Jürgen Teichmann, Galilei, Röntgen & Co.

„Galilei ließ dieser Gedanke nicht los, und als ihn am Nachmittag sein Freund Jacopo Mazzone, ein Philosoph, besuchte, fragte er: »Was, glaubst du, fällt schneller, Blei oder Holz?« »Nach Aristoteles ist es Blei«, antwortete Jacopo, ohne zu überlegen.“ (6)

Wie aufregend die Welt der Wissenschaft und der Entdeckungen sein kann, zeigen nachdrücklich, die spannend erzählten Episoden aus dem Leben der berühmten Naturwissenschaftler Galileo Galilei, Antoine Nollet, Joseph Fraunhofer, Wilhelm Conrad Röntgen sowie von Otto Hahn, Lise Meitner und Fritz Straßmann.

Den Anfang machen Galileo Galileis berühmte Experimente zum freien Fall, bei denen der große Naturwissenschaftler Gegenstände aus verschiedenen Materialien vom Schiefen Turm von Pisa fallen lässt, um die Frage zu beantworten, was schneller unten ankommt: Gegenstände aus leichten oder schweren Materialien. Dabei wird im Gespräch Galileis mit seinem Freund Mazzone anschaulich vermittelt, wie es Galilei gelingt, die Frage allein durch logisches Denken zu lösen und wie sehr sich sein Denken vom überkommenen Denken seiner Zeit unterscheidet.

Auch im zweiten Kapitel steht der große Gelehrte im Mittelpunkt, diesmal stehen seine Fähigkeiten als Instrumentenbauer im Mittelpunkt. Seine bahnbrechenden Entwicklungen von Fernrohren machten ihn schlagartig berühmt und ebneten den Weg für seine astronomischen Entdeckungen. Was er bei seinem Blick in den Sternenhimmel entdeckte und welche Schlüsse er daraus zog, sollte ihn schließlich in Konfrontation zum althergebrachten Weltbild und in große Schwierigkeiten mit der kirchlichen Lehrer bringen.

Im 3. Kapitel erleben wir den französischen Naturwissenschaftler Antoine Nollet und seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität mehr als 150 Jahre nach Galilei. Wir erleben die Faszination, die von der unsichtbaren Wirkung des Stromes auf die Menschen ausging aber auch welch großen Unterhaltungswert Wissenschaft an den großen Fürstenhöfen spielen durfte.

Das 4. Kapitel stellt den aus Bayern stammenden optischen Ingenieur und Physiker Joseph Fraunhofer vor. Dem aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Autodidakt gelingt es mit viel Mühe, sich wissenschaftlich weiterzubilden und führend auf dem Gebiet des wissenschaftlichen Fernrohrbau zu werden. Vor allem seine Entwicklung des Spektroskops ermöglichte es ihm, optische Gläser mit einer vor nie gekannten Genauigkeit zu vermessen.

Nicht weniger aufregend gestaltete sich Wilhelm Conrad Röntgens Entdeckung der nach ihm benannten „Röntgenstrahlen“, mit denen es möglich wurde, ins Innere des menschlichen Körpers zu blicken und damit Knochenbrüche oder Verletzungen leichter zu diagnostizieren und zu behandeln. Röntgens Entdeckung hat aber auch mit der Entwicklung von Röntgenfernrohren einen ganz neuen Blick ins Weltall eröffnet.

Thema des letzten Kapitels ist die Spaltung von Uranatomen, die einem Team aus Wissenschaftlern rund um Otto Hahn, Fritz Straßmann und der österreichischen, jüdischen Physikerin Lise Meitner im Jahr 1938 gelang. In einem fiktiven Gespräch mit Lise Meitner wird der Weg von der Erforschung der Atome, der Entdeckung radioaktiver Strahlen bis hin zur Spaltung des Uran-Atoms erläutert, wobei auch die Kehrseiten der Atomenergie, wie der Bau von Atombomben oder die Gefahr von Atomunfällen zur Sprache kommen.

Jürgen Teichmann gelingt es mit einfachen und direkten Worten die Welt der Physik und ihre großen Helden anschaulich und verständlich näherzubringen. Selten liest sich Wissenschaft und Technik so fesselnd und zieht die jungen Leserinnen und Leser von der ersten Seite an in ihren Bann, wie in dem speziell für ein junges Publikum konzipierten Sachbuch „Galilei, Röntgen & Co.“

Die zahlreichen anschaulichen Illustrationen und die ebenso unterhaltsame wie informative Darstellung machen das Kinder- und Jugendsachbuch nicht nur für naturwissenschaftlich interessierte Leserinnen und Leser zu einer überaus empfehlenswerten Lektüre.

Jürgen Teichmann, Galilei, Röntgen & Co. Wie die Wissenschaft die Welt neu entdeckte, ill. v. Joachim Knappe / Sebastian Coenen, ab 12 Jahren
Würzburg: Arena Verlag 2014, 160 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-401-06907-4

 

Weiterführender Link:
Arena Verlag: Jürgen Teichmann, Galilei, Röntgen & Co.

 

Andreas Markt-Huter, 03-02-2015

Bibliographie

AutorIn

Jürgen Teichmann

Buchtitel

Galilei, Röntgen & Co. Wie die Wissenschaft die Welt neu entdeckte

Erscheinungsort

Würzburg

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Arena Verlag

Reihe

Arena Bibliothek des Wissens

Illustration

Joachim Knappe / Sebastian Coenen

Seitenzahl

160

Preis in EUR

10,30

ISBN

978-3-401-06907-4

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Jürgen Teichmann, geboren 1941, ist Professor an der LMU in München und hat mehr als 30 Jahre lang den Bereich „Bildung und Fortbildung“ im Deutschen Museum in München betreut. Jetzt widmet er sich vor allem historischen und fachphysikalischen Sachbüchern.