Andreas Eschbach, Aquamarin

„Sie lassen mich im Stich. Sie wissen genau, dass ich nicht schwimmen kann, doch es kümmert sie nicht. Ich sollte Todesangst haben, aber ich habe keine. Mir ist, als könnte ich unter Wasser atmen.“ (10)

Am Donnerstag, den 4. November 2151 wird die sechzehnjährige Saha Leeds von Mitschülern in das Fischbecken der Eliteschule Thawte Hall geworfen. Von diesem Tag an wird sich das Leben des jungen Mädchens, das Opfer einer Mobbingattacke geworden ist, dramatisch ändern. Obwohl sie Nichtschwimmerin ist und mehr als eine Viertelstunde unter Wasser treibt, ertrinkt sie nicht.

Saha ist in Seaheaven, dem großen Zentrum in Australien für neotraditionalistische Lebensweise, eine Außenseiterin. Nachdem sie ihre Mutter bereits als Kind verloren hat, lebt sie bei ihrer taubstummen Tante Mildred. Diese verdient als Reinigungskraft an der Schule und bei reichen Familien der Stadt ihren Lebensunterhalt verdient, um kleine, schäbige Wohnung und Sahas Ausbildung zu finanzieren.

Carilja Thawte ist die Tochter des reichsten Unternehmers der Stadt und größten Förderers von Thawte Hall und wird von allen Mitschülern angehimmelt. Sie verachtet die arme und unscheinbare Saha, lässt sie dies bei jeder Gelegenheit spüren und schreckt selbst nicht davor zurück, die Nichtschwimmerin Saha ins Fischbecken zu werfen.

Als Direktorin Van Steen von dem Vorfall erfährt, aber Saha wegen angeblicher "Gerüchte" zum Vorfall im Fischbecken Vorwürfe macht, stellt sich ganz unerwartet ihr Schulkollege Pigrit Bonner auf ihre Seite. Mit einer Filmaufnahme beweist er, dass Saha von Thawte und ihren Freunden ins Fischbecken geworfen und hilflos zurück gelassen worden war.

Niemand ahnt, dass Saha ein großes Geheimnis verbirgt. Schon seit ihrer Kindheit muss sie einen Sprühverband um die Brust tragen, um die schmalen Schlitze seitlich ihrer Brust zu verbinden. Saha selbst glaubt der Erzählung ihrer Tante, dass ihre Verletzungen von einem Unfall herrühren. Nach ihrem Sturz ins Fischbecken keimt in ihr eine Ahnung auf, dass sich hinter den vermeintlichen Verletzungen, die nicht zuheilen wollen, mehr verbirgt, als ihr erzählt worden war.

Saha, die wissen will, weshalb sie im Fischbecken nicht ertrunken ist, beschließt zum Meer zu gehen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Im Ozean untergetaucht, muss sie zu ihrer Freude und ihrem Schrecken erkennen, dass ihre Wunden in Wirklichkeit Kiemen sind und sie im Wasser atmen kann.

Niemand außer Pigrit erfährt von ihrem Geheimnis, der Saha dabei hilft, herauszufinden, wer sie wirklich ist. Dabei muss sie vorsichtig sein, denn sie weiß, dass sie aus Seahaven verbannt wird, sollte öffentlich werden, dass sie ein Wesen zwischen Mensch und Fisch ist.

Andreas Eschbachs utopischer Roman nimmt die Möglichkeiten der Genmanipulation als Ausgangspunkt, um mögliche Konsequenzen in einer zukünftigen Gesellschaft durchzuspielen. Dabei werden geschickt ethische Fragen zu möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft und Individuen in den Raum aufgeworfen.

„Aquamarin“ ist gleichzeitig aber auch ein Entwicklungsroman“ in dem das Thema „Mobbing“ in seinen verschiedenen Facetten vorgestellt wird. Die Leserinnen und Leser erleben dabei mit, wie es der Heldin mit Hilfe von Freunden gelingt, sich aus dem Teufelskreis aus Ablehnung und Angst zu befreien, sich von einer Außenseiterin zu einer starken Persönlichkeit zu entwickeln und am Ende zu sich selbst zu finden.

Ein überaus empfehlenswertes und spannendes Buch, in dem die utopischen Elemente wohldosiert eingesetzt werden und zum Nachdenken über technischen Fortschritt und zwischenmenschliche Beziehungen anregen.

Andreas Eschbach, Aquamarin, ab 14 Jahren
Würzburg: Arena Verlag 2015, 408 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-401-60022-2

 

Weiterführende Links:
Arena Verlag: Andreas Eschbach, Aquamarin
Wikipedia: Andreas Eschbach

 

Andreas Markt-Huter, 07-06-2016

Bibliographie

AutorIn

Andreas Eschbach

Buchtitel

Aquamarin

Erscheinungsort

Würzburg

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Arena Verlag

Seitenzahl

408

Preis in EUR

18,50

ISBN

978-3-401-60022-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Andreas Eschbach studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler, bevor er sich ausschließlich dem Schreiben widmete. Bekannt wurde er durch den Thriller „Das Jesus Video“. Seit 1996 ist Andreas Eschbach als freier Schriftsteller tätig und lebt heute in der Bretagne.