Martin Kolozs (Hg.), „Bildung ist ein Lebensprojekt“

Ein Philosoph mit Lehrstuhl und ein anderer Philosoph mit einem Verlag setzen sich eines Abends im Jahre 2009 in die damals noch Wagner’sche Buchhandlung in Innsbruck und diskutieren öffentlich ein paar Thesen nach dem Diktum: „Wissenschaft ist keine Geheimlehre. Wissenschaft beginnt damit, dass jemand eine These aufstellt und sie öffentlich diskutieren lässt.“ (37)

Die Rede ist von Konrad Paul Liessmann und Martin Kolozs, die in einem öffentlichen Gespräch das Projekt Bildung als Lebensprojekt vorstellen. Dabei fallen durchaus markante Sätze beiläufig, wie etwa dass in der Millionenshow alle Fragen und Antworten nichtssagend gleichwertig sind, oder dass im Netz surfen bedeutet, stets an der Oberfläche zu bleiben.

Dann stellt Liessmann seine These vor, wonach die Fundamente der Bildung aus drei Bausteinen bestehen:

  • Wissen als Methodenwissen
  • Historisches Wissen
  • Wissen als Denk- und Kommunikationskompetenz

In diesem letzten Punkt sind so edle Begriffe mitzudenken wie Schönheitssinn oder Taktgefühl oder die Kunst der Gesprächsführung.

Daraus ergibt sich, dass sich Bildung nur als „Lebensprojekt“ verwirklichen lässt. Darin  ist mehr enthalten als die übliche Education permanente oder das lebenslange Lernen in der Wirtschaft, das eher aus Berufsnotwendigkeit geschieht.

Damit so eine Bildung sich wohlfühlt, braucht es Vorbilder im Humboldtschen Sinn, Professor und Student dienen gemeinsam auf Augenhöhe der Wissenschaft beispielsweise. Der Bildungsprozess lässt sich schlecht durch den Wahn nach Ranking-Listen vorantreiben und schon gar nicht durch Wettbewerb. Hier versucht einfach eine Test-Industrie im Geschäft zu bleiben.

Auch sonst sollte man, wenn man einmal in einem Fach Bildung  als Methodenwissen kapiert hat, nicht alles glauben, was als Allgemeingut dahergeredet wird. So vervielfacht sich nicht das Wissen alle paar Jahre sondern nur die Publikationen über das ohnehin schon Bekannte.

Selig die Zeiten, als man mit dem puren Lesen-Können noch etwas verlässlich erfahren hat, heute muss man seine ganze Energie in Betriebssysteme und Digitalisierungskunstgriffe hineinstecken, um dann nichts zu erfahren oder eben doch wieder mit dem Lesen zur Botschaft vorzudringen.

Gerade weil Konrad Paul Liessmanns Gedanken so beruhigend wirken, sind sie aufregend. Das sagt jemand einfach, dass wir ein Leben lang an uns glauben sollen – Bildung als wunderbares Lebensprojekt!

Martin Kolozs (Hg.), „Bildung ist ein Lebensprojekt“. Im Gespräch mit Konrad Paul Liessmann.
Innsbruck: StudienVerlag 2011. 37 Seiten. EUR 12,90. ISBN 978-3-7065-5000-0.

 

Weiterführende Links:
Studienverlag: Martin Kolozs (Hg.), „Bildung ist ein Lebensprojekt“
Wikipedia: Konrad Paul Liessmann
Wikipedia: Martin Kolozs

 

Helmuth Schönauer 01/03/12

Bibliographie

AutorIn

Konrad Paul Liessmann

Buchtitel

„Bildung ist ein Lebensprojekt“. Im Gespräch mit Konrad Paul Liessmann

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Studienverlag

Herausgeber

Martin Kolozs

Seitenzahl

37

Preis in EUR

12,90

ISBN

978-3-7065-5000-0

Kurzbiographie AutorIn

Konrad Paul Liessmann, geb. 1953 in Villach, ist Professor für Philosophie an der Universität Wien.<br />Martin Kolozs, geb. 1978 in Graz, lebt in Innsbruck und Wien.