Emma Adbage, Mickan ist ganz zufrieden mit sich
„Aber wenn ich mich etwas länger im Spiegel anschaue, etwa eine Viertelstunde lang, dann bekomme ich ein sonderbares Gefühl. Ich nenne es das »Ich-Gefühl«. Dann schaue und schaue ich mich selbst an, so genau und so lange, wie ich es aushalte, und plötzlich passiert es, und ich verstehe nicht mehr, dass das im Spiegel ich bin!“ (12)
Mickan ist acht Jahre und besucht die 2. Klasse. Sie macht sich viele Gedanken über sich selbst, wer sie ist oder wie sie aussieht. Sie findet sich selbst recht hübsch, aber zum Glück nicht so hübsch, dass sie ständig angestarrt würde. In der Schule verhält sie sich sehr ruhig und ist dann alles andere als erfreut, wenn die Lehrerin sie ständig drannimmt, obwohl sie sich nicht meldet. Und überhaupt bietet das Alltagsleben für Mickan so manche Merkwürdigkeiten und Herausforderungen.
Mickan wünscht sich zu ihrem achten Geburtstag ein Kaninchenmädchen, ein Trampolin, Perlen, Goldschuhe u.a. ist sich aber ziemlich sicher, dass sie stattdessen Socken, Bücher und Gabeln bekommen wird. Aber auch in der Schule läuft für Mickan nicht alles wie erhofft. Als die Lehrerin ankündigt, dass sie das Theaterstück „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ aufführen werden, rechnet sie damit, dass bei acht Rollen nicht die ganze Klasse mitspielen muss. Zu ihrem Unglück findet die Lehrerin für alle Kinder eine Rolle und ausgerechnet Mickan soll einen der Zwerge spielen.
Zu Hause wieder versucht Mickan dem neunjährigen Nachbarkind Gela aus dem Weg zu gehen, da sie ständig Spiele spielen will, die Mickan nicht mag oder vor denen sie sich fürchtet. Mickan fürchtet sich vor vielen Dingen, wie z.B. der Schnitzerei im Werkraum der Schule, wo sie sich in ihrer Fantasie die schlimmsten Verletzungen zuzieht. Schwierigkeiten bereiten Mickan auch Knubbel, wie Schorf auf einer Wunde oder Tomatenkernen auf einem Schneidebrett, vor denen sie sich besonders ekelt.
Mickan genießt aber auch die schönen Seiten des Lebens. Ihre Eltern liebt sie z.B. über alles und will sie nie verlassen.
Sie sind so lustig, und es ist so gemütlich bei ihnen. Und die beiden sind ganz schön witzig, das habe ich schon gemerkt. Ganz oft albern und kichern wir herum. Ich glaube andere Eltern sind nicht so lustig. Die meisten in meiner Klasse sagen, dass sie ihre Mamas und Papas hassen. (36f)
Emma Adbages „Mickan ist ganz zufrieden mit sich“ bietet ein ganzes Feuerwerk an kindlicher Lebensphilosophie und Weltsicht, das mit einer tiefen Einfühlsamkeit das Denken kleiner Kinder in Sprache fasst. Für Kinder klar verständlich bieten die Kurzgeschichten aber auch für Erwachsene Vorleser beste Unterhaltung und lenken den Blick auf die Welt auf die Sicht des Kindes.
Adbages erzählt Alltagsgeschichten aus der Sicht der achtjährigen Mickan und zieht die jungen und alten Leserinnen und Leser mithinein in eine Welt, die Kindern vertraut ist und Erwachsene zum Nachdenken anregt. Selten wurde für Kinder über die Dinge des Alltags so witzig, humorvoll und dennoch intelligent geschrieben wie in diesem überaus empfehlenswerten Kinderbuch von Emma Adbage.
Emma Adbage, Mickan ist ganz zufrieden mit sich. Ill. v. Emma Adbage, übers. v. Helene Hillebrandt [Orig. Titel: Jag är jag], ab 6 Jahren
Hamburg: Rowohlt Verlag 2014, 128 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-499-21359-5
Weiterführender Link:
Rowohlt Verlag: Emma Adbage, Mickan ist ganz zufrieden mit sich
Andreas Markt-Huter, 11-06-2015