Beth Kephart, Nichts als Liebe
„Es gibt die Dinge die gewesen sind, und die Dinge, die noch nicht gewesen sind.“ (7)
Katie D´Amore ist 16 Jahre alt und hat vor acht Monaten ihre Mutter verloren. Gemeinsam mit ihrem Vater, einem Restaurator für alte Gemälde, versucht sie mit dem schmerzlichen Verlust fertig zu werden. Während ihr Vater sich in seine Arbeit als Restaurator stürzt, um sich abzulenken, nimmt Katie einen Ferialjob an und gräbt mit weiteren jungen Kollegen den wunderschönen Park der alten Miss Martine um. Aber irgendetwas scheint nicht mit Miss Martine, dem alten Haus und dem großen Park zu stimmen.
Katies Mutter ist ganz plötzlich, drei Monate nach der Diagnose Krebs, am Tag vor Weihnachten gestorben. Ihr Vater hat sich nach dem Tod ihrer Mutter immer mehr in seine Arbeit gestürzt und damit begonnen für sie die verschiedensten Gerichte zu kochen und so meistern sie den Alltag mehr recht als schlecht. An allen Ecken und Gegenständen leben die Erinnerungen an ihre Mutter weiter, die stets mit viel Zärtlichkeit, Witz und Klugheit verbunden sind.
Katie entschließt sich, in den ersten Sommerferien nach dem Tod ihrer Mutter, einen Ferialjob als Gärtnerin im großen Park von Miss Martine anzunehmen. Miss Martine ist eine überaus mysteriöse Erscheinung, die seit mehr als 50 Jahren von niemandem mehr gesehen worden ist und ihre Wünsche und Aufträge über ihren Gärtner Old Olsen übermitteln lässt. Aber auch dieser benimmt sich mehr als merkwürdig und scheint im Garten nach etwas Wichtigem zu suchen.
Sie hatte ihre eigene Art des Verschwindens, und wenn ich Ida und sogar Reny frage, sagen sie, es hieße, sie hätte ihr gesellschaftliches Leben nach einem mächtigen Sturm beendet, der Sturm sei mitten durch die Stadt gefegt. „Ein Sturm wie eine Bowlingkugel“, sagt Reny. (21)
Katie interessiert sich immer mehr für Miss Martine und beginnt in der Öffentlichen Bibliothek nach Hintergrundinformationen über sie zu recherchieren. Die Bibliothekarin Miss McDermott unterstützt sie bei ihren Nachforschungen und stellt ihr Tagebücher und Zeitungsausschnitte mit dem Titel „Heimatgeschichte“ zur Verfügung, die der Bibliothek vor einigen Monaten als anonyme Spende vermacht worden sind, in der Informationen über Miss Martine zu finden sind.
Zur gleichen Zeit erhält ihr Vater ein mysteriöses Gemälde zur Restauration, das einem Heimatmuseum ebenfalls von einem anonymen Spender geschenkt worden ist und hinter dessen Rahmen er die Aufzeichnungen eines gewissen John Butler Everlast entdeckt, der Maler des Bildes und der Vater von Miss Martine. Katie gelingt es im Lauf der Zeit, das Puzzle um das Geheimnis der mysteriösen alten Dame nach und nach zu lüften. Aber da ist auch noch Danny, ihr Kollege bei der Gartenarbeit, der im Herbst das College besuchen wird und der Katie im Laufe des Sommers immer näher kommen wird.
Beth Kepharts Jugend-Roman „Nichts als Liebe“ ist eine poetische Auseinandersetzung um Liebe, Zuneigung, Tod und Schmerz und den Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Es ist ein Plädoyer dafür, dass das Leben, trotz aller Wehmut weitergehen muss und die Liebe zu einem verlorenen Menschen beflügeln kann und nicht lebendig begraben muss.
Mit viel Einfühlungsvermögen und Poesie verbindet Kephart eine Geschichte über Trauer und Verlust mit einer kleinen Liebesgeschichte und einer spannenden Detektivgeschichte. Dabei überzeugt die einfühlsame, klare und dennoch poetische Sprache der Autorin und die gelungene Übersetzung von Cornelia Stoll. Ein schönes Leseerlebnis, das allen Leserinnen und Lesern gerne empfohlen werden kann.
Beth Kephart, Nichts als Liebe. Übers. v. Cornelia Stoll [Orig. Titel: Nothing But Ghosts], ab 14 Jahren
München: dtv Reihe Hanser 2012, 192 Seiten, 9,20 €, ISBN 978-3-423-62518-0
Weiterführende Links:
dtv: Beth Kephart, Nichts als Liebe
Wikipedia: Beth Kephart (engl.)
Andreas Markt-Huter, 02-09-2013