Claudia Gray, Constellation - Gegen alle Sterne
„In drei Wochen wird Noemi Vidal sterben – genau hier, an diesem Ort. Heute ist es nur eine Übung. Noemi würde gerne beten wie die anderen Soldaten ringsum. Das sanfte An- und Abschwellen ihrer flüsternden Stimmen klingt wie der Wellenschlag am Strand.“ (7)
Im 24. Jahrhundert hat sich die siebzehnjährige Vollwaise Noemi Vidal freiwillig gemeldet an der „Massada-Offensive“ teilzunehmen. Drei Jahrzehnte zuvor schien der Befreiungskrieg der Genesis-Kolonie gegen die Erde gewonnen zu sein. Der Friede war eingekehrt und ein friedliches Leben, jenseits der Zerstörung der Umwelt schien gesichert, bis vor zwei Jahren der Feind mit neuen Raumschiffen und Mechs, Robotern in Menschengestalt, den Planeten Genesis angegriffen hatten.
Noemi nimmt in Kauf, dass der geplante Kampfeinsatz ihrem Planeten lediglich einen Zeitgewinn verschaffen und ihren Tod bedeuten wird. Im Gegensatz zu ihrer Freundin Ester, bei deren Noemi seit dem Tod ihrer Eltern leben darf, kann sie bereits auf Kampferfahrung zurückblicken. Die Übung gerät aus dem Ruder, als plötzlich feindliche Raumjäger der Erde Genesis angreifen.
Noemi gelingt es ein Mech-Raumschiff zu zerstören, dass ihre Freundin Ester angegriffen und schwer verletzt hat. Es gelingt Noemi, das zerstörte Raumschiff ihrer Freundin im Schlepptau, einen scheinbar verlassenes Forschungsschiff der Erde anzusteuern, wo sie hofft, ihre Freundin medizinisch versorgen zu können.
Sie ahnt nicht, dass sich auf dem vor dreißig Jahren verlassenen Raumschiff Dädalus ein außergewöhnlicher Mech befindet, der von seinem Schöpfer Burton Mansfield als einmaliges Modell konstruiert worden ist. Abel besitzt die herausragenden Eigenschaften aller Roboter-Modelle und wurde darüber hinaus mit einem Lernprogramm ausgestattet, das ihm erlaubt Gefühle zu analysieren und ein Ich-Bewusstsein aufzubauen.
Als Noemi die Dädalus betritt, um nach der Notfallstation zu suchen, wird sie sofort von Abel angegriffen, der seinen Schöpfer Mansfield verteidigen will. Als Abel jedoch erkennt, dass sich Mansfield nicht mehr an Bord befindet, tritt die Programmierung in Gang, dass er sich den Befehlen des ranghöchsten Soldaten an Bord zu unterstellen hat. Auch mit Abels Hilfe gelingt es Noemi nicht, Ester zu retten.
In einem Gespräch mit Abel erfährt sie, dass es die Möglichkeit gibt das „Genesis-Tor“ die Hyperraumverbindung zwischen der Erde und Genesis zu zerstören. Noemi beschließt mit Abels Hilfe diese selbstmörderische Aufgabe in Angriff zu nehmen und Genesis zu retten. Aber kann sie sich auf einen Roboter verlassen, der unbemerkt immer mehr menschliches Verhalten und Gefühle zu entwickeln beginnt.
Im Mittelpunkt von Claudia Grays spannend erzähltem Science-Fiction-Weltraumabenteuer steht die Auseinandersetzung zwischen einer jugendlichen Vollwaise, die gelernt hat, sich selbst und ihrem Leben eine geringe Bedeutung beizumessen, und einem perfekten Roboter, den sein Schöpfer als sein Meisterwerk mit einem menschenähnlichen Bewusstsein geschaffen hat.
Beide führt ihr Aufeinandertreffen in eine neue Richtung ihrer Existenz und verändert ihre Sicht auf sich selbst und auf die Welt, macht sie beide „menschlicher“ und verwischt zunehmend die Grenze zwischen Maschine und Mensch. Ein überaus spannender und empfehlenswerter Jugend-Abenteuerroman vor dem Hintergrund einer dystopischen Sternenwelt, wo die Zerstörung und Ausbeutung der Erde in einer ungewissen Zukunft einen kriegerischen Höhepunkt findet.
Claudia Gray, Constellation - Gegen alle Sterne. Übers. v. Christa Prummer-Lehmair / Heide Horn [Orig. Titel: Defy the Stars], ab 14 Jahren
München: Cbj Verlag 2017, 512 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-570-17439-5
Weiterführende Links:
Cbj Verlag: Claudia Gray, Constellation - Gegen alle Sterne
Wikipedia: Claudia Gray (engl.)
Andreas Markt-Huter, 01-25-2018