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hellmut bruch, licht und unendlichkeitAm besten liest man Bücher über Hellmut Bruch im Freien, denn die abgebildeten Zeichen und Texte brauchen Luft, um das zu ermöglichen, was den Künstler ausmacht: Progression.

Hellmut Bruch verdankt seine Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit der Realisierung von Progression. Diese mathematische Operation kann üblicherweise nur als Kalkulier-Maßnahme durchgeführt werden. Grob gesprochen handelt es sich dabei um einen Rechenvorgang, der als Ergebnis so etwas wie den goldenen Schnitt zu Tage fördert. Für das gemeine Volk ist die Progression unter dem coolen Ausdruck „Steuerprogression“ bekannt, dabei erhält der damit Beglückte immer weniger netto, je mehr er brutto arbeitet.

ruth bernardi, totgeschwiegene lebenDas ist der Traum jeder Sprachforscherin: Wenn das Gebiet klein genug ist, und die Sprache überschaubar groß, kann alles rund um diese Sprache von einer einzigen Person entdeckt, gepflegt und für die Zukunft fit gemacht werden.

Rut Bernardi hat die ladinische Sprache rund ums Grödnertal mit Lexika, Essays, Tondokumenten und Romanen ins Bewusstsein der Zeitgenossen gerückt. In ihrer jüngsten Arbeit lässt sie „totgeschwiegene Leben“ aus diesem Rayon wieder auferstehen und gibt ihnen zum ersten Mal eine Sprache.

philipp s. katz, du, forscher, du!Was waren das noch für Zeiten, als Forschern nicht nur geglaubt wurde, was sie erforschten, sondern als man sie auch noch unterstützte und als fröhliche Wissenskumpane begrüßte.

Philipp S. Katz ist nach fünfzig Jahren noch selbst ganz hingerissen von der Begrüßung, die ihm das Bergdorf Stuls bereitet hat anlässlich seiner anthropologischen Studien über Leben, Wandel und Lebenswandel in den 1970er Jahren. Die Formel „Du, Forscher, du! Kimm do auer!“ ist mittlerweile legendär.

joseph ledoux, bewusstsein - die ersten vier milliarden jahre„Bewusstsein - Die ersten vier Milliarden Jahre handelt von der Evolution des Verhaltens. Dabei geht es nicht nur um das Verhalten des Menschen oder anderer Säugetiere, nicht einmal nur um das von Tieren. Es geht darum, dass Verhalten schon anfing, sobald die allerersten Organismen entstanden waren.“ (S. 11)

Wie konnte sich im Zuge der Evolution der ersten vier Milliarden Jahre komplexes Leben entwickeln, das am Ende zum Bewusstsein menschlicher Spezies geführt hat. Das Sachbuch „Bewusstsein“ entführt seine Leserinnen und Leser auf eine Reise von den Anfängen des Lebens bis zum komplexen Gehirn von Säugetieren und Menschen.

constantin schwab, das journal der valerie voglerBald wird die Erde so vermüllt sein, dass es keinen Flecken mehr gibt, auf dem man ein Selfie mit unberührter Natur machen kann. Auch die Literatur leidet schon unter dem Mangel an unberührten Plätzen, worin sich die Seele in sich selbst austoben kann. Als letzte Refugien für kranke Psychen gelten Patagonien und Spitzbergen. Das früher weit verbreitete Sibirien ist ja momentan sanktioniert.

Constantin Schwab nennt seinen Roman „Das Journal der Valerie Vogler“. Mit diesem Genre versucht er einen halbwegs realistischen Rahmen für etwas abzustecken, was gerade dabei ist, jeglichen Rahmen abzuwerfen: Die absolute Kunst.

judith w. taschler, über carl reden wir morgenJe katastrophaler die Gegenwart empfunden wird, umso mehr weichen Romane in die Vergangenheit aus. Eine Familiengeschichte, die kurz nach dem ersten Weltkrieg aufhört, beruhigt aufgewühlte Pandemie- und Kriegsseelen gleichermaßen.

Judith W. Taschler erklärt in einem Begleitinterview zur Präsentation ihres Romans „Über Carl reden wir morgen“, dass sie sich aus dem frustrierenden Pandemiegeschehen ausklinken wolle, weshalb sie einen Stoff recherchiert habe, den eine Mühlviertler Familie so in etwa vielleicht im 19. Jahrhundert erlebt hat. Historie dient also zur Entspannung, weil man immerhin weiß, wie die Geschichte zu einem gewissen Zeitpunkt ausgegangen ist. In diesem Falle endet der Roman gegen 1920 und lässt genug Spielraum, ihn vielleicht bis in die Gegenwart heraufzuführen, wenn diese später einmal weiß, was sie will.

ada zapperi zucker, in südtirol und anderswoWenn einmal das große Wirtschaften die Macht übernommen hat, wird davon auch die Literatur eines Landes berührt. Bei Büchern über Südtirol denkt man meist an Krimis, Hotelprospekte und Sommerfrische-Storys. Kaum jemand kommt auf Anhieb auf die Idee, dass sich unter dem Label Südtirol auch Schicksale, Erzählungen und Lebensgeschichten verbergen könnten.

Ada Zapperi Zucker überrascht Land und Leser mit einer alten Weisheit: Wenn du die Geschichte eines Landes verstehen willst, musst du dir von den Alten erzählen lassen, wie es aus ihrer Sicht gewesen ist. Aus den oft vertrockneten Mündern lassen sich manchmal alte Plots heraushören, sie sind aus klaren Farben wie eine Grundierung von Himmel, wenn die Wolken der Zeitgeschichte aufgerissen haben.

stanislav struhar, farben der gegenwartFarben verhalten sich in der Literatur geradezu paradox: Je genauer sie beschrieben sind, umso mehr treten sie aus dem Erzählten hinaus, und umgekehrt machen sie eine Stimmung klar, indem man ihnen eine bestimmte Farbe gibt.

Stanislav Struhar ist bereits ein Leben lang unterwegs auf der Suche nach seinen Farben. Migration, Verlust von Angehörigen, Systemwechsel, Heimatwechsel, Sprachwechsel, all diese Veränderungen haben ihn auf die Spur der Farben gebracht, denn diese vermögen, einmal zum Klingen gebracht, sich über alle kleinteiligen Eingrenzungen hinwegzusetzen. Die Farben sind in seinem Falle verlässliche Botenstoffe für Emotionen, Sehnsüchte, Stimmungslagen.

klaus-peter hufer, zivilcourage„Dieses Buch handelt von Zivilcourage. Bevor es konkret wird, ist das inhaltliche und begriffliche Feld zu definieren. Klarheit muss hergestellt werden über die Bedeutung von Zivilcourage, dem Thema dieses Buches, und des Begriffs Widerstand, der eng damit zusammenhängt, jedoch nicht unbedingt das Gleiche meint.“ (S. 7f)

Was macht Zivilcourage aus? Was sind ihre Merkmale und Kennzeichen? Was verhindert sie und was begründet und verstärkt Zivilcourage? Klaus-Peter Hufer geht systematisch der Frage nach Zivilcourage nach und zeigt an zahlreichen Beispielen und Vorbildern, was das Wesen der Zivilcourage ausmacht und wie sie sich erlernen lässt.

elias schneitter, civettaDas Kind kommt zum ersten Mal in die Provinzstadt und ist erschlagen von der Weite und Undurchdringlichkeit der Stadt. Es kann nur einzelne Wörter lesen und merkt sich den Straßennamen Resselstraße, sollte es verlorengehen. Dort nämlich wohnen Bekannte. Aber o Wunder, der Name Ressel geht ein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf, er steht für Abenteuer, Sicherheit und Orientierung. Diese drei Dinge verspricht auch die Literatur, weshalb ein Leser immer Züge des Josef Ressel an sich hat, wie das erwachsene Kind eines Tages bemerkt.

Elias Schneitter trägt schon ein Leben lang die Geschichte des Josef Ressel ungelöst und voller Bewunderung mit sich herum. Lange sind seine Fragmente in diversen Schatullen und Kisten zur Ruhe gebettet gewesen, aber jetzt hat er seine gesammelten Alterskräfte aufgeboten, ist ins Technische Museum in Wien zu den Originalschriften gefahren, und hat eine wundersame Erzählung geschrieben. Diese berichtet in der Verkleidung des Erfinders der Schiffsschraube letztlich davon, wie es einem in Österreich ergeht, wenn man seine privaten Erfindungen dem öffentlichen Geist, dem Kaiser, den Volksvertretern und der Beamtenschaft aussetzt.