Andrew Lane, Young Sherlock Holmes - Der Tod ruft seine Geister
„»Aber jetzt bist du an der Reihe«, forderte Sherlock ihn auf. »Was tust du hier, und was erwartet uns bei Ankunft auf der Burg? Irgendein diplomatisches Treffen?« Mycroft schüttelte sein massiges Haupt. »Was weißt du über Spiritismus?«, fragte er.“ (36)
Der junge Sherlock Holmes kehrt als Seemann von seiner Seereise und seinen lebensgefährlichen Abenteuern in China nach Europa zurück und trifft bei seiner Zwischenlandung in Irland auf seinen Bruder Mycroft. Doch ist dieses Treffen nicht zufällig sondern von Mycroft arrangiert, weil er Sherlocks Hilfe für einen delikaten Auftrag der englischen Regierung benötigt.
Der ehemalige Magier Ambrose Albano gibt vor mit jedem kürzlich verstorbenen Geist in Verbindung treten zu können, woraufhin sich im westirischen Cloon Ard Castle die Regierungsvertreter Englands, Deutschlands, Russlands und Österreich-Ungarns treffen, um die Fähigkeiten des angeblichen Mediums zu überprüfen. Dahinter steckt die Hoffnung, Geheimnisse von verstorbenen Agenten der anderen Seite zu offenbaren oder eigene Geheimnisse zu schützen.
Der Besitzer der Burg Sir Shadrach Quintillan organisiert eine Vorführung für die geladenen Gäste, an der auch Sherlock und sein Bruder Mycroft teilnehmen. Am Ende der Demonstration von Albanos Fähigkeiten, sollen diese der meistbietenden Nation zur Verfügung gestellt werden.
Mit viel Theatralik gelingt es dem Magier bei seiner ersten spiritistischen Sitzung vor allem die beiden Gesandten aus Deutschland und Österreich von seiner übersinnlichen Gabe zu überzeugen, während Sherlock und Mycroft überaus skeptisch bleiben und Sherlock versucht Albano als Schwindler zu entlarven. Dabei entdeckt der junge Detektiv, dass Albano verschiedenen Gehilfen unterstützt wird.
Bei seinen Erkundungen durch die Burggemäuer stößt er außerdem auf zahlreiche unterirdische Gänge, die bis zu nahegelegenen Strand führen, sowie einen merkwürdigen Turm ohne Eingang, dessen Sinn ihm lange Zeit unklar erscheint. Als eine Dienerin tot aufgefunden, sein Bruder Mycroft in der Bibliothek von Cloon Ard Castle niedergeschlagen und Ambrose Albano entführt wird und spurlos verschwindet, gewinnt der Fall zunehmend an Dramatik.
Zur gleichen Zeit erscheint Sherlocks langjähriger Lehrer Amyus Crowe als Vertreter der amerikanischen Regierung mit seiner Tochter Virginia auf. Für Sherlock wird die Lage immer komplizierter, ist er doch unglücklich in Virginia verliebt, die sich jedoch für einen anderen entschieden hat.
„Der Tod ruft seine Geister“ führt die jugendlichen Leserinnen und Leser in die Welt der Geister und des Übersinnlichen, wozu die Landschaft Irlands und eine alte Burg als ideale Kulisse dienen. Obwohl sich die Geschichte in einem überschaubaren kleinen Gebiet rund um die Burg abspielt, fehlt ihr nichts an Spannung und Abwechslung und zieht seine Leser von der ersten Seiten weg in ihren Bann.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen sowohl die zwischenmenschlichen Beziehungen der einzelnen Protagonisten, als auch die detektivische Kleinarbeit, mit der Sherlock und seine Freunde dem Geheimnis der spiritistischen Darbietungen sowie den Todesfällen auf die Spur zu kommen versuchen. Die begleitende Liebesgeschichte zwischen Sherlock und Virginia geben dem überaus empfehlenswerten Kriminalroman seine ganz persönliche Note.
Andrew Lane, Young Sherlock Holmes - Der Tod ruft seine Geister. Aus der Reihe: Young Sherlock Holmes, übers. v. Christian Dreller [Orig. Titel: Young Sherlock Holmes – Knife Edge], ab 12 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Verlag FJB 2015, 407 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-596-03223-5
Weiterführende Links:
Fischer Verlag FJB: Andrew Lane, Young Sherlock Holmes - Der Tod ruft seine Geister
Wikipedia: Andrew Lane
Andreas Markt-Huter, 10-02-2016