitzt der Dichter, leicht durchgeschüttelt wie der Wein vor einer Verkostung, man kann noch nichts über den Geschmack sagen, der flüssige Dichter jedenfalls schaut besinnlich hoffnungsvoll aus dem Glas.

In einer Zeichnung im Lyrik-Band Hans Pertings schaut der Autor aus dem Glas als souverän der Realität. Einerseits werden seine persönlichen Züge ohne Tarnung wahrgenommen, andererseits klingelt das schelmische Glöcklein des Hofnarren zu den Äußerungen. Zerbrechlich, transparent, ironisch, so wollen die Gedichte Hans Pertings sein.

Gert Müller, Wie Sand im Licht des Mondes

andreas.markt-huter - 29.11.2010

Buch-CoverKulturelle Botschaften gehen oft geheimnisvolle Wege. So lebt einer der besten Kenner des Nomaden-Volkes der Tuareg in Innsbruck.

Vielleicht bestehen überhaupt seltsame Verbindungen zwischen den Tuareg und den Tirolern, beide Kulturen müssen sich den Herausforderungen der modernen Zeit stellen und ihre Bräuche retten, modifizieren und anpassen, ohne sich dabei aufzugeben.

Günther Loewit, Der ohnmächtige Arzt

h.schoenauer - 22.11.2010

Buch-CoverWenn jemand ohnmächtig wird, wird der Arzt gerufen. Wie aber nun, wenn der Arzt selbst ohnmächtig ist?

Der Arzt und Schriftsteller Günther Loewit, der Verfasser origineller "Patienten-Romane" wie "Kosinsky", "Krippler" oder "Mürrig" schlüpft zwischendurch in die Latexhaut eines Landarztes und erzählt von der Unmöglichkeit, ein Arzt zu sein, der es allen recht machen könnte.