Lynn Weingarten, Schöne Mädchen brennen nicht
„Es gab nur eine Sache, vor der Delia Angst hatte. »Das hätte sie niemals getan«, sage ich. Und in diesem Augenblick weiß ich, dass es die Wahrheit ist. Jeremiah nickt. Er dreht sich zu mir um. »Dann verstehst du also, weshalb ich deine Hilfe brauche.« (52)
Nach den Weihnachtsferien muss June erfahren, dass ihre ehemalige beste Freundin Delia sich das Leben genommen hat. Als ihr Jeremiah erzählt, dass sich seine Freundin Delia mit Benzin übergossen und angezündet haben soll, kann June auch nicht mehr an einen Selbstmord glauben. Delia hatte nämlich vor rein gar nichts Angst, außer vor Feuer.
June ist fassungslos, als sie vom Tod ihrer ehemals besten Freundin erfährt. Auch wenn ihre Freundschaft bereits seit einem Jahr vorbei ist, nagen die Zweifel an Delias Selbstmord. Vor allem nachdem June eine Nachricht auf ihrer Mailbox abhört, die ganz und gar nicht erkennen lassen, dass sich Delia am nächsten Tag umbringen wird.
„Hey, J, ich bin’s, deine alte ABF.“ Ihre Stimme klingt gleichzeitig total vertraut und vollkommen fremd, als hätt ich sie noch nie zuvor gehört. „Ruf mich an, okay?“ Sie unterbricht sich kurz. „Ich muss dir was erzählen.“ Und das ist das Ende. Mehr sagt sie nicht. (24)
Als Delias Freund Jeremiah ihr die Hütte zeigt, in der sich Delia selbst verbrannt haben soll, will June nicht mehr an die Version mit dem Selbstmord glauben und beginnt Nachforschungen anzustellen, die sie unter anderem in das zwielichtige Milieu von Junes Bekanntschaften mit Alkohol und Drogen führt, in dem June Schulden hatte. Da ist aber auch noch ihr Stiefvater, vor dem sie immer die Zimmertür versperrt hat, um sich sicher zu fühlen.
Der Fall erhält eine neue Wendung, als June Delias Anruf auf der Mailbox noch einmal anhört und diesmal länger laufen lässt. Sie hört, dass June bei ihrem Anruf nicht allein war und mit noch jemandem im Hintergrund spricht.
„Ich sag es ihr“, sagt Delia. Ihre Stimme klingt spielerisch, aber da schwingt noch ein schwererer, düsterer Unterton mit. „Ich sag ihr, was du gemacht hast.“ (85)
Zunächst glaubt June im Hintergrund die Stimme ihres Freundes Ryan erkannt zu haben, der zur fraglichen Zeit aber nicht in der Nähe war. Eine neue Spur eröffnet sich, als sie erfährt, dass Delia im vergangenen Jahr auch noch mit einem anderen Mädchen eng befreundet war.
Als June mit ihrem Freund Ryan auf einer Party Jeremiah trifft, zeigt ihr dieser Delias Handy und hofft, dass sie das Telefon entsperren kann. June gibt sich unwissend, entwendet aber das Handy und entdeckt eine Nachricht, die Delia genau zu der Zeit erreicht hat, als sie June auf die Mailbox gesprochen hat. Wem gehört die Telefonnummer, die Delia unter dem Namen „Wichser“ abgespeichert hat und der vermutlich einer der letzten Menschen gewesen sein müsste, der sie gesehen hat.
„Schöne Mädchen brennen nicht“ ist ein aufregender Thriller, der seine Leserinnen und Leser von der ersten Seiten an, in seinen Bann zu ziehen versteht. Minutiös wird ein Puzzlesteinchen nach dem anderen zusammengefügt, wobei das entstehende Bild immer neue und überraschende Wendungen nimmt. Nichts ist so wie es scheint und die Heldin ist eine Berg- und Talfahrt der Gefühle ausgesetzt.
Lynn Weingartens Jugendthriller überzeugt durch einen spannenden Plot und geheimnisvolle Charaktere, die erst nach und nach ihre Geheimnisse preisgeben. Ein überaus empfehlenswertes Leseabenteuer und Leservergnügen das von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag.
Lynn Weingarten, Schöne Mädchen brennen nicht. Übers. v. Leo H. Strohm [Orig. Titel: Suicide Notes from beautiful Girls], ab 14 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Sauerländer Verlag 2016, 384 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-7373-5383-0
Weiterführende Links:
Fischer Sauerländer Verlag: Lynn Weingarten, Schöne Mädchen brennen nicht
Homepage: Lynn Weingarten (engl.)
Andreas Markt-Huter, 21-11-2016