Albert Janetschek, Ausgewählte Gedichte

h.schoenauer - 10.07.2006

Buch-Cover„In der Literatur geht niemand verloren.“ - An diese beruhigende Wahrheit muss man denken, wenn man sich Podium-Porträts zu Gemüte führt.

In den kleinen Lebensbeschreibungen sind die wichtigsten Stationen der Dichter entschlüsselt, markante Zitate, eine kundige Einbegleitung und die Bibliographie der Porträtierten schaffen es tatsächlich jeweils auf 64 Seiten, dass man als Leser einen profunden Eindruck des präsentierten Autors erhält.

Im Falle von Albert Janetschek (1925-1997) kümmert sich Manfred Chobot um die Dokumentation des Lyrikers, Mundartdichters und Kabaretttexters. In den 1970er und 1980er Jahren sind Chobot und Janetschek regelmäßig bei Straßenlesungen aufgetreten.

Ist es zuviel verlangt, dass diejenigen, die reinen Tisch machen wollen, auch reine Westen haben? (6)

Janetschek spitzt seine Aphorismen durchaus als Moralist zu und leidet dabei unsäglich, weil die Literatur nicht in Sekundenschnelle eine Verbesserung der Zustände bewirkt.

Am griffigsten ist vielleicht seine Aphorismensammlung „Wortsalven auf Konsumzwerge“ (1982), worin Bürokraten, Parteisoldaten, ewig Gestrige, Konsumtrottel, Zeitgeistler, eben Menschen wie du und ich ihr Fett abbekommen.

In den Dialektgedichten gehen oft die Sätze einen anderen Weg, als es der Dialektbenutzer ursprünglich geplant hat, der Dialekt nämlich hat die Eigenschaft, immer der Wahrheit nachzugehen und nicht dem Augenschein. So klingt es raffiniert hinterfotzig, wenn das lyrische Ich voll aufgeregt im Dialekt einen formidablen Ausschuss einzurichten gedenkt:

fieleicht / büd si amoe / a ausschuss / den i a gean / aughean dad - // a ausschuss / zua oschoffung / fa semdleche (61)

Allein die Buchliste mit gut zwanzig Lyrikbänden ergibt ein aufschlussreiches Literaturbild über die Zeit von 1950 – 1990. In den Titeln „Notration für die Zukunft“, „Mia san mia“, „Im Reich des Wurstels“ spiegelt sich das Österreichische jener Zeit, das der Autor und Volkschuldirektor Albert Janetschek pointiert und augenzwinkernd distanziert dargestellt hat.

Manfred Chobot (Hg.): Albert Janetschek - Ausgewählte Gedichte. Podium Porträt 23.
Wien: Podium 2005. 64 Seiten. EUR 6,-. ISBN 3-902054-38-7.

 

Weiterführende Links:
Podium Porträt: Albert Janetschek

 

Helmuth Schönauer, 11-07-2006

Bibliographie
Autor/Autorin:
Albert Janetschek
Buchtitel:
Ausgewählte Gedichte
Erscheinungsort:
Wien
Erscheinungsjahr:
2005
Verlag:
Podium
Herausgeber:
Manfred Chobot
Reihe:
Podium Porträt 23
Seitenzahl:
64
Preis in EUR:
6,00
ISBN:
3-902054-38-7
Kurzbiographie Autor/Autorin:
Albert Janetschek, geb. 1925 in Hochwolkersdorf, starb 1997 in Wiener Neustadt.<br />Manfred Chobot, geb. 1947, lebt in Wien.
Themenbereiche: