Christian Futscher, Was mir die Erdmännchen erzählen

Hinweise auf künstlerischen Umgang mit Tieren, lassen immer auch heftige Fragen aufkommen: Ist dem Tier auch nichts geschehen, das im Film zu Tode gekommen ist? Ist das Tier auch vegan, das vor der Heldin auf dem Bühnen-Teller liegt? Ist der Sex auch jugendfrei, den der Maler zu Ausstellungszwecken mit einem Tier bewerkstelligen will?

Christian Futscher luchst seine besten Geschichten den Tieren ab, darin gleicht er einem Heiligen, der die Vögel auf den Schultern landen lässt, damit sie vorne singen und hinten das Gewand voll machen. Die besten Pointen liefern angeblich die Erdmännchen, weil ihre Geschichten bodenfest und geerdet sind. Der Untertitel ist quasi eine Warnung, es handelt sich um Texte mit Tieren. Wer Tiere nicht mag, wird auch mit den Tier-Texten nichts anfangen können.

Das richtige Tiere-Schauen will übrigens gelernt sein. Ein Super-Vater schiebt seinen Buben im Buggy genau nach pädagogischem Fahrplan vor den Löwenkäfig, der Buggy-Boy freilich schaut sich lieber die Ameisen am Käfiggitter an und beschließt, den Löwen zu Hause im Buch anzuschauen, da ist nämlich auch ein Skelett dabei.

Opa liegt im Sterben und erklärt der Verwandtschaft, dass er sich schon irrsinnig auf das Jenseits freue, da wird er neben dem noch fidelen Enkel auch seinen Kater wieder treffen.

In einer erotisch ausgewogenen Sommergeschichte steckt der Verliebte seiner Geliebten die Blumen in den Hintern, weil sie die schönste Vase auf Erden ist. Tatsächlich können es die beiden nicht mehr erwarten, bis Bienen und Schmetterlinge antanzen.

In einer Hardcore Geschichte von den Schwänzen geht es dann ordentlich zur Sache. „Der Schwanz des Hasen wird Blume genannt (rhythmisch sehr gut). Meinen Schwanz nenne ich oft Hasenfuß (rhythmisch nicht so gut).“ (23)
An einem gigantischen Literaturwettbewerb nehmen so viele Lyrikerinnen und Lyriker teil, dass keine Jury mehr die Verse aussieben kann. Das Thema heißt nämlich schlauerweise „Hase“. (54)

Immer wieder kommen namhafte Literaten zu Wort, die selbst durch Tiere berühmt geworden sind wie etwa Ilse Kilic und Fritz Widhalm durch ihr Wohnzimmer-Schwein.

Und am stärksten wirken Tiergeschichten, wenn sie zu einem Sprichwort eingekocht sind.

Das Schnitzel in freier Wildbahn hat kein Panier. (125)

Fast ist man versucht zu sagen, für tierisch gute Texte braucht es eben Tiere! Diese Vermischung von Kalauer, Wortwitz, tierischem Ernst und Lebensweisheit entsteht wie von selbst am Tresen, wenn die Erzähler richtig eingesprudelt sind. Von Christian Futschers Geschichten wird man als Leser fett, ohne getrunken zu haben.

Christian Futscher, Was mir die Erdmännchen erzählen. Texte mit Tieren
Wien: Czernin 2016, 141 Seiten, 19,90, ISBN 978-3-7076-0573-0

 

Weiterführende Links:
Czernin Verlag: Christian Futscher, Was mir die Erdmännchen erzählen
Wikipedia: Christian Futscher

 

Helmuth Schönauer, 18-03-2016

Bibliographie

AutorIn

Christian Futscher

Buchtitel

Was mir die Erdmännchen erzählen. Texte mit Tieren

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Czernin Verlag

Seitenzahl

141

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-7076-0573-0

Kurzbiographie AutorIn

Christian Futscher, geb. 1960 in Feldkirch, lebt in Wien.