Wolfgang Korn, Das Rätsel der Varus-Schlacht

„Rom im Jahre 9 nach Christi Geburt. Ein Bote eilt durch den Kaiserpalast und überbringt Augustus die erschütternde Nachricht, dass Germanen drei Legionen vernichtet haben. Später wird dem Imperator ein makabres Geschenk überreicht: der Kopf des toten Varus, des Statthalters in Germanien.“ (8)

Die Varusschlacht hat die Menschen bis in die Gegenwart bewegt. Wird Augustus nachgesagt völlig zerstört auf die Vernichtung seiner Legionen reagiert zu haben, streiten sich in der Gegenwart Historiker und Archäologen über so manche    s Detail und so manche unterschiedliche Sichtweisen und Urteile in Bezug auf die Schlacht.

Während der „Typische Historiker: ein lesewütiger Sammler“ sich primär mit den schriftlichen Quellen zur Varus-Schlacht beschäftigen, die umso detaillierter werden, je weiter sie sich vom Ereignis entfernen, untersucht „Der typische Archäologe: ein buddelwütiger Detektiv“ vor allem Gegenstände, Gebäude u.a. Dinge, die meist in der Erde vergraben liegen, um daraus die Lebens- und Wohnverhältnisse der Menschen in der Vergangenheit zu rekonstruieren.

Während zu zahlreichen Ereignissen historische Forschungen und archäologische Befunde decken und ergänzen, gehen die Meinungen in Bezug auf die Varus-Schlacht bis heute auseinander. So haben sich bis heute keine archäologischen Hinweise auf die Marschroute und die Lager der Römer entdecken lassen, wie sie in den Texten römischer und griechischer Autoren beschrieben worden sind.

Aber selbst die Archäologen untereinander sind sich nicht einig, wo genau überhaupt die Varus-Schlacht stattgefunden haben soll. Im Kalkriesen nördlich der Stadt Osnabrück, wie viele Archäologen meinen oder doch in der Nähe von Hildesheim oder im Teutoburger Wald wie einige Heimatforscher glauben. Unbekannt sind auch die Beweggründe, die zur Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen geführt haben, wie Varus in die Falle gelockt worden ist und warum die Germanen überlegen waren. Lediglich, dass die Varus-Schlacht stattgefunden hat, scheint festzustehen.

In der Gegenwart lassen sich durch die gezielte Zusammenarbeit zwischen Historikern und Archäologen zahlreiche wichtige Fragen klären und die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen beurteilen. Zunächst werden im Buch die Kulturen der Römer und Germanen sowie die Vorgeschichte bis zur Varus-Schlacht dargestellt, um anschließend sowohl zeitlich als auch räumlich dem Umfeld und Ereignis immer näher zu kommen.

Dabei kommen die Eroberungen der Römer in Teilen Germaniens ebenso zur Sprache, wie deren Expeditionen in die germanische Wildnis und das Verhältnis zwischen Römern und Germanen der Zeit um Christi Geburt. Im Anschluss daran werden der Statthalter von Germanien, Varus, sowie die Schlacht im Land der Cherusker unter die Lupe genommen und erläutert weshalb die archäologischen Befunde so widersprüchlich sind.

Wolfgang Korn erweist sich als Meister der analytischen Darstellung mit der er die Geschichte rund um die Varus-Schlacht einem jugendlichen Publikum zu vermitteln vermag und gleichzeitig die in die spannende und meist nicht widerspruchsfreie Welt der Forschung einführt. Korn erweckt damit die aufregende Welt der Geschichtswissenschaft und Archäologie anhand eines interessanten historischen Ereignisses anschaulich zum Leben.

Ebenso eindrucksvoll und aussagekräftig sind die zahlreichen Illustrationen von Klaus Ensikat, mit denen er die zahlreichen Informationen auch visuell aufzubereiten und damit eine wichtige Seite der archäologischen Forschung zu vermitteln weiß.

„Das Rätsel der Varus-Schlacht“ ist ein überaus empfehlenswertes und lesenswertes Geschichtsbuch, in dem Geschichte und ihre Erforschung zu einer verständlich Darstellung gekonnt für jugendliche Leserinnen und Leser aufbereitet worden sind.

Wolfgang Korn, Das Rätsel der Varus-Schlacht. Archäologen auf der Spur der verlorenen Legionen, ill. v. Klaus Ensikat, ab 14 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2015, 192 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-8369-5827-1

 

Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Wolfgang Korn, Das Rätsel der Varus-Schlacht
Wikipedia: Wolfgang Korn
Wikipedia: Klaus Ensikat

 

Andreas Markt-Huter, 07-07-2016

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang Korn

Buchtitel

Das Rätsel der Varus-Schlacht. Archäologen auf der Spur der verlorenen Legionen

Erscheinungsort

Hildesheim

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Gerstenberg Verlag

Illustration

Klaus Ensikat

Seitenzahl

192

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-8369-5827-1

Lesealter

Altersangabe Verlag

14

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Korn arbeitet als Autor und Dozent in Hannover. Er schreibt über Archäologie und über Geschichte u. a. für Die Zeit, Mare, Geo und Damals und hat zu diesen Themen auch schon einige Bücher veröffentlicht.<br />Klaus Ensikat gilt als „ungekrönter König der Buchillustratoren“. Er war Professor an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und erhielt zahllose Preise.