Robert Fleck, ART. Kunst im 21. Jahrhundert
„Eine der großen Herausforderungen im künstlerischen Schaffen besteht heute darin, wie man persönlich mit der nahezu unvermeidbaren Verbindung von digitalen und analogen Momenten in der eigenen Arbeit umgeht. Diese Fragestellung war noch vor zwei oder drei Jahrzehnten kaum abzusehen. Dementsprechend unvorbereitet, bisweilen auch frisch und neu sind die Antworten, vergleichbar mit dem Aufkommen der Abstraktion und des Films vor hundert Jahren.“ (S. 19)
Die Kunst der Gegenwart wird von zahlreichen Erscheinungen inspiriert aber auch beeinflusst und hat sich gerade unter den Einwirkungen digitaler Techniken sowie neuer Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten radikal verändert. „Art. Kunst im 21. Jahrhundert“ spürt zentralen Fragen im Verhältnis zwischen Kunst und Gegenwart nach.
Als hätten es die Vorfahren geahnt, dass es einmal das Fernsehen gibt, haben sie schon in der Steinzeit damit begonnen, eigenwillige Gestalten und Tänze zu entwickeln. Nach fünfzig Jahren Fernsehen gibt es keinen Flecken Welt mehr, der nicht unter dem Argus-Auge von Ethnologen und Volkskundlern abgefilmt und zu einem prächtigen Bildschirmereignis gemacht worden wäre.
Magische Wörter zwingen dazu, die Eigen-Phantasie in Sekundenschnelle anzuregen und auszuleben. Das schöne „Winterrot“ ist voller Widerspruch, trifft doch die Kälte auf die Wärme. Der Raser wird an rotglühende Bremsscheiben denken, wenn er im Winter sein Fahrzeug gerade noch zum Stehen bringt, ein Poet wird von der untergehenden Sonne schwärmen, die gerade im Winter besonders erhitzt untergeht, und Outdoor-Freaks denken an rot angelaufene Nasen oder Wangen, wenn die Kälte ungebremst auf das Antlitz trifft.
Witze mit dem Po sind so selten und gut, dass man während seines Leser-Lebens keinen einzigen versäumen möchte. Mit dem Po durch ein unbekanntes Italien wäre sicher frech, weil der Hintern als zusätzliches Sinnesorgan eingesetzt sein könnte. Leider ist die Literatur im entscheidenden Augenblick oft humorlos, Po heißt natürlich der Fluss und sonst nichts.
In einem Innsbrucker Taxi-Führer steht unter der Fügung „Südtiroler“, dass es sich dabei um jemanden handelt, der kein Trinkgeld gibt. Aus Gründen der Gerechtigkeit ist es also gut zu wissen, wie diese Knauser ticken und was sie so über sich und die Welt aus dem Mund herauslassen. Eine gute Quelle für diese Hardcore-Sprache ist der ultimative Sprachführer.
„Kennen Sie das: Sie saßen irgendwo, ohne etwas Bestimmtes im Sinn, ließen einfach nur ihren Blick schweifen? Und dann fiel Ihnen vielleicht ein: »Wie wäre es, dort einen Baum zu pflanzen?« Oder: »Wodurch ließe sich dieser Plattenbelag ersetzen?« Damit haben Sie sich unbewusst oder bewusst dieses Stückchen Land gestalterisch angeeignet […]. Willkommen in der Welt der Gartengestaltung.“ (S. 7)
„Die pluralistische Gesellschaft, in der wir leben, bietet unzählige Aspekte, die relevant sind für die Beschäftigung mit dem Thema Toleranz. […] Die Bilder sollten strittige Themen darstellen und dabei so wenig eindeutig wie möglich sein. Gerade die vielfältige Interpretierbarkeit ist ein wichtiger Anreiz zur Arbeit mit den Bildern.“ (S. 11)
Im Zentrum von Innsbruck ist eine Uhr aufgestellt, die ununterbrochen eine belanglose Ziffernfolge laufen hat. Meist sind es Ankünfte eines Rodlers oder Schispringers, welche heruntergezählt werden, momentan läuft die Uhr gegen die Rad-WM. Warum kann diese dumme Uhr nicht einmal etwas Sinnvolles herunterzählen, etwa, dass am 21. Juni 2018 Georg Stefan Troller nach Innsbruck kommt und in der Studia liest?
„Ob sie nun bereits Erfahrung haben oder ein absoluter Anfänger sind – ich hoffe, Sie werden sich inspiriert fühlen, Ihre eigenen Designs zu entwerfen und ihre verborgenen Talente zu entdecken.“ (S. 9)
Das Geheimnis magischer Wörter liegt oft in ihrem Verhältnis, wie sie zueinanderstehen. Tiefschwarz und unsichtbar ist nicht mit einer Gleichwertigkeit verbunden, sondern das unsichtbar ist zu übersteigert, sodass es vielleicht auch das Tiefschwarz mit sich reißt ins Unsichtbare.