Janet Clark, Schweig still, süßer Mund
„Also, meine Liste: Was macht mir Sorgen? Ella meldet sich nicht. Ellas Handy ist aus. Ella hat mindestens zwei Verabredungen nicht abgesagt. Ella hat keine Zeit, wegzufahren, weil sie fürs Abi lernen muss. Ella hat mir nicht Bescheid gesagt. Keiner weiß, wo sie ist.“ (60f)
Die siebzehnjährige Jana Rosenthal lebt mit ihrer Mutter und ihrer um zwei Jahre älteren Schwester Miriam in München, ihr Vater mit seiner neuen Frau in Berlin. Jana, Miriam und deren beste Freundin, die achtzehnjährige Elisabeth Angermair, kurz Ella genannt, kennen sich von klein auf und sind die besten Freundin. Als Ella eines Tages verschwindet, unternimmt Jana alles, um sie wiederzufinden.
Schon als Ella zu einem wichtigen Probentermin für ein Theaterstück nicht erscheint, ergreift Jana ein merkwürdiges Gefühl. So ein Verhalten passt nicht zu dem sonst so ordnungsliebenden Mädchen aus sehr reichem Haus, vor allem auch, weil sie durch ihr Fehlen ihr Abitur gefährdet. Als Jana, Miriam und Fabian das Verschwinden des Mädchens bei der Polizei melden, gibt diese zunächst an, nichts unternehmen zu können, weil Ella bereits volljährig sei. Der Jugendbeauftragte Leisch bietet ihr an, sich bei ihm melden zu können, falls sich eine neue Entwicklung ergeben sollte.
Vor allem die impulsive Jana gibt sich damit nicht zufrieden und eröffnet selbstständig die Suche nach ihrer Freundin. Sie verteilt Flugblätter in allen Lokalen, in den Ella für gewöhnlich verkehrt, während Fabian eine eigene Web-Site mit dem Titel „wo-ist-ella.de“ einrichtet, wo um Informationen über den Aufenthalt von Ella gebeten wird.
Auf ihrem Weg durch die Lokale trifft Jana auf Oliver, den erst 21-jährigen Geschäftsführer des Inn-Lokals „Cantina“ von dem sie sich sofort magisch angezogen fühlt. Er kennt Sabrina, eine Freundin von Ella, die schon seit drei Wochen spurlos verschwunden ist, von der er aber nicht viel hält.
Sabrina gehört zu dem Typ Mensch, den Eltern gern den falschen Umgang nennen, weil sie ihre braven Kinder über kurz oder lang in Schwierigkeiten bringen. Ohne deine Freundin zu kennen, aber ich hätte sie nicht mit Sabrina in Verbindung gebracht. (152)
Während ihrer Nachforschungen muss Jana feststellen, wie sehr sich Ella verändert hatte und wie wenig sie davon wusste. Aber da waren nicht nur Ellas zahlreiche zwielichtige Bekannte, weshalb sich Jana immer mehr vor den Kopf gestoßen fühlte, sondern der Umstand, dass Ella ein Verhältnis mit ihrem Ex-Freund Marco gehabt haben soll. Als Jana völlig verwirrt und hin und her gerissen die Suche abbrechen will, erhält sie eine anonyme Drohung und wird die Leiche der 26-jährigen Sabrina entdeckt.
Janet Clark erzählt einen überaus spannenden Thriller, der die Leserinnen und Leser von der ersten Seite in seinen Bann zieht. Überaus realistisch werden die Überlegungen, Bedenken und Sorgen der einzelnen Protagonisten vermittelt, wobei die unterschiedlichen Charaktere einen wesentlichen Teil des Handlungsverlaufs ausmachen.
Auch wenn die Handlung vorwiegend in der 3. Person geschrieben ist, nehmen die Leserinnen und Leser unmittelbar an der Gefühls- und Gedankenwelt der Hauptfigur Jana teil, wodurch eine unmittelbare Nähe entsteht. Die zwischen die einzelnen Kapitel eingestreuten Gedanken des Entführers als Ich-Erzähler erscheinen zwar ein wenig aufgesetzt, tun der ansonsten stringenten Erzählweise jedoch keinen Abbruch. Ein spannender und empfehlenswerter Jugendthriller, der die Leseinnen und Leser sicherlich begeistern wird.
Janet Clark, Schweig still, süßer Mund. Thriller, ab 14 Jahren
Bindlach: Loewe-Verlag 2013, 352 Seiten, 9,20 €, ISBN 978-3-7855-7784-4
Weiterführende Links:
Loewe-Verlag: Janet Clark, Schweig still, süßer Mund
Homepage: Janet Clark
Homepage: Wo ist Ella?
Andreas Markt-Huter, 22-11-2013